PM Plus Arbeitswelten 2019
Arbeitswelten personalmagazin plus: Arbeitswelten 66 Beispiel: das Sparen von Papier. Bei der Umfrage 2014 sagten 17 Prozent der Unternehmen, dass sie bereits papierarm arbeiteten, 45 Prozent berichteten, dass sie dies teilweise täten. Weitere 21 Prozent erklärten, ein papierarmes Büro sei ihr Ziel: Sie wollten beispielsweise digitale Dokumentenmanagementsysteme in den folgenden zwei bis drei Jahren einführen. Dass die Zukunftsvi- sionen nicht an der Realität vorbeigehen, zeigt der Vergleich der 2014er-Studie mit der identischen Green-Office-Untersuchung des Fraunhofer IAO vier Jahre zuvor. Auch damals gab es ähnlich lautende Prognosen, und die 2010 genannten Ziele der Unter- nehmen waren 2014 größtenteils umgesetzt. Zertifizierungen für nachhaltige Bürogebäude Verlässliche Hilfestellung bei der Beurteilung, ob gewisse Quali- tätsstandards für Nachhaltigkeit in der Arbeitswelt erfüllt sind, liefern Zertifizierungen. Das in Deutschland wohl bekannteste Zertifikat für umweltfreundliche Bürobauweise ist das Siegel der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB). Knapp 5.000 Objekte sind damit bereits ausgezeichnet worden. Bei der Zertifizierung wirtschaftliche, ökologische und städte- bauliche Qualitäten geprüft. Auch Aspekte wie thermischer Komfort und die Qualität der Innenraumluft fließen ein. Das DGNB-Gütesiegel wirft zudem ein besonderes Augenmerk auf die ökonomische Nachhaltigkeit eines Gebäudes: Die Kosten werden sowohl bei der Erstellung als auch im Betrieb der Im- mobilie betrachtet. Für nachhaltige Innenräume hat die DGNB vor zwei Jahren eine neue Variante ihres Zertifizierungssystems entwickelt. Es nimmt das Wohlbefinden der Gebäudenutzer in den Fokus, belohnt Angebote für die Mitarbeiter und betrachtet neu eingebrachte Baustoffe genauso wie die Möblierung der Räume. Bewertet werden hier auch Maßnahmen zur Steigerung des visuellen Komforts, etwa zur Blendfreiheit bei Tageslicht oder eine hohe Kunstlichtqualität. Belohnt wird zudem eine bewegungsfördernde Arbeitsplatzgestaltung. Für öffentliche Bundesgebäude existiert in Deutschland ein eigenes Siegel: das Bewertungssystem „Nachhaltiges Bauen für Bundesgebäude“ (BNB). Neben den deutschen Systemen können Investoren ihre Gebäude auch nach internationalen Standards bewerten lassen. Bei LEED („Leadership in Energy and Environmental Design“) werden Kriterien wie Standort, effiziente Wassernutzung, Energie, Atmosphäre, Materialien, Ressourcen, Innenraumqualität, Innovation, Design und Re- gionalität untersucht. Die BREEAM-Methode („Building Re- search Establishment Environmental Assessment Method) ist das älteste Nachhaltigkeitszertifikat – es wurde 1990 in England entwickelt. In die Bewertung fließen unter anderem die Aspekte Gesundheit, Energie, Transport, Materialien, Landverbrauch und Verschmutzung ein. Es werden globale, lokale und gebäu- deinterne Auswirkungen über die gesamte Lebensdauer des Gebäudes betrachtet. Bei der Umsetzung umweltfreundlicher Maßnahmen im Büro- bereich sehen Unternehmen allerdings auch Risiken, das haben die Fraunhofer-Studien gezeigt. Die Befragten nannten als Hemmnis an erster Stelle den erhöhten Investitionsaufwand. Dass sich Umweltschutz allerdings finanziell auch lohnen kann, zeigt eine Umfrage der DGNB unter Unternehmen mit nach- haltig errichteten Gebäuden: Sie berichteten mehrheitlich von Wertsteigerungen der Immobilien um durchschnittlich sieben Prozent. Etwa zwei Drittel der Befragten gaben an, dass sie die Zertifizierung als qualitätssicherndes Steuerungsinstrument nutzen. Ähnlich oft wurde die erhöhte Nachfrage von Investoren, Mietern und Kunden als Motivation genannt. Hinzu kommen Aspekte für die Mitarbeiter, etwa eine gesteigerte Produktivität und das Wohlbefinden. 80 Prozent erhoffen sich auch Marketing- und Imagevorteile. Nachhaltige Büromöbel: Level-Zertifikat Nachprüfbare Kriterien für die Beschaffung nachhaltiger Büromöbel liefert das neue Zerti- fizierungssystem LEVEL das von der European Office Furniture Federation (FEMB), der Dach- organisation der europäischen Büromöbelhersteller, entwickelt wurde. Das Zertifikat, das in drei Stufen vergeben wird, zeichnet europaweit Büromöbel aus, bei denen während des Produktions- prozesses lückenlos alle Nachhaltigkeitsstandards erfüllt wurden, die auch für die (öffentliche) Beschaffung gelten. Im Gegensatz zu anderen Produktzertifizierungssystemen werden hier nicht nur einzelne Aspekte der Nachhaltigkeit, sondern der gesamte Anforderungskatalog nach- haltigen Handels durch unabhängige, akkreditierte Prüfinstitute bewertet. Überprüft werden dabei neben der Materialauswahl der Produkte und deren Herstellung auch ihr Einfluss auf die Bereiche „Energie und Atmosphäre“ und „Gesundheit von Mensch und Ökosystem“ sowie die soziale Verantwortungsübernahme des Herstellers. Basis ist der erste ganzheitliche Nachhaltig- keitsstandard der European Office Furniture Federation (FEMB), der auf Basis internationaler Normen-Regelwerke akkreditiert wurde. Weitere Infos: www.levelcertified.eu www.iba.online/arbeitsplatz-buero/nachhaltigkeit/level/ JELKA LOUISA BEULE arbeitet als freie Journalistin in Freiburg im Breisgau.
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