Personalmagazin - Neues Lernen 3/2024

53 Entwicklung bereits Präsenz gezeigt und wurden von ihren Kollegen und Kolleginnen gesehen. Zusätzlich sind alle Perspektiven einmal gehört und im Raum. Das Blitzlicht kann auch als „Meinungs-Blitzlicht“ zwischendurch oder am Ende als Feedback eingebunden werden. Check-in Eine Alternative zum Blitzlicht ist zu Beginn der „Check-in“. Er ist keine Meinungsabfrage, sondern jedes Teammitglied sagt in kurzen Worten, wie es ihm geht – gestresst, müde, voller Tatendrang. So wird eine möglicherweise gedämpfte Stimmung einer Person nicht als Desinteresse am Thema oder gar am Team fehlinterpretiert. Zusätzlich durfte sich jede und jeder seinen Emotionen Luft verschaffen, sodass es leichter fällt loszulassen und produktiv zu sein. Wertfreies Brainstorming Besonders selbstkritische Menschen haben oftmals nicht den Mut, in der Gruppe ihre Ideen vorzustellen, weil sie Bedenken haben, dass diese nicht gut genug sind. Deshalb halten sie sich zurück und ärgern sich später, wenn jemand anders etwas Ähnliches vorgeschlagen hat, was für gut befunden wurde und umgesetzt wird. Manchmal werden Ideen tatsächlich direkt bewertet, was vorhandene Ängste verstärkt. Beim wertfreien Brainstorming werden alle Ideen gesammelt und verschriftlicht, egal wie absurd sie zunächst einmal klingen mögen. Das ermöglicht eine angstfreie Beteiligung aller und schafft Raum für Kreativität. Selbstverantwortung: Rhetorische Überzeugungskraft entwickeln Für eine gesunde Diskussionskultur sind nicht nur die Führungskraft und der jeweilige Meeting-Moderator gefragt, sondern alle Beteiligten selbst. Wir alle haben es zu einem großen Teil selbst in der Hand, wie überzeugend wir unsere Ideen präsentieren und wie überzeugend wir selbst als Person wahrgenommen werden – ob von Kolleginnen, Vorgesetzten oder Kunden. Wer mit seinen Ideen ernst genommen werden möchte, braucht rhetorische Überzeugungskraft. Sie lässt sich mit folgenden Tipps entwickeln: 1. Selbstentwicklung: Authentizität alleine reicht nicht „Ich brauche keine Rhetorik – ich bin authentisch, das reicht und das ist das Wichtigste.“ Für manche konkurrieren Authentizität und Rhetorik. Das Authentischste in wichtigen Gesprächen wäre allerdings manchmal, aus dem Raum zu rennen und sich unter der Bettdecke zu verkriechen oder dem anderen impulsiv und ohne Grenzen die Meinung zu geigen. Wir können authentisch ängstlich, authentisch unverschämt, authentisch langweilig und ganz authentisch unwissend und unvorbereitet sein. Professionell ist das allerdings nicht. Rhetorik ist nicht dazu da, jemandem die Authentizität zu nehmen, sondern im Gegenteil jemandem zu ermöglichen, in herausfordernden Situationen überhaupt authentisch zu sein. Und zwar auf seine beste Art. Als Kinder war es für uns nicht authentisch, mit Messer und Gabel zu essen. Irgendwann haben wir es gelernt und es wurde authentisch. Geben Sie also Neuem eine Chance, dass es irgendwann authentisch werden kann. 2. Pragmatismus statt „Stuhlkreisgefahr“ Wer erfolgreich mit anderen diskutieren möchte, braucht zwei Kompetenzen: Auf der einen Seite Sensibilität, um anderen nicht vor den Kopf zu stoßen, und auf der anderen Seite Pragmatismus, um nicht zu empfindlich in jedes Wort einen Seitenhieb hineinzuinterpretieren. Eine zu große Sensibilität und Empfindlichkeit behindert Diskussionen. Sätze wie „Das muss man mal logisch sehen“, „Vernünftig betrachtet ist es anders …“ werden Ihnen in fast jeder Diskussion begegnen. Viele stürzen sich darauf wie Fliegen auf einen Misthaufen. Wenn Sie aber sofort darauf anspringen und jede Kleinigkeit ausdiskutieren wollen, machen Sie Diskussionen kompliziert. Und Sie eröffnen einen Streit auf einer zweiten Ebene, nämlich der Metaebene, auf der Sie sich darüber streiten, wie Sie miteinander reden: „Bleib doch mal sachlich.“ – „Du hast doch angefangen, bleib du doch sachlich“. Wer jede kleinste Spannung sofort anspricht und in einer Ich-Botschaft erklären möchte, wie er sich fühlt, wird schnell zum unangenehmen und komplizierten Gesprächspartner. Ich-Botschaften sind wunderbar, doch nicht zu jeder Zeit und in jeder Situation. In der Kommunikationspsychologie wird das unbedingte Streben nach einem verletzungsfreien Raum auch „Stuhlkreisgefahr“ genannt. Immer auf der Hut, wann wer verletzt werden könnte. Das ermöglicht keine freie, klare Diskussion. Setzen Sie einen gesunden Pragmatismus dagegen. Springen Sie nicht auf alles an, sondern lassen Sie manche kleine Misthaufen erst einmal liegen. 3. Überzeugen mit der TAF-Technik Wenn Sie von einem Standpunkt überzeugen möchten, von dem Sie genau wissen, dass das Gegenüber ihn nicht teilt, haben Ihre Argumente – egal, wie gut sie sind – schlechte Chancen. Denn sobald Sie das Thema ansprechen, gehen die Schotten runter und Ihr Gegenüber wird bei allem, was Sie sagen, ein „Ja, aber“ im MARIE-THERES BRAUN arbeitet als Rhetorik- und Sprechtrainerin, tritt selbst als Rednerin auf und ist Autorin. Sie hat Sprechwissenschaften (Rhetorik) in Marburg studiert. Foto: Janine Kühn

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