Personalmagazin - Neues Lernen 3/2024

44 neues lernen – 03/2024 In der immersiven Lernwelt lassen sich Verhaltensdaten der Studierenden erfassen. Das ermöglicht ein viel umfassenderes Feedback. Für die „Challenges“, so heißen die Kurse in den Onlinestudiengängen der Tomorrow University, arbeiteten die Lehrkräfte bereits mit Lerndesignern zusammen, um viele Interaktionsmöglichkeiten zu schaffen – zum Beispiel durch Games oder Quizze, Teamarbeit mit Unternehmen oder Direct-FeedbackCircles. „Da wir bereits über eine digitale Lernplattform als App verfügen, war der Sprung für uns nicht so groß.“ Die Hochschule tickt online-first, ermöglicht aber auch lokale Treffen und organisiert mindestens viermal im Jahr ein CommunityMeetup für alle Studierenden in Europa. Dort sollen künftig auch Kameras so positioniert werden, dass diejenigen, die nicht anreisen können, mit ihrem Headset ein ähnliches Netzwerkerlebnis haben wie vor Ort. Letztlich spare das Reisekosten und zahle auf Nachhaltigkeit ein, ohne auf eine gute Verbindung zwischen Studierenden verzichten zu müssen. Die Kosten des „Impact MBA x Vision“ liegen bei 21.000 Dollar – für die USA relativ günstig. Hierzulande kostet der Impact MBA ohne die Apple Vision Pro bislang 14.850 Euro. Der Preis für das neue Apple-Headset allein: 3.499 Dollar in der Grundausstattung. Real-Szenarios der Neoma Business School Viele Expertinnen und Experten halten das für zu teuer im Vergleich zu anderen Headsets wie etwa Meta Quest 3. Die meisten Headsets haben gemein, dass sie noch schwer und auf Dauer nicht bequem zu tragen sind. Einige Business Schools gehen aber auch aus anderen Gründen andere Wege. Zum einen, weil sie auf Lernen vor Ort nicht verzichten wollen. Zum anderen, weil sie aus didaktischer Sicht VR-Anwendungen wie etwa immersive Case Studies für zielführender halten, obwohl auch das in der Produktion zusätzliche Kosten bedeutet. „Wir setzen dann immersive Technologien ein, wenn sie den Wert der Lernerfahrung erhöhen“, sagt Alain Goudey, Associated Dean for Digital und Professor für Marketing der Neoma Business School mit Sitz in Rouen, Reims und Paris. Ihn treibt die Vision um, „Lerninhalte zu produzieren, die so spannend sind wie die Netflix-Serien“. Den ersten VR-Case lancierte Neoma schon 2016 im Fach Marketing. Ein Gruppe Studierender wirkte aktiv bei der Entwicklung mit. „Trotz anfänglicher Bugs waren die Studierenden sofort sehr engagiert, sobald sie die Headsets sahen und merkten, hier in der Klasse passiert etwas Anderes als klassischer Unterricht. Das bricht die Lernroutine auf und macht Spaß.“ Der Skalierbarkeit halber hat sich Neoma für passive Headsets entschieden. Das heißt, die nötige App läuft anders als bei Apple- oder Meta-Quest-Geräten direkt auf den Handys der Studierenden. Die Headsets bekommen sie am Campus. Während der Pandemie erhielten sie auch kleine Leichtgeräte für die Remote-Teilnahme per Post nach Hause. Inzwischen nutzt Neoma drei VR-Fallstudien – darunter ein Case im Supply Chain Management der Einzelhandelskette Leclerc und einer in Organizational Behaviour des Stromnetzbetreibers Enedis. „Früher mussten Studierende Dutzende Seiten Text lesen, um ein Problem zu verstehen und eine erwartete Lösung zu erarbeiten. Das ist nicht das wahre Leben“, meint Goudey, der auch Leiter des Neoma Learning Lab ist, dem Forschungs-, Entwicklungs- und Innovationsteam der Wirtschaftshochschule. Anders bei den VR-Cases: Die Wahrnehmung hänge vom Blickwinkel der Studierenden ab und die Ergebnisse könnten deshalb sehr unterschiedlich sein. Die Lehrkräfte schicken die Teilnehmenden meist mit einer konkreter Aufgabe und Rolle in die VR-Umgebung. Sie sollen sich etwa vorstellen, Leiter einer neuen Filiale zu sein. In VR schauen sie sich dort um und – wieder zurück im Klassenzimmer – unterbreiten sie in Kleinteams Verbesserungsvorschläge. „Es ist ein Aha-Moment, wenn Teilnehmende erkennen, dass andere die gleiche Managementsituation anders erleben, diese aufgrund ihrer Werte und Haltungen anders interpretieren und sie so bei schwierigen Entscheidungen zu anderen Schlussfolgerungen kommen.“ Insgesamt wenden an der Neoma Business School pro Jahr etwa 1.000 Studierende die VR-Cases an – vor allem in MBA-Programmen, im Master of Management und in Executive-Education-Kursen. Zudem nutzen die beteiligten Unternehmen sie intern für Mitarbeitende, etwa beim Onboarding. Insead als Case-Provider Auch die Business School Insead mit Sitz in Frankreich, Singapur, San Francisco und Abu Dhabi beschäftigt sich schon länger mit immersiven Technologien. Seit 2019 produziert sie VR-Cases, von denen inzwischen mehr als 25 auf ihrer XR-Plattform bereitstehen. Darauf können auch andere Business Schools weltweit Text: Stefanie Hornung

RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc4MQ==