PM Plus Arbeitswelten 2019
personalmagazin plus: Arbeitswelten Zufriedene Mitarbeiter sind für ein Un- ternehmen keinesfalls Luxus, sondern ein handfester Wirtschaftsfaktor. Eine Unter- suchung US-amerikanischer Betriebswirt- schaftsforscher hat gezeigt, dass Firmen mit einer hohen Mitarbeiterzufriedenheit durchschnittlich rund drei Prozent mehr Rendite erwirtschaften. Zudem hat der Coworking-Anbieter Mindspace in einer Umfrage herausgefunden, dass fast jeder siebte deutsche Arbeitnehmer und jeder fünfte Millennial schon einmal einen potenziellen neuen Job wegen des un- attraktiven Raumkonzepts oder wegen der Ausstattung abgelehnt hat. Für je- den Zehnten aus der Generation Y sei das Bürodesign sogar schon einmal ein Kündigungsgrund gewesen. Flächen optimal nutzen Doch der ideale Arbeitsplatz ist nicht al- lein von der Kreativität der Innenarchi- tekten und Planer abhängig, er richtet sich vor allem nach der unternehmens- eigenen Kultur. Eine Organisation, die schwerpunktmäßig digital arbeitet, wird mehr Besprechungsräume mit einer mo- dernen Medienausstattung benötigen. Legt das Unternehmen Wert auf eine gute Work-Life-Balance und bietet den Mitarbeitern an, im Homeoffice arbeiten zu können, dann lohnt es sich, über Desk sharing oder multiterritoriales Arbeiten nachzudenken. Solche Überlegungen bildeten auch die Basis bei der Neugestaltung der Büroräu- me der in Köln ansässigen Markenbera- tung GMK. Das Unternehmen war stark gewachsen und benötigte Lösungen, um die Flächen im neuen Büro optimal zu nutzen. Für das kreativ und strategisch arbeitende Team existierten zudem zu wenige Rückzugsmöglichkeiten. Gleich- zeitig wünschte man sich mehr Trans- parenz, Offenheit und Flexibilität. Zur Beratung und Konzeption der neuen Flä- chennutzung wandte sich das Unterneh- men an den Büromobiliaranbieter König und Neurath, der sich damit beschäftigt, wie sich das Wohlbefinden mit der Ge- staltung des Arbeitsumfelds steigern lässt. Die Vorgehensweise für den Umbau unterteilte König und Neurath in einzelne Schritte. Step eins stellte die Definition des Status quo dar. Dazu nutzte König und Neurath ein eigenes Analyse-Tool, die sogenannte Work Culture Map. „Wir hatten zu wenig Platz. Es fehlten Räume, in denen man in Ruhe arbeiten kann. Auch Bereiche zum Diskutieren und bequemen Besprechen haben wir vermisst. Wir wollten die Struktur etwas auflockern, um unsere kreativen Prozesse zu fördern“, fasst Johannes Müller, bei der GMK für die Projektleitung der Umgestal- tung zuständig, die Analyseergebnisse zusammen. Die bisherige Raumsituation bot nicht ausreichend Räume zum Zu- rückziehen und ermöglichte keine Fle- xibilität und Mobilität. Dem Geschäfts- leitungsteam war es zudem wichtig, den Mitarbeitern alles zu liefern, was Identität stiftet. Analyse der Arbeitskultur Im zweiten Schritt erfolgte die Analyse der Unternehmenskultur. Erst in einer diesem Schritt nachfolgenden Phase konnte eine qualifizierte, fundierte Pla- nung und Umsetzung erfolgen. Carina Hölzer, die als Innenarchitektin bei König und Neurath das Projekt betreute, erklärt: „Für die Unternehmen, mit denen wir zusammenarbeiten, ist es immer wieder erstaunlich, wie schon das Zielbild der eigenen Arbeitskultur die zukünftige Ge- staltung definiert.“ Die Basis des Beratungsmodells von Kö- nig und Neurath bildet der Gedanke, dass Arbeitskultur aus sieben Dimensionen be- steht, die im Zusammenspiel wirken. Jede Dimension bewegt sich zwischen zwei Po- len, die Dimension Agilität beispielsweise zwischen stabil und dynamisch. Dahinter steht die Frage, ob die Arbeitskultur von der Bereitschaft geprägt ist, sich auf neue Rahmenbedingungen einzustellen, oder ob sie weiterhin auf bewährten Stärken und Erfahrungen beruhen soll. In enger Abstimmung zwischen den Projektteams von GMK und König und Neurath sowie mithilfe von Mitarbeiterbefragungen ent- stand so ein aussagekräftiges Bild. Erwei- tert um die Wünsche und Vorstellungen der Unternehmensführung ließ sich damit ein Zielbild definieren, an dem sich die komplette Planung und Raumkonzeption orientierte. Die GMK ist mit der Umgestaltung aus- gesprochen zufrieden. „Das neue Konzept ermöglicht nicht nur mehr Agilität in der Zusammenarbeit, sondern liefert auch rein physisch wahrnehmbare Vorteile: Die Mitarbeiter profitieren jetzt von hö- henverstellbaren Schreibtischen und von Das passt! Von Georg Frech Die kreativsten Ideen von Innenarchitekten und Planern zur Bürogestaltung laufen ins Leere, wenn die neuen Räumlichkeiten nicht zum Unternehmen passen. Die Markenberatung GMK ließ deshalb zunächst ihre Unternehmens kultur und die Arbeitsprozesse analysieren und richtete ihr neues Büro dann danach aus. Arbeitswelten 54
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