Geistenswissenschaften in der Lehre 11 KI kann dazu beitragen, Wissen zu vermitteln und bessere Entscheidungen zu treffen. Aber Menschen müssen die Fähigkeiten erwerben, die Technologie weise einzusetzen. Deshalb bleiben die Geisteswissenschaften ein unverzichtbarer Bestandteil des MBA-Studiums, meint Santiago Iñiguez, Präsident der IE University, zu der die IE Business School mit Sitz in Madrid gehört. Diskussion im Unterricht sehr hilfreich sind. Es ist entscheidend, dass Studierende, Teilnehmende und Führungskräfte nach Informationen suchen. Sie haben wahrscheinlich im Studium Bibliotheken besucht. Die Suche nach Informationen bietet auf sehr indirekte Weise Gelegenheiten zum lateralen Denken. Man erweitert dabei das transversale Wissen und findet einfach durch Zufall neue Ideen. Wird Künstliche Intelligenz bald Bibliotheken ersetzen? Auf keinen Fall! Um über den Tellerrand hinaus zu denken, um verschiedene Quellen zu nutzen, nicht nur die im Internet bereitgestellten, ist es unerlässlich, weiterhin Bibliotheken zu besuchen, ein Buch aufzuschlagen und über etwas nachzudenken, das nicht mit dem Strom der generativen KI über einen kommt. Zudem ist es sehr wichtig, Geisteswissenschaften in die Bildung einzubeziehen. Wir sind Zeugen eines Phänomens, das nicht erwünscht ist: dass die Geisteswissenschaften aus dem Lehrplan verschwinden. Es sind doch die Geisteswissenschaften, die Fähigkeiten zum kritischen Denken vermitteln. Sie bieten einen Blick auf die menschliche Geschichte und Literatur, welche die Grundlage für viele verschiedene intellektuelle Fähigkeiten bilden. Wir halten am Geisteswissenschaften-Lehrplan für alle Abschlüsse fest, trotz und wegen KI. Denn wir sind überzeugt, dass wir dadurch kosmopolitische Bürger ausbilden. Wir erleben einen technischen Fortschritt, der unser Alltags- und Berufsleben radikal verändert. Wie kann Bildung uns Menschen helfen, die Technik weiterhin zu beherrschen? Personalmagazin: Generative Künstliche Intelligenz (KI) hat das Potenzial, die Art und Weise, wie wir mit Texten, Bildern und Videos umgehen, dauerhaft zu verändern. Wie gehen Sie damit an der IE um? Santiago Iñiguez: Wir haben viele Initiativen vorangetrieben, indem wir Technologie in den Lernprozess integriert haben. Seit 2000 führen wir hybride Programme durch, die sowohl synchrones als auch asynchrones Lernen kombinieren. Und wir verwenden verschiedene Apps, um Inhalte zu vermitteln. Wir nutzen auch digitale Technologien, um multimediale Materialien für die Studieninhalte zu erstellen, wie beispielsweise Simulationen, Fallstudien oder Videos mit Protagonisten aus der Geschäftswelt. Wir sind überzeugt, dass Technologie das Lernen verbessert – besonders, weil sie es uns ermöglicht, den Lernprozess zu personalisieren und zu individualisieren. Wir können zum Beispiel Learning Analytics nutzen, um die Fähigkeiten und Lernfortschritte der Teilnehmenden zu bewerten. Dozentinnen und Dozenten können verfolgen, ob Studierende sich an bestimmten Diskussionen beteiligen oder nicht. Und trägt generative KI etwas Neues zu Ihrem Ansatz bei? Ja, definitiv. Denn sie bietet einen Ausgangspunkt für Diskussionen in den Klassen. Das ist viel reichhaltiger als traditionelle Inhalte, die zur Sitzungsvorbereitung und zur Vertiefung bereitgestellt werden. Das intensiviert den gesamten Lernprozess. Normalerweise erlauben wir den Teilnehmenden, generative KI-Tools wie Chat GPT zu verwenden, wenn sie das möchten. Es gibt so viele verschiedene Quellen im Internet, die aktualisierte Informationen liefern, die für das Lernen und die
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