Personalmagazin 9/2024

Morgen personalmagazin 09.24 28 zugänglichen Datenbank alle Tarifverträge auch für die Länder zur Verfügung hält. Mehr braucht es nicht. Ein weiteres Thema sind gesetzliche Ansprüche. Auf Teilzeitarbeit beispielsweise, demnächst (vielleicht) auch auf Homeoffice (am besten gar nicht erst gesetzlich regeln!), auf Pflegezeit und und und … Alles nicht mehr zeitgemäß. Der Gesetzgeber muss zur Kenntnis nehmen: Wir haben einen Nachfragemarkt. Wenn der Arbeitgeber nicht auf Bitten von Beschäftigten eingeht, verliert er sie. Arbeitgeber haben da längst umgedacht. Auch ohne ein „Homeofficegesetz“ gewähren mittlerweile alle namhaften Unternehmen Homeoffice, sogar Ansprüche hierauf, meist in Betriebsvereinbarungen geregelt. Ganz ohne Gesetzgeber. Ein Wunder! Nein, kein Wunder, sondern notwendige Reaktion auf die Bedürfnisse der Beschäftigten. Ergo Entrümpelung Nr. 4: Abschaffen von gesetzlichen Individualansprüchen, die in das arbeitsvertragliche Austauschverhältnis eingreifen. Das ist rechtsdogmatisch den Vertragspartnern vorbehalten und rechtspolitisch nicht erforderlich. Also: Lassen Sie uns „umziehen“ – und dabei gleich kräftig entrümpeln! Arbeitnehmerschutz ist richtig und wichtig. Aber Bürokratie hilft auch den Beschäftigten nicht. Dennoch ist die ehrliche Antwort auf die Frage, wann das Arbeitsrecht ausgemistet ist, ernüchternd: Das wird auch in 25 Jahren nicht der Fall sein. Nicht einmal ansatzweise! ALEXANDER R. ZUMKELLER ist Vorstandsmitglied und Arbeitsdirektor bei der ABB AG und Präsident des BVAU. Totgesagte leben länger. Jobbörsen sind einfach zu praktisch, um sie abzuschaffen. 10 Seit Jahren höre ich die Kassandrarufe: Die Jobbörsen sind tot! Soziale Netzwerke machen sie platt! Doch die Nutzerzahlen singen eine andere Melodie. Laut ICR-Benchmark stehen Jobbörsen immer noch unangefochten auf Platz eins bei Bewerbungen und Einstellungen. Und im vergangenen Jahr hat das Business-Netzwerk Xing sich sogar für einen Strategiewechsel entschieden und sich jetzt als reines Jobportal aufgestellt. Die „Oscars“ für Deutschlands beste Jobportale zeigen: die Branche blüht! Der Erfolg hat viele Gründe: Jobbörsen sind die immer noch effizienteste Möglichkeit, offene Stellen mit Bewerbern zu matchen. Hier finden Arbeitgeber und Arbeitnehmer alles gebündelt: Stellenanzeigen, Lebenslaufdatenbanken, Karrieretipps und mehr. Die modernen Portale bieten smarte Matching-Funktionen und personalisierte Jobangebote. Dennoch dürfen die Jobbörsen ihre neuen Herausforderer keinesfalls unterschätzen. Die Bedeutung von Performance Marketing in Social Media wächst. Social-Media-Kanäle wie Instagram und Tiktok gewinnen immer mehr an Relevanz für Bewerbungen, gerade in jüngeren Zielgruppen. Zudem setzen Unternehmen auf KI-Tools für ihren gesamten Recruiting-Prozess. Große Jobportale integrieren solche KI-Funktionen deshalb bereits. Von Künstlicher Intelligenz droht sogar eine echte Gefahr für die Jobbörsen. Nämlich dann, wenn die KI der Jobsuchenden direkt mit der KI der Arbeitgeber kommuniziert und anschließend gleich eine Bewerbung für passende Stellen schickt – ohne Jobportale dazwischen. Bislang ist das noch eine Vision. Denn die Künstliche Intelligenz müsste dafür in Echtzeit alle relevanten Stellenangebote von Arbeitgebern suchen. Die Suchmaschinen-Optimierung der Stellenangebote lässt jedoch vielerorts zu wünschen übrig. Und woher bekäme die Künstliche Intelligenz überhaupt die Echtzeit-Stellenangebote? Richtig, von den Jobportalen. Deshalb bin ich überzeugt: Die Totgesagten leben länger. Jobbörsen sind einfach zu praktisch, um sie abzuschaffen. Bereits vor zehn Jahren wurde ihr Ende prophezeit – doch sie blühen heute mehr denn je! Solange es Arbeitgeber und Arbeitnehmer gibt, werden Jobbörsen ein zentraler Knotenpunkt bleiben. Sie mögen sich weiterentwickeln, aber ihre Kernfunktion bleibt: ein möglichst effizienter Match von Stellenausschreibung und Bewerber. Vergessen Sie also die Unkenrufe. Die Jobbörsen sind hier, um zu bleiben. Vielleicht nicht ganz bis zum Ende des Jahrhunderts, aber auch sie werden sich mit und für die KI für die Zukunft rüsten! WOLFGANG BRICKWEDDE ist Director beim Institute for Competitive Recruiting und einer der „Top-HR-Influencer“. F R A G E Wann werden die Jobbörsen abgeschafft?

RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc4MQ==