PM Plus Arbeitswelten 2019
Ausblick 61 kräfte, die ergebnis- und nicht präsenz- orientiert führen. Diejenigen, die noch standardisierte Tätigkeiten ausführen, müssen über Gamification sowie materiel- le und immaterielle Anreize „bei Laune“ gehalten werden. Die mentale Gesundheit einer demografisch gewandelten Beleg- schaft wird das höchste Gut sein. Prof. Dr. Volker Nürnberg, Partner BDO Es wird mehrere Arbeitswelten geben Es wird 2030 nicht eine einzige Arbeits- welt geben. Menschen werden vielmehr in ganz unterschiedlichen Konstella- tionen arbeiten. Nach unseren Studien kristallisieren sich mehrere Arbeitsum- gebungen heraus. Das ist zum einen die Arbeitswelt des Activity-based Working für Menschen, die auf dem festen Cam- pus eines Unternehmens arbeiten wollen und von digitaler Technologie wie smar- ten Raumkonzepten und intelligenten, sprachgesteuerten Systemen als Assisten- ten umfassend unterstützt werden. Auch das Work and Play Setting wird in Ver- bindung mit agilem Arbeiten an Bedeu- tung gewinnen, insbesondere in kreativen Unternehmensbereichen, wie Forschung erlangen. Ein Wunsch wäre, dass mehr Unternehmen ihre Räume mit anderen teilen und so für alle mehr Flexibilität er- möglichen. Ob das gelingt, bleibt offen. Si- cher ist, dass der Arbeitsort Büro über die reine Bereitstellung von Arbeitsplätzen hinaus auch eine integrierende Funktion haben wird. Dieses Potenzial werden wir stärker nutzen, denn die größte Heraus- forderung in Zeiten des technischen und gesellschaftlichen Umbruchs besteht ver- mutlich darin, Unternehmenswerte erleb- bar zu machen. Damit werden sowohl die Nachhaltigkeit der Büroarbeitsplätze als auch das Gesundheitsmanagement eine stärkere Rolle spielen. Schon heute gibt es die Möglichkeit, Drehstühle, höhen- verstellbare Tische, Beleuchtungs- und Klimasysteme mit Sensoren auszustatten, die die Nutzer aktiv ansprechen, wenn es beispielsweise Zeit ist, sich zu bewegen. Noch ist die Büroausstattung als Personal Coach ein Exot, aber diese Systeme wer- den sich etablieren. Hendrik Hund, Vorsitzender des Industrie verband Büro und Arbeitswelt e. V. (IBA) Der neue Kollege könnte ein Roboter sein Die Rahmenbedingungen der New Work sind für die Mitarbeiter heterogen und disruptiv: Der neue Kollege könnte ein Roboter sein, der mittels künstlicher Intelligenz und Big Data ständig dazu- lernt. Der Mensch ist nicht mehr der Aus- führende, sondern der Überwachende. Die bisherige Orientierung fester Hier- archien gibt es nicht mehr, stattdessen gewinnen die Vuca-Welt (Volatilität, Un- sicherheit, Komplexität, Mehrdeutigkeit) sowie die digitale Transformation we- sentlich an Bedeutung. Zeit-, Selbst- und das Management der eigenen Gesund- heit obliegen den Angestellten, Peer-to- Peer tritt an die Stelle von autoritärer Führung. Führungskräfte werden zu Feel-Good-Managern, die den Mitarbei- ter aus der Ferne oder gar nur virtuell begleiten. Privat- und Berufsleben ver- schmelzen. Aus Perspektive der Gesund- heit werden Ruhephasen immer wichti- ger, in denen sich der Arbeitnehmer vor einem kommunikativen 24-Stunden-On- line Overkill schützen und Kraft für volle Leistungsfähigkeit tanken kann. Hauptfaktoren für gesunde Arbeit sind demnach Selbstbestimmung einer sinn- vollen Arbeit und empathische Führungs- und Entwicklung, unternehmensinternen Inkubatoren oder bei agil arbeitenden Einheiten. Es integriert Arbeit und Spiel, um über spielerisches Lernen, Experi- mentierfreudigkeit der Mitarbeiter und innovative, ausgefallene Lösungen eine „kreative Kettenreaktion“ freizusetzen. Virtual und Augmented Reality sowie 3D- oder 4D-Technologien werden diese Arbeit unterstützen. Und schließlich wird es eine Arbeits- welt außerhalb von Unternehmen geben, die zumeist in der privaten Sphäre der Arbeitenden stattfinden wird. Mitarbei- ter, die sich in diesem Arbeitskontext des Smart Living & Working bewegen, können diesen entweder zum Arbeiten von zu Hause im Rahmen von Arbeits- platzflexibilisierung oder als Freiberufler nutzen. E-Lancerplattformen werden der Schlüssel für Angebot und Nachfrage von Arbeit in dieser Arbeitswelt sein, intelli- gente virtuelle Avatare werden die Prä- senz der arbeitenden Personen in einem Unternehmen, bei Kunden oder auf Platt- formen verstärken. Prof Dr. Dr. Ruth Stock-Homburg, Professorin für Marketing und Personal- management an der TU Darmstadt und Gründerin des Leap-in-time-Labors. „Activity Based Working, Work and Play Setting, Smart Living and Working sind drei der zukünftigen Arbeitswelten.“ Prof. Dr. Ruth Stock-Homburg „Führungskräfte werden zu Feel- Good-Managern.“ Prof. Dr. Volker Nürnberg
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