Personalmagazin 9/2024

Morgen personalmagazin 09.24 20 Foto F. Gerpott: Anna Kaduk; Foto F. Kunze: Ines Janas Anforderungen runtergeschraubt und Beziehungszeit raufgefahren wird – denn Führung ist zeitintensive Beziehungsarbeit, die zwischen Menschen entsteht, welche genug Raum für den Austausch haben müssen. Die viel zitierte BCG-Studie von 2021, nach der nur noch 13 Prozent der Arbeitnehmer in Management-Positionen aufsteigen wollen, zeigt, dass es dringend notwendig ist, die affektiv-identitätsbasierte Motivation zur Übernahme von Führung wieder anzukurbeln – durch Rahmenbedingungen, die Zeit für Entwicklung, Zusammenhalt und Zuhören geben. Dazu können auch erfahrene oder ehemalige Führungskräfte eingebunden werden, die aufstrebenden Führungskräften in einer Mentoring-Rolle zur Seite stehen und dabei mit hoher Wahrscheinlichkeit auch selbst Freude erleben. Die Forschung zur sogenannten „emotionalen Ansteckung“ zeigt uns, dass diese Freude sich schnell überträgt. Bei so viel Führungsfreude bleibt nur noch viel Spaß zu wünschen: Mögen die Spiele beginnen! PROF. DR. FABIOLA H. GERPOTT ist Professorin und Inhaberin des Lehrstuhls für Personalführung an der WHU Otto Beisheim School of Management. 4 Wann arbeiten wir wieder fünf Tage im Büro? Dass es in Büro- und Wissenstätigkeiten wieder eine Rückkehr zu einer vollständigen Präsenzpflicht mit fünf Arbeitstagen pro Woche im Büro geben wird, ist sehr unwahrscheinlich. Die vergangenen vier Jahre seit Beginn der Corona-Pandemie haben zu einer starken Etablierung von Homeoffice und mobilem Arbeiten geführt. Repräsentative Daten des Ifo-Instituts zeigen zwar, dass heute deutlich weniger mobil gearbeitet wird als in der Hochphase der Pandemie, als rund 40 Prozent ortsunabhängig tätig waren. Der aktuelle Wert bleibt aber relativ konstant bei circa 25 Prozent. Viele Beschäftigte bevorzugen weiterhin diese flexiblen Arbeitsformen. Das zeigen auch die aktuellen Befragungsergebnisse unserer Konstanzer Homeoffice-Studie vom April dieses Jahres. Aus diesen wird beispielsweise deutlich, dass das gefühlte Engagement von Mitarbeitenden massiv zurückgeht, wenn ihnen diese Flexibilität wieder genommen wird. In Zeiten von Fach- und Arbeitskräftemangel, der durch die jetzt erst beginnende Verrentungswelle der Baby-Boomer-Jahrgänge noch zunehmen wird, sind viele Beschäftigte in einer guten Verhandlungsposition, um weiter auf das Arbeiten von zu Hause zu bestehen. Auch wenn die Erwerbsquote von weiblichen Beschäftigten weiter erhöht werden sollte, um die Fachkräftelücke zumindest teilweise zu schließen, werden hybride Arbeitsformen, die Präsenz- und Heimarbeit kombinieren, unerlässlich sein. Führungskräfte und Mitglieder von Geschäftsführungen sehen diese neuen Arbeitsformen mit einem höheren Homeoffice-Anteil im Durchschnitt zwar kritischer als Beschäftigte ohne Führungsverantwortung. Sie werden sich jedoch schwertun, durch Präsenzzwang eine Fünf-Tage-Bürowoche wieder einzuführen, da es wenige schlüssige Argumente dafür gibt. Die aktuelle Studienlage zeigt keine Evidenz, dass Beschäftigte in voller Präsenzarbeit generell produktiver sind als in mobiler Arbeit. Durch die richtige Gestaltung von Rahmenbedingungen, wie auf Vertrauen basierende Führung und Förderung von sozialen Bindungen zwischen Teammitgliedern, kann hybrides Arbeiten sogar zu größerer Mitarbeiterzufriedenheit und Produktivität führen als die reine Präsenzarbeit. Zusätzlich dürfte die fortschreitende technologische Entwicklung, zum Beispiel im Bereich des Metaverse, dazu führen, dass virtuelle Zusammenarbeit noch stärker an Bedeutung gewinnt – auch für Teamkollaboration und kreatives Arbeiten, also dort, wo heute noch die Präsenzarbeit Vorzüge hat. PROF. DR. FLORIAN KUNZE ist Inhaber des Lehrstuhls für Organizational Behavior an der Universität Konstanz. Dort leitet er das Future of Work Lab und ist Autor der „Konstanzer Homeoffice-Studie“. Wann arbeiten wir wieder fünf Tage im Büro? Wir werden vermutlich nie mehr fünf Tage pro Woche im Büro arbeiten. F R A G E

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