Personalmagazin - Neues Lernen 3/2024

48 neues lernen – 03/2024 Entwicklung Eines der großen Ziele von immersivem Lernen an den Business Schools: passives durch aktives Erfahrungslernen ersetzen. chenleistung – und haben somit einen hohen Energie- und CO2-Verbrauch. Doch mit der richtigen Strategie und passenden Partnern könne man die Schwierigkeiten überwinden. Die ESMT möchte künftig auch eigene VR-Erfahrungen erstellen – mit einem No-Code-Autorentool ihres VR-Anbieters. Als nächsten Schritt soll allerdings die Integration von DigitalTwin-Technologien in die Lehre kommen – zum Beispiel in Kooperation mit Siemens. „Ein digitaler Zwilling ist eine virtuelle Repräsentation eines physischen Produkts, Prozesses oder Systems“, erläutert Tunstall. Diese Technologie ermöglicht es, Simulationen und Analysen zu erstellen. Siemens nutzt digitale Zwillinge unter anderem in Produktentwicklung und -design, für Produktionsprozesse und Wartung oder im Energie- und Gebäudemanagement. XR ist noch am Anfang Dass ein Unternehmen wie Apple in XR-Technologie investiert, sehen viele als Signal für mehr. Die Tomorrow University will ihren Impact MBA in Raumerfahrung auch bald außerhalb der USA anbieten, sobald dort die Apple Vision Pro erhältlich ist. Gründer Rebernik spoilert schon einmal, als er den neuen Studiengang auf Linkedin ankündigt: „Dies ist erst der Anfang.“ Der Insead-XR-Experte Alon Epstein sagt voraus, dass die Preise für Headsets mit ähnlichen Funktionalitäten wie die von Apple dramatisch sinken werden. „In ein paar Jahren wird es schöne, erschwingliche und robustere Alternativen geben“, meint er. „Die aktuelle Situation von Mixed Reality lässt sich mit der des Internets im Jahr 1989 vergleichen, nur dass die Technologie viel schneller voranschreitet.“ Das nächste große Ding werde die Kombination von XR und künstlicher Intelligenz (KI). Heute sei die Handlungsfähigkeit in der VRUmgebung noch begrenzt. Für Fragen, Interpretation, Analyse und Reflexion brauche es den Professor oder die Professorin, die dabei helfe, das Erlebte einzuordnen. Es gibt schon erste Anwendungen, die asynchrones Feedback geben, aber vorprogrammierten Pfaden mit einem geringen Grad an Personalisierung folgen. Wohin die Reise gehen könnte, zeigt der Spieleentwickler Ubisoft: Kürzlich kündigte das Unternehmen an, KI-Gaming-Charaktere – sogenannte „Non-Playable Character“ (NPC) – entwickeln zu wollen, die Gespräche mit Spielerinnen und Spielern führen können. Bisher sind diese Anwendungen laut Epstein zu unsicher für die Lehre. Nicht nur aus Datenschutzgründen, sondern vor allem, weil Generative KI schwer zu kontrollieren sei. „Wir setzen sie im Produktionsprozess und bei Dienstleistungen ein, aber das sind voraufgezeichnete Aspekte. Es handelt sich noch nicht um Echtzeit-KI.“ Ein weiteres Problem der rasanten Entwicklung: Es bedarf ständiger Neuentwicklung der VR-Cases, die aufwändig und kostspielig sind. Zwar gebe es Case Studies aus den 1980er Jahren, so Epstein, die heute noch aktuell seien. Aus der Geschichte könne man viel lernen. Dennoch gelte es, diese Lernerfahrungen laufend anzupassen – didaktisch und emotional. „Wir schicken Studierende nur für kurze Zeit in VR-Szenarien und verursachen keine induzierte Bewegung, bei der das Gehirn denken könnte, dass wir uns in echt bewegen.“ Studierende sollten die VR-Geräte stationär, also im Sitzen oder Stehen nutzen, ohne herumzulaufen. Denn eine Gefahr immersiver Technologien ist die sogenannte „Motion Sickness“: Schwindel, Übelkeit und Kopfschmerzen. Es gibt also auch ein Zuviel des emotional Guten und Verdaubaren. Nur durch solide didaktische Produktion lasse sich diese soweit vermeiden, dass sie in der Anwendung quasi nicht vorkomme. „Uns ist es gelungen, die Zahlen der Teilnehmenden mit Motion Sickness auf fünf Prozent zu senken“, berichtet Alain Goudey von der Neoma Business School. Aber es gebe trotz aller Sorgfalt immer Personen, die sehr sensibel auf VR reagierten. An der Neoma habe man beschlossen, dass VR-Fallstudien 20 bis 30 Minuten nicht übersteigen sollen und in kleinen Häppchen angewendet werden. Wechselnde Zyklen zwischen Theorie, Praxis und Reflexion erforderten auch eine neue Haltung der Lehrkräfte. Sie müssten in die Rolle von Mentoren und Tutoren für komplexe Fragestellungen schlüpfen und mit KI umgehen können. All diese Rädchen sollen ineinandergreifen. „Es geht darum, das Rezept für die geheime Soße zu finden.“

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