Personalmagazin - Neues Lernen 3/2024

52 neues lernen – 03/2024 In Gruppenarbeiten ergänzen sich unterschiedliche Kompetenzen. Sie machen ein Team stark. Was dabei oftmals übersehen wird: Wenn unterschiedliche Charaktere und Meinungen zusammentreffen, wird es manchmal emotional herausfordernd. Der Puls kann höher schlagen, wenn der detailgetreue Kollege auf seine Exceltabellen verweist und den Blick auf das große Ganze verliert. Die Kollegin hat diesen Blick auf das große Ganze zwar, ist aber nicht offen für Details, eher genervt davon. Der eine ist introvertiert, die andere ist extrovertiert und bemerkt dabei nicht, wenn sie damit andere in die Flucht und Zurückhaltung treibt, sodass deren Ideen keinen Platz finden. Im besten Fall ergänzen sich Charaktere und Kompetenzen, im dümmsten Fall bringen sie sich gegenseitig zur Weißglut. Zumindest zum Köcheln. Schon das reicht aus, dass Lösungen nicht das beste Ergebnis sind, sondern lediglich das pragmatischste, das in dieser Konstellation gefunden werden konnte. Denn manche stecken um des lieben Friedens willen zurück, oder es wird eine schnelle Entscheidung getroffen, um Zeit zu sparen, oder die Selbstbewussten setzen sich mit ihrem Vorschlag durch, der nicht unbedingt der beste ist. Das Potenzial, das im Team steckt, wird so verschenkt. Gefährlich ist es auch, wenn Teammitglieder sich gegenseitig in klare Persönlichkeitskategorien einordnen. Zum einen sind die meisten Typenmodelle wissenschaftlich ohnehin nicht fundiert – und führen zu falschen Zuschreibungen wie: „Sie ist Delfin, ist doch klar, dass sie mal wieder dagegen hält.“, „Er ist eben Wal, will mal wieder dazugehören“. Zum anderen ist eine eindeutige Kategorisierung eine Verzerrung. Wer sich auf fluktuierende Persönlichkeitsmodelle versteift, übersieht die Vielschichtigkeit einer einzigen Persönlichkeit und ihrer Möglichkeiten. In einigen Unternehmen steht die Farbe der Persönlichkeit sogar auf dem Tisch oder ist auf die Tür geklebt, sodass gleich klar sein soll: „Das ist der Faktentyp, mit dem musst du so reden.“ Menschen haben dann keine Möglichkeit mehr, sich aus ihrer Zuschreibung heraus zu entwickeln und ihre volle Persönlichkeit zu zeigen. Persönlichkeitsmodelle sind solange sinnvoll, wie sie eine Hilfestellung geben, andere zu verstehen, wie sie nicht überschätzt werden und keine Stigmatisierung stattfindet. Um das Potenzial als Team also auszuschöpfen, ist es notwendig, sich von Schubladen zu befreien und eine positive Gesprächskultur zu etablieren, die das Entwickeln von Ideen und das Einbringen jedes Teammitglieds ermöglicht. Positive Gesprächskultur: Quicktipps für Team-Meetings In einer positiven Gesprächskultur kommt jeder angstfrei zu Wort und kann sich einbringen. Diskussionen werden nicht im Keim erstickt, unterschiedliche Perspektiven sind ausdrücklich erwünscht und werden ausgetauscht. Blitzlicht In einem Blitzlicht gleich zu Beginn eines Meetings kommt jedes Teammitglied kurz zum Thema zu Wort. Die Regel ist: Der Reihe nach, jeder maximal eine Minute. So werden Menschen, die gerne viel reden, gestoppt und Menschen, die sich eher zurückhalten, sofort eingebunden. Der positive Effekt ist, dass Menschen, die gleich am Anfang zu Wort kommen, sich auch später eher trauen, sich einzubringen. Sie haben Oft wird das Potenzial eines Teams durch schlechte Kommunikation verschenkt. Lösungen sind dann nicht das beste Ergebnis, sondern lediglich das pragmatischste, das in dieser Gruppenkonstellation gefunden wurde. I

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