PM Plus Arbeitswelten 2019
gen, das ist ein netteres Arbeiten und auch ein produktiveres Arbeiten“, sagt Mayr, zum Beispiel weil man sich gegen- seitig helfen könne, oder weil man durch die zusätzlichen Kontakte an neue Aufträ- ge oder Jobmöglichkeiten komme. Somit ergeben sich auch für Unternehmen neue Potenziale, die Mitarbeiter können mög- liche Dienstleister oder neue Kollegen im direkten Austausch prüfen und anwer- ben. „Unser Videograf hat beispielsweise über einen Kontakt hier im Gschafft einen Job für Red Bull in Utah bekommen,“ erzählt Mayr. Dieser Blick über den Tel- lerrand kann durchaus zu mehr Kreativi- tät und Produktivität im Unternehmen führen. Auch Bouncken bestätigt, dass durch die Kontakte im Coworking sowohl für Unternehmen als auch für Freelancer neue Jobmöglichkeiten entstehen kön- nen. „Man kann Coworking Spaces durch- aus für die Akquise von Freelancern oder für die Rekrutierung von neuen Mitar- beitern nutzen.“ Die Gefahr, dass Unter- nehmen das Stichwort Coworking dabei missbrauchen, um Arbeitsverhältnisse übermäßig zu flexibilisieren und durch kurzfristige Anstellung oder Kooperatio- nen mit Freiberuflern Festanstellungen vermieden werden, bestünde nur in der Theorie. Bouncken hält diese Befürchtun- gen für überzogen, denn Unternehmen seien ausgesprochen dankbar, überhaupt noch an Mitarbeiter mit ausgeprägten Digitalkompetenzen heranzukommen – und für diese sei es zunehmend selbst- verständlich, ebenfalls gewisse Freiheiten am Arbeitsplatz zu genießen. Vorteile für Freizeit und Arbeit Luise Schierhölter und Jonathan Posselt arbeiten beide im Wework „Odeon“ in der Münchner Innenstadt. Beide sind fest angestellt bei Firmen, die keine Büros in München haben. Posselt sagt, dass er seinen Arbeitgeber verlassen hätte, wenn ihm nicht die Möglichkeit des Coworking geboten worden wäre. „Ich wollte zurück nach München und da Homeoffice für mich nicht infrage kommt, hat meine Firma einen festen Schreibtisch hier im Wework gemietet.“ Auch für Schierhöl- ter war Homeoffice keine Option. Sie arbeitet im Vertrieb für einen Lampen- hersteller in London und ist damit die einzige Mitarbeiterin in Deutschland. Durch ihre Tätigkeit habe sie ohnehin häufig Kundentermine, den Coworking Space als Backoffice zu nutzen, bringe ihr trotzdem einige Vorteile. „Der Austausch mit anderen und die gegenseitige Unter- stützung ist wertvoll.“ Außerdem bieten sich einfach mehr Möglichkeiten, erzählt sie. Es gibt Ruheräume, auch der Arbeits- platz sei für konzentriertes und ruhiges Arbeiten geeignet, aber wenn man andere Impulse brauche, könne man jederzeit in den Gemeinschaftsräumen einen Kaffee trinken. „Es ist für jeden Arbeitstypen was dabei.“ Neben Nischen für konzentriertes Arbeiten und Be- sprechungen bietet das Cowork auch offene Räume für größere Gruppen, Workshops und Präsentationen. Coworking in Unternehmen 33
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