Personalmagazin - Neues Lernen 3/2024

Die Liebe für den Biathlonsport auf der einen, die Herausforderung durch Leistungsdruck auf der anderen Seite: Für Olympiasiegerin Magdalena Neuner war Biathlon ihre Passion. Doch in ihrer Karriere musste sie lernen, mit Drucksituationen und Tiefpunkten positiv umzugehen. Das erforderte mentale Arbeit. D er letzte Anstieg. Die letzten Meter vor dem Ziel. Die letzten Reserven mobilisieren. Dafür war Magdalena Neuner bekannt. Olympiamedaillen und Weltmeistertitel waren das Ergebnis. Woher nahm die junge Athletin ihre Energie? »Ich hatte einfach Freude daran, zu fighten, aus Liebe zum Biathlonsport«, erzählt Neuner. »Ich war auch einfach sehr ehrgeizig und konnte gut über meine Grenzen gehen. Je häufiger das funktioniert hat, desto mehr wusste ich: Ich habe die Kraft dafür.« D ie Liebe zum Biathlonsport fühlte Magdalena Neuner direkt von Beginn an. »Biathlon zu betreiben, hat mich geflasht, ab dem ersten Moment«, berichtet sie. Schon als Kind habe sie sich immer gerne in der Natur bewegt. Über den Langlauf kam sie dann zum Biathlon. Auch ihre gesamte Familie war von Wintersport begeistert. Ein Impuls war noch entscheidend für Neuner: »Ich saß als Kind vor dem Fernseher, als Biathletin Uschi Diesel bei den Olympischen Spielen 1998 in Nagano Bronze geholt hat. Da war für mich klar: Das will ich auch.« S ich für den Profisport zu entscheiden, bedeutet, das Privatleben daran auszurichten. Durchweg haben sie ihre Eltern dabei unterstützt: zu den Wettkämpfen gefahren, Material gekauft, Startgeld bezahlt. »Ich weiß, dass das nicht selbstverständlich ist und bin absolut dankbar.« Auch die Doppelbelastung aus Schule und Leistungssport war eine Herausforderung. »Ich war zum Glück eine gute Schülerin. Aber donnerstags und freitags war ich im Winter häufig unterwegs. Damals hat mir die Schule die Aufgaben noch ins Hotel gefaxt«, schmunzelt Neuner. Nach ihrem Schulabschluss entschied sich Neuner für eine Laufbahn als Zollbeamtin und absolvierte parallel eine Ausbildung als Bürokauffrau. D ie Familie als Stütze war das eine, das Neuner stark machte. Aber sie merkte schnell, dass sie noch Unterstützung brauchte – um Leistungsdruck und Presserummel standzuhalten. »Mit einem Mentaltrainer zu arbeiten, war eine der wichtigsten Entscheidungen meiner Karriere«, so die Olympiasiegerin. Denn »der Kopf wird genauso trainiert wie der Körper«. Und das in allen Facetten: um mit Durchhängern und Niederlagen umzugehen oder Leistungsdruck vor und im Rennen auszuhalten. Ganz praktisch: Neuner machte viele Visualisierungsübungen. Wie ist es, am Start zu stehen, am Schießstand – mit der Konkurrentin im Rücken? »Das zu trainieren, hat die Situation im Rennen unaufgeregter gemacht«, so Neuner. N iederlagen und Tiefpunkte gehören für Magdalena Neuner zu ihren stärksten Lernerfahrungen, wie ihr motivationaler Durchhänger 2009. »Ich hatte damals den Eindruck, nicht der Sport steht im Zentrum, sondern der Medienrummel«, erzählt sie. »Ich musste mich mental neu aufstellen.« Solche Phasen sind harte Zeiten, aber Neuner ist überzeugt: »Wenn es gelingt, steckt darin Potenzial, neue Perspektiven und Kraft zu schöpfen.« In ihrem Fall gelang es. Mit neuer Einstellung gewann sie 2010 zwei Gold- und eine Silbermedaille bei den Olympischen Spielen in Vancouver. »Damit durfte ich mir meinen Lebenstraum erfüllen.« M it 25 Jahren beendete Magdalena Neuner ihre Karriere. Die Entscheidung reifte über längere Zeit, etwa zwei Jahre, war eine »Bauch- und Herzensentscheidung«. »Nach Olympia 2010 habe ich mich zum ersten Mal mit dem Aufhören beschäftigt.« Sie schloss eine weitere Olympiateilnahme aus. Mit der Heim-WM in Ruhpolding 2012 beendete sie ihre Karriere – als Weltmeisterin. »Das letzte Rennen hat sich richtig angefühlt, und das tut es bis heute.« Und vor allem freute sich Neuner auf zuhause. N euner bereitete sich intensiv auf die Zeit nach dem Karriereende vor. »Ich war offen für alles, was passiert. Aber ich habe mir einen Plan gemacht, mir überlegt, was meine Ziele sind.« Und Inzwischen ist Neuner als Mutter von drei Kindern voll eingespannt. Gleichzeitig lernt sie selbst ständig Neues dazu. »Ich brauche immer wieder neuen Input.«Ob Gastronomiemanagement, Zeit- und Stressmanagement, Resilienztraining – Neuner hat viele Interessen und neue Zertifikate. »Es gibt nie nur einen Weg im Leben. Biathlon war damals meine Bestimmung. Heute habe ich viele neue Optionen. Hauptsache, man findet, worin man aufgeht.« Standpunkte 9 

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