PM Plus Arbeitswelten 2019

Best Practice 49 Einen eigenen Schreibtisch oder gar Einzelbüros gibt es nicht mehr, auch die Vorstände sitzen mit den übrigen Mitarbeitern in einem Raum. „Dadurch sind sie nicht abgeschottet und für alle zugänglich“, erklärt Mottl. Und wenn es doch einmal vertrau- liche Dinge zu besprechen gäbe, etwa bei Gehaltsverhandlungen oder mit Kunden, seien genug Möglichkeiten vorhanden, um sich zurückzuziehen. HR sitzt mittendrin Durch die offenen Strukturen sollen aber nicht nur die Unterneh- mensvorstände nahbarer werden. Auch unter den Mitarbeitern soll der Kontakt direkter ablaufen. Statt sich zig E-Mails von einem Raum in den nächsten zu schicken, könnten Dinge schnell persönlich besprochen werden, erklärt Mottl. „Die Erfahrungen sind sehr gut“, sagt er: „Die Kommunikation ist gestiegen.“ Nicht ganz im zentralsten Bereich des Gebäudes, aber doch mittendrin sitzen auch die HR- und die Finance-Abteilungen von Steelcase-Teams, die in anderen Unternehmen traditionell nur hinter verschlossenen Türen arbeiten, weil sie mit sensiblen Daten umgehen müssen. Bei Steelcase war dies schon früher zumindest ein bisschen anders. Auch vor dem Umzug ins LINC arbeiteten die HR- und Finance-Teams im Open Space. Beide Teams waren auf verschiedenen Etagen in offenen, eigens für sie vorgesehenen Räumen mit fest zugeordneten Schreibtischen untergebracht. Diese Räume waren für die Kollegen aus anderen Abteilungen im Prinzip leicht erreichbar, aber durch Treppen und Türen voneinander getrennt. Der Leiter der HR-Abteilung hatte zudem ein eigenes Büro, in dem er sich oft den ganzen Tag aufhielt. Die Folge des früheren Raumkonzepts: Innerhalb ihrer Abtei- lungen konnten beide Teams sehr effektiv zusammenarbeiten. Sobald sie sich jedoch mit anderen Abteilungen austauschten, wurden die Interaktionen schnell formell. Kollegen suchten den HR- und Finance-Bereich nur dann auf, wenn sie an einer Sitzung teilnahmen oder bestimmte Aufgaben zu erledigen hatten. Beide Teams bewahrten ihre Unterlagen und Dokumente zudem in Papierform auf, was nicht nur volle Schreibtische, sondern auch weniger Flexibilität bei der Wahl des Arbeitsortes nach sich zog. Mit dem Umzug in die neue Firmenzentrale in München gab es einen bewussten Schnitt in dieser klassischen, aufgaben- orientierten Struktur. Die HR- und Finance-Teams wollten nicht in einem abgelegenen Teil des Gebäudes untergebracht sein, sondern entschieden sich dazu, bei den anderen Mitarbeitern zu sitzen. Um näher am Tagesgeschäft zu sein, wählten sie eine Das Herzstück des Learning & Innovation Centers der Firma Steelcase ist ein großes, offenes Treppenhaus, über das alle Bereiche frei zugänglich sind. Abgeschottet arbeitet niemand.

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