personalmagazin 5/2018 - page 3

05/18 personalmagazin
der deutsche Mittelstand schöpft nur zehn Prozent seines Digita-
lisierungspotenzials aus und liegt unter dem europäischen Durch-
schnitt, kritisierten jüngst die McKinsey-Berater. Eine „rückläufige
Innovationsdynamik“ diagnostiziert der DIHK und die FAZ sieht im
Mittelstand schon das „neue Sorgenkind“ der Wirtschaft. Während
in der politischen Debatte um den Mittelstand ein Alarmismus zu
beobachten ist, sehen sich die Geschäftsführer gut gerüstet für die
Herausforderungen der
Zukunft – so das Ergebnis
einer Studie des Demogra-
phie-Netzwerks ddn und
der Unternehmensbera-
tung EY zu Betrieben bis
250 Mitarbeitern, die wir
in diesem Heft vorstellen.
Wie sind die Widersprüche
zu erklären?
Die Studie bringt zunächst
einmal ein Sprachproblem
ans Licht. Während die ak-
tuelle Managementdebatte um Begriffe wie Agilität, Digitalisierung
oder Diversity kreist, kommen diese im Wortschatz der Mittelständler
eher selten vor. Viele reden von „Innovation“ statt von „Disruption“.
Sie gründen keine „Hubs“ und „Labs“, sondern treiben Innovationen
in Kundenprojekten voran. Diversity-Konzepte sind ihnen fremd. Als
Erfolgsfaktoren sehen die Geschäftsführer nicht „Agilität“, sondern
„Nähe zum Kunden“ und „Nähe zum Mitarbeiter“.
Das klingt manchmal traditionell, bisweilen auch etwas langweilig,
ist aber doch zukunftsorientiert, wie die Studienautoren Rudolf Kast
vom ddn und Eva Voss von EY lakonisch feststellen: „Im Konzept der
Nähe steckt vieles, was sich Großunternehmen in umfangreichen
Programmen ständig selbst wieder beibringen müssen.“ Während
Konzerne Transformationsprojekte zu „Customer Centricity“ aufset-
zen, macht‘s der Mittelstand einfach – in doppeltem Wortsinn.
Liebe Leserinnen und Leser,
„Warum re-
den Mittel-
ständler so
selten über
Disruption,
Agilität und
Digitalisierung?“
Reiner Straub, Herausgeber
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EDITORIAL
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