PM Plus Arbeitswelten 2019
Nachhaltigkeit 65 Es gilt als erstes öffentliches Nettoplusenergiegebäude der Welt: Das neue Rathaus der Stadt Freiburg erzeugt mehr Energie, als es verbraucht – für ein Verwaltungsgebäude absolut un- gewöhnlich. Für seine Bauweise hat das Gebäude deshalb vor einem halben Jahr den Preis „Nachhaltiges Bauen“ bekommen. Die Auszeichnung wurde zum sechsten Mal gemeinsam von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) und der Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis vergeben. Das Freiburger Rathaus, das von Ingenhoven Architects aus Düssel- dorf entworfen wurde, nutzt erneuerbare Energiequellen zur Stromgewinnung, zum Heizen und zum Kühlen. Damit liegt der Primärenergiebedarf noch nicht einmal halb so hoch wie bei vergleichbaren modernen Bürogebäuden. Eine weitere Be- sonderheit ist die Lärchenholzfassade aus lokalen Hölzern, deren bewegliche Vertikallamellen mit Photovoltaik-Modulen bestückt sind – das erzeugt nicht nur Energie, sondern dient auch der Verschattung. DGNB-Präsident Professor Alexander Rudolphi lobte bei der Preisverleihung: „Das Freiburger Rathaus ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie öffentliche Gebäude einen Vorbildcharakter für die Umsetzung ökologischer und archi- tektonischer Standards haben können. Es integriert Lösungen, die zeigen, wie Bauherren und Architekten Themen wie Klima- schutz, Innovation und Baukultur in Einklang bringen können. Damit transportiert das Projekt auch eine wichtige Botschaft an alle politischen Handlungsträger: Gute und bewährte Beispiele sollten schneller zur Regel werden.“ Die Büro- und Arbeitswelt wird nachhaltiger Doch es sind nicht nur solche Leuchtturmprojekte, die von sich reden machen. Ganz generell kommt das Thema Nachhaltigkeit mehr und mehr im Bürobereich an. „Grundsätzlich lässt sich feststellen: Die Büro- und Arbeitswelt wird nachhaltiger“, konsta- tierten die Autoren der Studie „Green Office“ des Fraunhofer-In- stituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO bereits vor fünf Jahren. Aktuellere Zahlen gibt es nicht, aber in der Untersu- chung werden immer wieder Ausblicke auf die Zukunft gegeben. So sagten damals zum Beispiel 86 Prozent der befragten 150 Un- ternehmen, dass ihnen in den folgenden zwei bis drei Jahren die umweltfreundliche Gestaltung von Büroarbeit, Arbeitsplätzen und Infrastruktur wichtig sein werde. Das wäre eine Steigerung von 15 Prozent: Zum Zeitpunkt der Umfrage 2014 erklärten dies nur knapp drei Viertel der Befragten (71 Prozent). Ein anderes Greta Thunberg im Büro – auch in der Arbeitswelt wird mehr auf Nachhaltigkeit geachtet. Zertifizierungen helfen dabei, Umweltfreundlichkeit in langfristig wirkende qualitätssichernde Standards zu verwandeln. In diesem Segment ist noch ein enormes Markt potential vorhanden. Unternehmen und vor allem Führungskräfte sind sich der Bedeutung von Nachhaltigkeit be- wusst. Trotz Investitions- bereitschaft wurden umweltfreundliche Maß nahmen allerdings noch nicht flächendeckend eingeführt. Studie Green Office, Fraunhofer IAO
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