Personalmagazin - Neues Lernen 3/2024

54 neues lernen – 03/2024 Respektbremsen Einige Respektbremsen verhindern eine positive Diskussionskultur. Sind sich alle Beteiligten dieser Bremsen bewusst, fällt es leichter, auch bei gänzlich unterschiedlichen Meinungen respektvoll zu bleiben. 1. Asymmetrie der Wahrnehmung Wir merken es sofort, wenn jemand uns respektlos behandelt. Wenn wir das selbst mit anderen tun, bemerken wir das weniger. ➔ Gegenmaßnahme „Perspektivwechsel“: Wie würde ich mich fühlen, wenn jemand so mit mir sprechen würde, wie ich es gerade mit meinem Kollegen getan habe? 2. Fundamentaler Attributionsfehler Wenn eine andere Person ein Fehlverhalten zeigt, schreiben wir das eher ihrem fehlerhaften Charakter zu, zum Beispiel wenn jemand unpünktlich ist. Machen wir selbst etwas falsch, sind zum Beispiel unpünktlich, dann hatten wir einen guten Grund.  ➔ Gegenmaßnahme „Positive Unterstellung“: Was ist die positivste Erklärung für das Verhalten der anderen Person? 3. Hohe Erwartungen Menschen, die sehr viel Wert auf Respekt legen, sind nicht unbedingt die angenehmeren Gesprächspartner. Manchmal sogar im Gegenteil, nämlich dann, wenn für sie Respekt bedeutet, hohe Erwartungen an andere zu stellen, wie die sich zu verhalten haben. In diesem Fall gibt es viel mehr Fettnäpfchen, in die andere hineintreten können. Menschen sind allerdings unterschiedlich: Manche verstehen unter Respekt, sich zu duzen, um Augenhöhe zu signalisieren oder sich nicht die Hand zu geben, um gesundheitlich Rücksicht zu nehmen. Für andere ist es genau das Gegenteil. Respekt bedeutet nicht, eigene Normen und Werte von anderen zu erwarten, sondern die Normen und Werte anderer zu akzeptieren.  ➔ Gegenmaßnahme „Bewusstsein“: K ommunikation funktioniert dann, wenn wir es aushalten, dass andere anders sind als wir. Kopf haben. Der „Disconfirmation Bias“ wirkt: Das Streben danach, etwas zu widerlegen, sobald es der eigenen Überzeugung widerspricht. Eine Tatsache ist dann vielleicht nur ein Gerücht und die von Ihnen angeführten Studien zu klein oder zu alt. Das können Sie vermeiden, indem Sie das rote Tuch – Ihren Standpunkt – solange wie möglich für sich behalten. Sie ändern die Reihenfolge und steigen nicht mit Ihrem Standpunkt ein, sondern halten sich an TAF: T wie Teaser kündigt das Thema an, ohne es konkret zu nennen, am besten in Form eines Vorteils. Wenn Sie beispielsweise von einer bestimmten Software überzeugen möchten, von der Ihr Gegenüber bisher gar nichts hält, klingt das so: „Es geht darum, unsere Grafikergebnisse zu verbessern“. Erst dann folgt A wie Argumente: „Für das Farbdesign ist eine hohe Farbgenauigkeit notwendig. Außerdem ist es optimal, wenn jeder im Team einen Zugriff auf die aktuellen Ergebnisse hat und diese auch noch unterwegs im Zug kurzfristig bearbeiten kann, sodass wir auf dem aktuellsten Stand sind. Und wir brauchen einen optimalen Schutz vor Viren.“ Erst dann rücken Sie mit F wie Folgerung heraus: „Das alles leistet die Software von XY“. Vielleicht hat Ihr Gegenüber bei dem ein oder anderen Argument sogar zustimmend genickt – es gab ja keinen Grund,

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