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personalmagazin 03 / 09
PERSONALRISIKEN
„Nicht genugAufmerksamkeit“
INTERVIEW. Unternehmen betreiben selten ein effektives Personalrisiko-
management, erklärt die Beraterin Ellen Hexter. Sie zeigt, wo HR ansetzen muss.
personalmagazin:
Wenn ein Geschäfts-
führer den Personalmanager fragt, wie
hoch das Personalrisiko im Unterneh-
men ist, was sollte er dann antworten?
Ellen Hexter:
Das ist wahrscheinlich die
falsche Frage – außer der Geschäftsfüh-
rer fragt nach einer qualitativen Bewer-
tung. Bessere Fragen wären folgende:
Was sind unsere Top-5-Personalrisiken
und ihre potenziellen Auswirkungen?
Was sind unsere Strategien, um die
Risiken zu verringern?
personalmagazin:
Was antworten Personal-
manager wohl meistens darauf?
Hexter:
Sie heben in ihrer Antwort auf
die Schlüsselrisiken ab. Sie informieren
den Geschäftsführer darüber, welche
Risiken weiterhin ein Problem darstel-
len und welche man bereits reduzieren
konnte.
personalmagazin:
Hat das Thema wirklich
schon eine so hohe Bedeutung in den
Firmen, dass Personaler derart dezi-
diert antworten können?
Hexter:
Laut unserer Studie über dieses
Thema nehmen die Personalrisiken un-
ter den elf wichtigsten Unternehmensri-
siken Platz vier ein. Zusätzlich zeigt die
2012 von „The Conference Board“ veröf-
fentlichte Studie „CEO Challenge“, dass
die 800 weltweit befragten CEO-Aufga-
ben rund um das Talentmanagement
als die zweitgrößte Herausforderung in
diesem Jahr ansehen – gleich nach der
Innovation. Wenn Talentthemen so weit
oben auf der Agenda der CEO stehen,
sollte das Personalrisikomanagement
eigentlich wesentlich wichtiger sein.
personalmagazin:
Gerade weil Personal-
risiken im Vergleich zu anderen Unter-
nehmensrisiken doch durchaus eine
wichtige Rolle spielen?
Hexter:
Ja, Personalrisiken können Un-
ternehmen zerschlagen. Egal, ob das Ri-
siko im Talentmangel, in der alternden
Bevölkerung, in drohenden Streiks, in
Compliance oder in gesetzlichen Vor-
haben besteht, die Geschäftsaktivitäten
können dadurch signifikant beeinträch-
tig oder völlig gestoppt werden.
personalmagazin:
Wie betreiben Firmen
bisher das Personalrisikomanagement?
Hexter:
Die Antwort zu dieser Frage
variiert stark je nach Unternehmen
und Region. In den Regionen, in denen
Mitarbeiter mit bestimmten Fähigkeiten
rar sind, scheinen sich die Unter-
nehmen der Personalrisiken in der
Organisation eher bewusst zu sein. In
vielen Unternehmen wird das Perso-
nalrisikomanagement aber lediglich
auf die Nachfolgeplanung an der Spitze
der Organisation und auf Mitarbeiter
in Schlüsselpositionen fokussiert.
Allgemein erkennen die Unternehmen
noch nicht die Notwendigkeit oder die
Möglichkeit, die Personalrisiken in ihre
unternehmensweite Risikobewertung
einzubinden.
personalmagazin:
Welches sind die regio-
nalen Unterschiede?
Hexter:
Meines Erachtens gibt es im
Verständnis für Personalrisikomanage-
ment auf Ebene der Geschäftsführung
entscheidende Unterschiede in den Re-
gionen. Während 86 Prozent der Unter-
nehmen im asiatisch-pazifischen Raum
berichten, dass ihr Management-Board
das Personalrisikomanagement weitrei-
chend verstehen, geben nur zwei Drittel
der europäischen Unternehmen an, dass
ihre Geschäftsführung dies auch tut.
Und nur etwas mehr als die Hälfte – 51
Prozent – der US-amerikanischen Unter-
nehmen haben auch dieses Niveau.
personalmagazin:
Und wie effektiv ist das
Personalrisikomanagement bereits?
Hexter:
Die meisten Unternehmen erfas-
sen die Personalrisiken nicht ganzheit-
lich und binden sie nicht angemessen
in ihre umfassenden Risikoprofile ein.
Andere HR-Themen werden wohl dank
der strategischen Personalplanung,
des Talentmanagements und anderer
Personalpraktiken gut gemanagt. Aber
das Personalrisikomanagement wird
nie die nötige Aufmerksamkeit und die
entsprechenden Ressourcen bekom-
men, um sich mit den Risiken umfas-
send befassen zu können, so lange das
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„Im Vergleich der elf wichtigsten Unternehmens-
risiken nehmen die Personalrisiken bisher ledig-
lich Platz vier ein. Das muss sich ändern.“