HR-Mythen 19 an systematischen Urteilsfehlern. So werden beispielsweise Menschen, die gut aussehen, regelmäßig überschätzt. Menschen, die groß und kräftig sind, erscheinen uns intuitiv als führungsstark. Personen mit fremdländischen Namen trauen wir eher zu, eine Bombe zu bauen, als dass sie gute Controller sein könnten. Wer in der Personalauswahl primär auf die eigene Menschenkenntnis vertraut, schädigt damit nachweislich seinen Arbeitgeber. Dummerweise fühlen sich die Fehlentscheidungen sehr gut an und werden daher auch nicht als solche erkannt. 3 Als sich der amerikanische Psychologe Merabian in den 70er-Jahren sehr weit aus dem Fenster lehnte und behauptete, nur sieben Prozent der menschlichen Kommunikation würden auf dem gesprochenen Wort basieren, wart ein Mythos geboren, der auch in 50 Jahren sicherlich noch sein Unwesen treiben wird. Fortan gab es kein Halten mehr. Unzählige Ratgeberbücher, Seminare und Internetvorträge berichten davon, wie leicht wir über die richtige Deutung der Körpersprache einen direkten Zugang zur Persönlichkeit eines Menschen erhalten. Am Ende kennen wir die Person sogar besser als diese sich selbst. Leider werden bei der Deutung der Körpersprache immer wieder zwei unterschiedliche Perspektiven in einen Topf geworfen. Zum einen geht es um die Frage, inwieweit sich in der Körpersprache die Persönlichkeit des Menschen tatsächlich spiegelt, und zum anderen um die Frage, inwieweit wir im Alltag die Körpersprache anderer nutzen, um uns einen Eindruck von ihnen zu verschaffen. Auf der einen Seite zeigt die Forschung, dass die Körpersprache durchaus etwas über die Persönlichkeit oder das Empfinden einer Person verrät. Dies ist jedoch nur zu wenigen Prozent der Fall. Auf der anderen Seite belegen viele Studien, dass Menschen zu einer massiven Überinterpretation der Körpersprache neigen. Wir deuten also weitaus mehr in die Körpersprache hinein, als drinsteckt. Genau deshalb eignet sich die Körpersprache auch bestens dazu, anderen etwas vorzuspielen. Gute Ratgeberliteratur sollte eher vor Überinterpretationen warnen, statt sie noch zu befördern. 4 Zu den eher jungen Mythen des Personalwesens gehört die Annahme, dass Menschen von Generation zu Generation sehr unterschiedlich sozialisiert werden und daher weitestgehend unterschiedliche Sichtweisen auf das Leben haben. Dies soll weitreichende Konsequenzen für die gesamte Personalarbeit, vom Personalmarketing bis zur Führung haben. Aus Sicht der Psychologie sind die im Personalwesen verbreiteten Überzeugungen zu Generationen X, Y und Z nicht viel mehr als eine Karikatur der Realität. Die Probleme des M Y T H O S M Y T H O S Die Körpersprache verrät viel über einen Menschen. DIE EINZIGE GUTE BAUCHENTSCHEIDUNG IN HR, EIN PERSONALMAGAZIN ABO. Besser informierte Entscheidungen mit BAUCH, HERZ UND VERSTAND DER BELEGSCHAFT gibt es nur bei uns. Neue Perspektiven Dank HR.
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