PM Plus Arbeitswelten 2019

Arbeitswelten personalmagazin plus: Arbeitswelten 6 Unser Arbeitsalltag beginnt längst nicht mehr mit dem Betre­ ten des eigenen Büros oder mit dem Einstempeln. Schon auf der Bahnfahrt zur Arbeit verschaffen wir uns auf dem Smartphone einen Überblick über anstehende Termine und beantworten erste Mails, beim Kaffee mit der Kollegin entwerfen wir eine neue Idee, auf dem Weg zum Schreibtisch informieren wir uns mit einem Blick aufs Board über den Entwicklungsstand verschiede­ ner Projekte. Somit haben wir schon einiges erledigt, bevor wir uns überhaupt auf einen häufig frei gewählten Bürostuhl setzen. Die Art und Weise, wie ein Großteil der Mitarbeiter heute arbei­ tet, ist immer seltener an einen festen Arbeitsplatz gebunden. Verschiedene technische Entwicklungen und neue Kulturtech­ niken ermöglichen und erfordern immer mehr Mobilität – im kleinen Wechsel zwischen Kreativzonen, Besprechungsräumen und Stillarbeitsplätzen und im großen Wechsel zwischen Arbei­ ten zu Hause, auf der Bahnfahrt oder im Coworking Space. Weder isolierte Einzelbüros mit verschlossenen Türen noch legebatterieartige Großraumbüros können dieser zunehmend flexiblen Arbeitsweise gerecht werden. Neue Büros sind deshalb nicht nur schöner, sondern bringen diese geänderten Arbeitsbe­ dingungen einerseits zum Ausdruck und unterstützen sie ande­ rerseits, so gut es geht. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, muss HR eine zentrale Rolle in der Planung und Umsetzung von Büroeinrichtung einnehmen, denn HR gibt den Rahmen und die Richtung für die neuen Arbeitsweisen vor. HR muss deshalb dafür Sorge tragen, dass die Räume so gestaltet sind, dass die eigenen Strategien und Arbeitsweisen ihren Platz finden. Doch nochmal einen Schritt zurück: Was sind diese neuen Arbeitsbedingungen und welche Rolle spielt HR dabei genau? Nicht einmal die Hälfte der Arbeitszeit wird in Einzelarbeit geleistet Im bundesweiten Durchschnitt werden nur 44 Prozent der Ar­ beitszeit in Einzelarbeit geleistet. Über die Hälfte der Arbeitszeit setzt sich somit aus persönlicher Zusammenarbeit (27 Prozent), virtueller Zusammenarbeit (17 Prozent), sozialer Kontaktpflege (sieben Prozent) und Lernen (sechs Prozent) zusammen. Das sind die Ergebnisse einer Studie des Gensler Research Institute zur deutschen Büroarbeitswelt im Jahr 2019. Aus der Studie geht auch hervor, dass eine gute Arbeitsumgebung und Innovations­ fähigkeit zusammengehören. 52 Prozent der Befragten glau­ ben, dass eine offene Struktur mit verfügbaren privaten Raum­ angeboten am besten für die Arbeit geeignet ist. Beschäftigte in ausgewogenen Arbeitsumgebungen bewerten ihre Möglichkeit, mit neuen Arbeitsmethoden zu experimentieren, um 1,3-mal höher als andere. Unternehmen, die ihren Mitarbeitern flexible Arbeitsumgebungen bieten, sind der Studie zufolge nachweis­ lich innovativer. Da die Arbeitsumgebungen gerade in deutschen Unternehmen im internationalen Vergleich jedoch eher schlecht bewertet werden, attestieren die Autoren von Gensler einigen Änderungs­ bedarf: Die Arbeitsumgebungen in Deutschland müssten sich weiter von Gruppen- und Gemeinschaftsbüros hin zu offenen, arbeitsgemeinschaftlichen Konzepten wandeln. Der Fokus müs­ se stärker auf das Wohlbefinden der Angestellten gelegt werden und auch aus Angestelltensicht seien offene Konzepte gefordert. Das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organi­ sation (IAO) spricht in einer Meta-Analyse zur Zukunftsarbeit davon, dass flexible Arbeitsformen mehr Freiheit im Privaten und Unternehmerischen schaffen. Vernetzte Daten ermöglich­ ten dabei neue Formen der Zusammenarbeit und zukünftige Arbeitsumgebungen förderten das Miteinander und gleichzeitig das Wohlbefinden. Viele erwarten laut Fraunhofer IAO, dass die Büroarbeit in Zukunft anspruchsvoller, vielseitiger, interessanter und verantwortungsvoller wird. Bei den Mitarbeitern herrschen hinsichtlich dieser Entwick­ lung eher positive Gefühle vor: 60 Prozent geben in Bezug auf die zunehmende Flexibilisierung im Arbeitsalltag an, sich selbstbe­ stimmter zu fühlen, für weitere 46 Prozent trifft „Unabhängigkeit“ zu, für 44 Prozent „Freiheit“ und für 34 Prozent sogar „Freude“. Im Vergleich dazu melden 30 Prozent „Skepsis“ an und nur elf Prozent fühlen sich hinsichtlich der Entwicklung unsicher. An Arbeitsweise und Methode orientiert „Future of Work“ nennt der Bundesverband der Personalmanager (BPM) die Auseinandersetzung mit demWandel und beschreibt das als eine zentrale Herausforderung der HR-Arbeit im Jahr 2019. Agiles Arbeiten und Projektarbeit verdrängten dabei klas­ sische Arbeitsmodelle. Kollaborative Zusammenarbeit, Co-Wor­ king oder Co-Kreation werde wichtiger. Unter den neuen Voraussetzungen sind mehr Kreativität und Teamarbeit gefordert, Routinetätigkeiten verlieren an Bedeu­ Weder isolierte Einzelzellen noch große Legebatterien- Büros können der flexiblen Arbeitsweise gerecht werden.

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