Geistenswissenschaften in der Lehre 13 die Beherrschung ihrer Gewohnheiten im Umgang mit der Technik angeht. Viele sind zu abhängig von ihren elektronischen Geräten. Es geht ja wie gesagt nicht nur darum, Wissen zu vermitteln. Der MBA ist nicht nur ein Programm, das grundlegende oder aktualisierte Kenntnisse in Strategie und Marketing lehrt. Es geht um eine transformative Erfahrung. Und es ist eine ziemliche Herausforderung, das in ein oder zwei Jahren zu schaffen. Aber die Menschen sind sich dieser Schwierigkeit bewusst. Und sie machen Heureka-Erfahrungen, während sie an dem Programm teilnehmen. Tatsächlich wurden MBA-Programme traditionell dafür kritisiert, dass sie sich zu sehr darauf konzentrieren, die falschen Einstellungen, Arroganz und falschen Ehrgeiz zu vermitteln. Tatsächlich aber können sie den künftigen Managerinnen und Managern auch gute Tugenden einimpfen. Und das ist natürlich genau das, was wir an der IE zu tun versuchen. Wie viel persönlicher Kontakt zwischen den Studierenden ist für diesen Ansatz notwendig? Körperliche Anwesenheit ist notwendig, schließlich sind wir rationale Tiere und müssen unsere Sinne benutzen. Es geht nicht nur darum, am Bildschirm zu interagieren, sondern auch darum, sich körperlich zu treffen und alle verschiedenen Sinne zu trainieren. Wie handhaben Sie das an der IE? Mit unseren Blended-Learning-Programmen schneiden wir laut Rankings hervorragend ab. Unsere Erfahrung ist, dass die Kombination der beiden Formate das Beste aus beiden Welten bietet. Ich unterrichte zum Beispiel nur in diesen BlendedProgrammen, weil ich sehr viel unterwegs bin und meine Studierenden auch. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in diesen hybriden Programmen lernen sich viel besser kennen. Es gibt viel mehr Synergien in der Gruppe, weil zum Beispiel die eher introvertierten Studierenden häufiger an Chats und asynchronen Formen der Interaktion teilnehmen. Introvertierte Menschen sind in der Regel innovativer, kommen aber bei persönlichen Treffen selten zu Wort, weil die Extrovertierten die Diskussion dominieren. Wir bringen die Studierenden zumindest ein paar Mal während des Programms zusammen. Aber sie tauschen sich auch virtuell besser aus, als wenn sie nur an den persönlichen Sitzungen teilnehmen würden, wo die Interaktion eher oberflächlich ist. Diese gemischten Formate haben sich bewährt. Nichtsdestotrotz sind physische Begegnungen und soziale Interaktion von Angesicht zu Angesicht notwendig. „ Wenn Sie mich fragen, was für eine erfolgreiche Führungskraft am wichtigsten ist, dann ist es tatsächlich das Verständnis für andere.“ CHRISTOPH PAUSE ist Chefredakteur von Haufe New Management. Als Historiker freut es ihn zu lesen, dass Geisteswissenschaften Menschen helfen, ihre Managementaufgaben erfolgreicher zu erfüllen. Mitgefühl ist etwas, das man sein ganzes Berufsleben lang üben muss. Wir müssen die Tugenden im klassischen Sinne, die aus dem alten Griechenland und Rom zu uns gekommen sind, bewahren, denn sie sind uns nicht angeboren. Wir erwerben sie, indem wir sie praktizieren. Das Bild, das Sie gerade gezeichnet haben, entspricht nicht dem typischen Klischee eines MBA-Programms. Würden Sie sagen, dass sich die MBA-Programme weltweit ändern müssen, um mit den Herausforderungen Schritt zu halten, denen wir gegenüberstehen? Wir müssen eine Reihe von Anforderungen in der Ausbildung wieder einführen und wir müssen den Studierenden Disziplin beibringen. Auch die Gewohnheit, hart zu arbeiten. Es geht um eine Kultur der Anstrengung. Und vor allem geht es um den Respekt vor anderen und natürlich um Ethik. Ich erwähne dies vor allem deshalb, weil wir uns während der Pandemie natürlich sehr schnell auf flexible Programme eingestellt haben. Junge Menschen mussten die grundlegenden und sehr anspruchsvollen Fähigkeiten neu erlernen, die mit der Teilnahme am Unterricht verbunden sind. Vor allem, was
RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc4MQ==