PM Plus Arbeitswelten 2019

personalmagazin plus: Arbeitswelten Für Posselt bietet das Coworking Space mehr als diese persönlichen Vorteile: „Meine Firma steigert dadurch ihre Pro- duktivität.“ So könne man sich beispiels- weise mit anderen Kollegen austauschen, gegenseitig Tipps geben und gegen die eigene Betriebsblindheit wehren. Außer- dem kennt er Fälle, bei denen Firmen über das Coworking an Mitarbeiter he­ rangekommen sind, die auf dem Arbeits- markt stark gesucht sind. Über die Netz- werke, die Wework anbietet, kann seine Firma darüber hinaus Rabatte nutzen, beispielsweise für Softwarelösungen. Schierhölter und Posselt sind auch gerne bei den Veranstaltungen im Coworking Space. Montags gibt es ein gemeinsames Frühstück unter dem Titel „Thank God it’s Monday“, manchmal Workshops, zu- letzt waren sie bei einem Pubquiz-Abend. Die beiden würden nur ungern wieder weg vom Coworking, selbst wenn ihre Arbeitgeber einen eigenen Standort in München eröffnen würden. Unternehmen profitieren von den Möglichkeiten Auch wenn sich gerade für Unternehmen häufig Vorteile durch die neuen Formen der Arbeit im Coworking ergeben, fällt es nicht leicht, auf Coworking-Modelle umzustellen. Die Widerstände, die ge- schildert werden, sprechen dafür, dass die Mitarbeiter auch persönliche Räume brauchen, meint Bouncken. Viele verzich- ten demnach nur ungern auf ihre Privi- legien und wollen sich nicht jeden Tag einen neuen Arbeitsplatz suchen müs- sen. Wenn genügend finanzielle Kapazi- tät vorhanden sei, leisteten sich manche Unternehmen daher eine Kombination aus offenen, flexiblen und festen Arbeits- plätzen. Denn in einem offenen Raum zu arbeiten, ermögliche agilere Projekte durchzuführen und mit mehr Autono- mie zu arbeiten. Dabei könne es gerade hilfreich sein, wenn keine territorialen Ansprüche bestünden. Diese Arbeitsfor- men gewinnen deshalb an Bedeutung, so Bouncken: „Irgendeine Form der tempo- rären Zusammenarbeit in entsprechen- den Arbeitsräumen anzubieten, wird immer wichtiger. Aber vielleicht nicht als ständige Arbeitsform.“ Bei Siemens glaubt man ebenfalls an diesen Bedarf. „Wir wollen unseren Mit- arbeitern eine optimale Arbeitsumgebung bieten“, so Menke. Für Teams, die sich projektweise auch überregional zusam- menfinden und für die Arbeit mit agilen Methoden brauche es eben entsprechende Räume. Außerdem sollen sich Mitarbei- ter aus verschiedenen Abteilungen treffen und austauschen können. Je nach Stand- ort werden dabei auch Start-ups, Studen- ten oder Mitarbeiter aus anderen Firmen einbezogen. Aus diesem Grund baut Sie- mens seine Coworking-Flächen weiter aus, erklärt die Verantwortliche für die Arbeits- platzentwickung, zuletzt wurden in Peking und gerade in Boston Coworking Spaces eröffnet: „Wir lernen aus der Erfahrung und versuchen, an allen großen Standor- ten Coworking-Räume anzubieten.“ Dabei wird jeder Raum an die regionalen und lokalen Bedingungen angepasst. Zwar sei Coworking für Siemens nicht überlebensnotwendig, so Menke weiter, sondern eher ein zusätzliches Angebot, doch das Thema Arbeitswelten habe einen hohen Stellenwert. Dass Siemens durch dieses zusätzliche Angebot und die ange- nehme Arbeitsatmosphäre auch als attrak- tiver Arbeitgeber gesehen werde, sei dabei mehr als nur ein schöner Nebeneffekt. MAXIM NOPPER-PFLÜGLER hat für sei- ne Recherche verschiedene Coworking Spaces in München und Umgebung be- sucht. Als Redaktionsmitglied schreibt er außerdem zu den Themen New Work und Künstlicher Intelligenz. Das Zentrum des Coworking Space bei Siemens bildet ein dunkler Tresen, der nicht nur für den Kaffee genutzt wird. Arbeitswelten

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