personalmagazin 03/18
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Bei Fragen wenden Sie sich bitte an
SPEZIAL
_ZEIT, ZUTRITT, PEP
arbeitszeit abgelöst? „Nein“, so ist die
klare und einvernehmliche Antwort
aller Zeitwirtschaftsanbieter. Oder wie
Wolfgang Volz, Geschäftsführer von Di-
gital Zeit formuliert: „Vertrauensarbeits-
zeit ist bei keinem unserer Kunden ein
Thema.“ Vielmehr nimmt der Bedarf an
detaillierter Zeiterfassung zu.
Als Gründe nennen die Unternehmen
die Abrechnung von Arbeitsstunden ex-
terner Mitarbeiter oder die Erfassung
der Arbeitszeiten im Homeoffice. Auch
Gerechtigkeit und Transparenz werden
als Argumente für die Zeiterfassung ge-
nannt. Geht es um Schichtdienste oder
stundenweise Einsätze, ist eine Zeiterfas-
sung und -planung sowieso erforderlich.
Dazu Gunda Cassens-Röhrig von GFOS:
„Motivation und Zufriedenheit werden
stärker zum Schlüsselfaktor für unter-
nehmerischen Erfolg, weshalb eine gute,
transparente, bedarfsoptimierte und ge-
rechte Planung integriert zur Zeiterfas-
sung unerlässlich sein wird.“
Aber viele Unternehmen (und Mitar-
beiter) wollen nicht nur die Arbeitszeit
erfassen, sondern haben das Bedürfnis
nach weiterer Differenzierung der Zeit-
Das Interview führte
Daniela Furkel.
daten. „Betriebsdatenerfassung und
Projektzeiterfassung sind Themen, die
immer weiter in den Fokus rücken“, sagt
Tanja Ziegler, Bereichsleiterin bei Infoni-
qa Payroll. „Auch die auf Kostenstellen
bezogene Zeiterfassung wird immer in-
teressanter“, ergänzt Stefan Claßen von
SD Worx.
Die Nachfrage steigt weiter
Gegenwärtig wird viel von Disruption
gesprochen. Welche disruptiven Erwar-
tungen haben die Zeitwirtschaftsan-
bieter? Gefahren für ihr Geschäft sieht
personalmagazin:
Moderne Software kann
zahlreiche Analysen bereitstellen. Nutzen
die Unternehmen diese Funktionalitäten?
Hanno Renner:
Grundsätzlich ist ein Trend
zu mehr Analysen zu erkennen. Die Un-
ternehmen haben mehr Daten zur Verfü-
gung und das Wissen, dass sie diese Da-
ten auch nutzen sollten, ist zunehmend
vorhanden. Ein weiterer Entwicklungs-
treiber sind integrierte Softwaresyste-
me. Früher wurde in der Zeitwirtschaft
wirklich nur Zeit erfasst. Ganzheitliche
Systeme machen es möglich, dass viele
Fragestellungen verknüpft werden kön-
nen, zum Beispiel die Abwesenheiten mit
Abteilungen oder Vorgesetzten.
personalmagazin:
Wie viele Ihrer Kunden
führen Analysen durch?
Renner:
Es kommt darauf an, wie weit die
Unternehmen ihre Prozesse digitalisiert
haben. Für diejenigen, die am Anfang
der Digitalisierung stehen, geht es zu-
nächst darum, Workflows zu automati-
sieren. Bei den Unternehmen, die schon
weiter sind, sehen wir, dass sie ihre Da-
ten zunehmend für Analysen nutzen.
personalmagazin:
Wie kann Workforce Ana-
lytics die Zeitwirtschaft verbessern?
Renner:
Heute kann bei einer Schicht-
planung vieles automatisiert werden,
zum einen durch die Einbeziehung der
Mitarbeiter über mobile Anwendungen,
zum anderen durch das automatische
Erheben von Datenpunkten, mit denen
beispielsweise ersichtlich wird, wer wie
viele Überstunden oder welche Arten
von Schichten belegt hat. So erhält das
Unternehmen mehr Transparenz und
kann die Einsatzplanung optimieren.
personalmagazin:
Reichen die Daten, die
eine integrierte Software bereitstellt, aus?
Renner:
Weitere Daten sollten die Unter-
nehmen nicht benötigen. Aber die Frage
ist, welche Art von Auswertungen die
Software selber führen kann. Deshalb
sollte ein Unternehmen schon bei der
Softwareauswahl darauf achten, dass die-
„Relevante Fragestellungen verknüpfen“
INTERVIEW
Mit Kennzahlen die Zeitwirtschaft und Einsatzplanung optimieren – das steht auf den
Wunschlisten der Unternehmen weit oben. Hanno Renner, Gründer und Geschäftsführer
von Personio, über die Nutzung von Workforce Analytics.
se die gewünschten Analysen abbilden
kann. Wichtig ist auch eine Softwareober-
fläche, die ein komfortables Navigieren
erlaubt, sodass ein Nutzer die für ihn
relevanten Auswertungen einfach selbst
zusammenstellen kann. Er sieht direkt,
welche Filter er einsetzen kann, um wel-
che Auswertungen zu erhalten.
personalmagazin:
Viele Mitarbeiter haben
Angst davor, dass ihre Daten erfasst und
ausgewertet werden. Wie kann HR diese
Befürchtungen ausräumen?
Renner:
Am wichtigsten ist Transparenz.
Bei Workforce Analytics schaffen Un-
ternehmen Transparenz, wenn sie den
Mitarbeitern erläutern, welche Daten
erfasst werden. Sie können auch kom-
munizieren, was mit den Daten opti-
miert wird, wo also die Benefits für die
Mitarbeiter liegen. Außerdem sollten sie
darlegen, weshalb die Einsatzplanung
in dieser Form getroffen wurde.
HANNO RENNER
ist Gründer und
Geschäftsführer
von Personio.