personalmagazin 4/2017 - page 7

... Meinrad Müller zum Thema Teambuilding und Wohltätigkeit
Frage eins:
Welche Idee steckt hinter einem
Firmen-Event, das Wohltätigkeit mit einer
Teambuilding-Maßnahme kombiniert?
Meinrad Müller:
Der Grundgedanke war,
Prothesen für die Opfer von Landmi-
nen zusammenzubauen. Wenn man
das in einer Fabrik macht, fallen Kos-
ten an. Diese Kosten können einge-
spart werden, wenn der Zusammenbau
innerhalb eines Teambuilding-Events
stattfindet. Gleichzeitig ergibt sich da-
durch ein Teambuilding auf einem an-
deren emotionalen Niveau als dies bei
traditionellen Events möglich ist. Die
Motivation entsteht aus dem inneren
Bedürfnis, etwas Gutes für einen realen
Menschen zu tun.
Frage zwei:
Wie schwierig ist es, eine
Prothese zusammenzubauen?
Müller:
Die Teilnehmer bekommen eine
Box mit 30 Einzelteilen. Viele denken
anfangs, dass sie es nie schaffen, daraus
eine Prothese zusammenzubauen. Aber
im Zusammenspiel dieser drei oder vier
Menschen am Tisch ist das gut mög-
lich. Wir empfehlen, eine Hand in eine
Schaumstoffhülle zu stecken. So kann
ein Teilnehmer nur mit einer Hand ar-
beiten. Er kann nicht einmal eine klei-
Drei Fragen an ...
MEINRAD MÜLLER
vertritt in
Deutschland die Organisation Com-
Firmen-Workshops veranstal-
tet, bei denen die Mitarbeiter
Handprothesen für die Opfer von
Landminen zusammenbauen.
ne Schraube allein eindrehen, sondern
muss sich von einem Kollegen helfen
lassen. Damit wird die Zusammenar-
beit zu einem integralen Bestandteil des
Events. Manche Tische brauchen 90 Mi-
nuten, um die Prothesen zusammenzu-
setzen, andere benötigen 120 Minuten.
Aber es entsteht kein Wettbewerb wie
beim Sackhüpfen, bei dem es darum
geht, zuerst ins Ziel zu kommen. Das
Ziel ist vielmehr, die Prothese zusam-
menzubauen. Und das gelingt wirklich
allen, ohne dass der Workshop-Leiter
technische Anleitungen geben muss.
Frage drei:
Erfolgt anschließend eine Qua-
litätskontrolle, um zu überprüfen, dass
die Prothesen tatsächlich und auf Dauer
funktionieren?
Müller:
Um die Funktionalität zu testen,
führen wir am Schluss eine kleine Ge-
schicklichkeitsübung durch: Die Teilneh-
mer können sich die Prothese selbst an-
schnallen und mit einer Gabel Murmeln
von einer Schüssel in die andere legen.
Dabei merken sie, wie schwierig es ist,
präzise zu arbeiten, wenn sie ihre fünf
Finger nicht mehr benutzen können.
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