Nach und nach werden Arbeiten und Lernen zusammengeführt. Insbesondere der Megatrend Digitalisierung verändert die Arbeitswelten, die Unternehmens- und Wissenskulturen und die dazugehörigen Führungsverständnisse. Die Personalentwicklung wandelt sich entsprechend. Die Personalentwicklung entwickelt sich zu einem Werte- und Kompetenzmanagement, das es den Teams und Mitarbeitenden ermöglicht, ihre Werte und Kompetenzen selbstorganisiert im Arbeitsprozess und im Netz aufzubauen. Es wird zukünftig nicht mehr dann gelernt, wenn zufällig eine Weiterbildungsmaßnahme angeboten wird, sondern wenn Herausforderungen im Arbeitsprozess zu bewältigen sind. Paradigmenwechsel in der Personalentwicklung Die Unternehmen stehen dabei vor der Herausforderung, dass in der Regel die überwiegende Mehrheit der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen keine nennenswerten Erfahrungen mit selbstorganisierten Lernprozessen besitzt. Deshalb ist ein gezielter, strukturierter Veränderungsprozess erforderlich, der es ermöglicht, eine Kultur des selbstorganisierten Arbeitens und Lernens zu schaffen. Strategieorientiertes Werte- und Kompetenzmanagement zielt darauf ab, die Entwicklung der Werte und der Kompetenzen der gesamten Mitarbeiterschaft und aller Teams im Hinblick auf ihre aktuellen und erst recht ihrer zukünftigen Herausforderungen im täglichen Arbeitsprozess zu ermöglichen, um die geforderte Performance der gesamten Organisation zu erhöhen. Häufig scheuen sich die Bildungsverantwortlichen in den Unternehmen und Organisationen, notwendige Veränderungsprozesse anzustoßen, weil sie Sorge haben, dass sich aus den unterschiedlichsten Gründen plötzlich ein Fass ohne Boden auftut. Schließlich genügt es nicht, eine Learning-Experience- Plattform und die notwendigen Tools entwickeln zu lassen und einfach in das Netz zu stellen. Entscheidend ist vielmehr, dass ein Veränderungsprozess umgesetzt wird, der eine grundlegend veränderte Lernkultur der Selbstorganisation zur Folge hat. Dieser Prozess kann strategieorientiert top-down für die gesamte Organisation oder einen Geschäftsbereich sowie agil bottom-up in ausgewählten Pilotprojekten erfolgen. Grundsätzlich empfiehlt sich das strategische Werte- und Kompetenzmanagement topdown zu organisieren, da damit die gesamte Organisation auch wirklich zuverlässig und sicher erreicht wird. Dies setzt jedoch eine breite Akzeptanz des Veränderungsprozesses, vom Top-Management bis zu den Führungskräften, voraus. Sollte dies nicht möglich sein, ist eine agile Vorgehensweise – bottom-up – über ausgewählte Pilotprojekte mit Führungskräften oder Teams, die dieser Innovation offen gegenüberstehen, zu empfehlen. So kann Future Learning nach und nach in die Organisation eingeführt werden. Die Künstliche Intelligenz KI wird nach herrschender Expertenmeinung zu einer Beschleunigung aktueller Trends im Corporate Learning beitragen: ➜ Werte und Kompetenzen, insbesondere selbstorganisiertes Lernen und Handeln, bilden die individuellen Lernziele, ➜ Herausforderungen in der Praxis und in Projekten bilden die zentralen Lernorte, ➜ Wissen und Qualifikation wird „on demand“ selbstorganisiert aufgebaut und in der Praxis angewandt, ➜ an die Stelle traditioneller Lernumgebungen treten Ermöglichungsräume in der LearningExperience-Plattform. PROF. DR. WERNER SAUTER ist Mit-Gesellschafter und Senior Consultant der Swiss Connect Academy Deutschland GmbH und Fachbuchautor für Werte- und Kompetenzmanagement. Regelmäßig beleuchtet er die aktuellen Entwicklungen im Corporate Learning in seinem Blog unter swiss-connect-academy.de/blog. Es genügt nicht, eine Learning-ExperiencePlattform und die notwendigen Tools entwickeln zu lassen und einfach in das Netz zu stellen. Foto: SCA Deutschland GmbH 78 neues lernen – 03/2024
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