Personalmagazin - Neues Lernen 3/2024

Kosteneffizienz in einer Studie aus dem Jahr 2020 genauer angesehen. Teilnehmende, die das für die Studie ausgewählte Leadership-Training als VR-Training absolvierten, konnten den Kurs demnach schneller beenden als ihre Kollegen und Kolleginnen im Präsenzseminar oder E-Learning-Kurs. Sie waren zudem selbstsicherer, konnten Lerninhalte stärker emotional verinnerlichen und waren fokussierter. Die Berechnung der Kosten zeigte außerdem, dass das VR-Training ab 375 Teilnehmenden Kostenneutralität gegenüber Präsenztrainings und ab 1.950 Teilnehmenden auch Kostenneutralität gegenüber E-Learning erreichte – obwohl das Anfangsinvestment in Soft- und Hardware höher ist. Andere Studien bestätigen die Erkenntnisse. So konnte nachgewiesen werden, dass XR-Technologien die Interaktion und das Engagement verbessern, indem sie eine immersive und multisensorische Lernerfahrung bieten, die besonders bei komplexen Lerninhalten Vorteile bietet. Immersives Lernen ermöglicht demnach nicht nur tiefgreifende Lernerfahrungen, sondern ist auch in der Lage, Lernprozesse zu beschleunigen. Diese Effekte sind darauf zurückzuführen, dass insbesondere VR-, aber auch AR-Trainings tiefere kognitive Prozesse anregen und durch ihre immersive Natur eine hohe Konzentration und Motivation fördern. Einschränkungen dürfen nicht verschwiegen werden. So ist auch bekannt, dass rund zwei Drittel aller Nutzer von Virtual-Reality-Anwendungen von Motion Sickness betroffen sind. Bei der „VR-Bewegungskrankheit“ kann der sensorische Konflikt zwischen Augen und Innenohr zu Symptomen wie Übelkeit und Schwindel führen. Mit technischen Optimierungen (zum Beispiel einer höheren Bildwiederholungsrate), einer behutsamen Herangehensweise (langsame Gewöhnung an die Virtuelle Realität) und unterstützenden Maßnahmen (Kaugummi kauen) lässt sich das Risiko in den Griff kriegen. Ein Gewöhnungseffekt kann ebenfalls eintreten. Als Einstiegshürde gelten auch die bislang hohen Kosten für die Anfangsinvestition in Software und Hardware, etwa in die Plattform oder auch in VR-Headsets, die zudem unterhalten werden müssen. Von der Theorie zur Praxis Softskill-Trainings und Besprechungen im virtuellen Raum, wie sie PWC in ihrer Wirksamkeitsstudie untersucht hat, sind ein wichtiges Einsatzgebiet von XR-Trainings. Aber auch Schulungen an großen Maschinen und für gefährliche Situationen, die in der Realität kaum oder nur mit großem Aufwand durchgeführt werden können, sind ein Treiber für die Anwendungen. Natürlich ist auch hier der Aufwand groß, diese Projekte für den virtuellen Raum zu realisieren, aber hier kann weder dem Lernenden noch der Umgebung etwas passieren und die Trainings sind hoch skalierbar. „Wir haben zum Beispiel SKAN als Kunden, einen Hersteller von pharmazeutischen Isolatoren. Die Kosten für diese Maschinen sind enorm. Auszubildende an diesen Maschinen zu schulen, ist fast unmöglich, weil sie eigentlich nicht angehalten werden dürfen und auch nicht kaputt gehen“, nennt Alexander El-Meligi, Geschäftsführer der Technologieagentur Demodern mit Standorten in Hamburg und Köln, einen Grund, warum der Kunde diese Maschinen zu Schulungszwecken als digitale Zwillinge im virtuellen Raum erstellen lässt. Um teure Fehlbedienungen zu vermeiden, sollte das E-Learning-Tool so realitätsnah wie möglich sein. Das bedeutete für die Agentur auch, auf die VR-typischen Controller zu verzichten und stattdessen Handtracking-Technologie einzusetzen, die das Lernen, Testen und Simulieren am Isolator extrem realistisch macht. Ein wesentlicher Beweggrund für die Wahl innovativer Lernmethoden ist häufig das mangelnde Engagement der Mitarbeitenden bei herkömmlichen E-Learning-Angeboten. „Viele Unternehmen suchen nach Lösungen, die über die traditionellen Methoden hinausgehen und das Interesse der Lernenden wecken“, so die Erfahrung von Alexander El-Meligi. Dabei steht das Engagement der Lernenden im Vordergrund, ohne dass es unbedingt eine VR-Lösung sein muss. Eine webbasierte Plattform, die eine 3D-Umgebung zur Verfügung stellt, reicht auch aus. Darüber hinaus wird Wert auf eine umfassende Analytik gelegt, um den Lernerfolg messbar zu machen und die Ergebnisse in bestehende Systeme zu integrieren, was eine detaillierte Auswertung und Anpassung der Lernprozesse ermöglicht. Unternehmen, die sich für eine VR-E-Learning-Plattform entscheiden, sollten wissen, was auf sie zukommt und wie komplex die Implementierung von VR-Lösungen sein kann. Denn oft fehlt es noch an Erfahrung mit der neuen Technologie. „Zu Beginn großer Projekte verkaufen wir häufig zunächst nur die Strategie- und Konzeptentwiclung, da viele Details wie zum Beispiel die finalen Lerninhalte, die Anzahl der Produkte, der Sprache, die Anzahl der Nutzenden sowie der vorhandenen Die Einstiegskosten für XR-Anwendungen sind hoch. Inzwischen lässt sich jedoch belegen, dass immersives Lernen effektiver und schneller ist als traditionelles. 86 neues lernen – 03/2024

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