Personalmagazin - Neues Lernen 3/2024

40 neues lernen – 03/2024 vereinfachen. Portale wie „Coach Hub“, „Coach Pool“ oder „Better Up“ verbinden Coachees, also Personen, die Coaching suchen, mit professionellen Coachs in einem spezifizierten Themengebiet. Diese Plattformen bieten eine breite Palette von Services an, von Einzel- und Gruppencoaching über spezialisierte Kurse bis hin zu umfangreichen Entwicklungsprogrammen. Die thematische Bandbreite ist weit gefächert und reicht von beruflicher Weiterentwicklung und Führungskompetenz bis zu persönlichem Wachstum und Gesundheitsmanagement. Marktforschungsinstitute in den USA sehen in den Coachingplattformen ein gewaltiges Potenzial. So schätzt zum Beispiel die Beratungsagentur Verified Market Research den Markt für Online-Coachingplattformen im Jahr 2023 auf 2,4 Milliarden US-Dollar. Bis 2030 soll die Sechs-Milliarden-Grenze geknackt werden. Der Markt würde sich dann bis 2030 mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 13,9 Prozent entwickeln. Dieser Markt schließt alle Coachingformen ein: klassisches Coaching, Online-Coaching, Life-Coaching – eben alles, was sich Coaching nennt, unabhängig davon, ob es von ausgebildeten Coachs angeboten wird oder nicht. Zumeist stellen die Plattformen ihre eigenen Qualitätsstandards auf und überprüfen sie nach eigenen Maßstäben. Für Unternehmen könnten Coachingplattformen eine erhebliche Arbeits- und Kostenersparnis bei der Rekrutierung der Coachs sowie bei der Abwicklung und Abrechnung von umfangreichen Coachingprogrammen mit vielen Coachees bieten. Ob die von vielen US-Marktforschungsinstituten vorhergesagte positive Entwicklung auch auf dem deutschen Markt eintritt, ist alles andere als sicher. Fest steht: Coachingplattformen versuchen das klassische Plattformgeschäftsmodell auf den Markt der Personalentwicklung wie auf dem Consumer-Markt „Selbstoptimierung“ zu übertragen. Plattformen schaffen Märkte, auf denen sich mehrere Nutzergruppen begegnen und interagieren können. Beispielsweise bringt Amazon auf seiner Marketplace-Plattform Verkäufer und Käufer zusammen, während You Tube Videofilmer mit ihrem Publikum verbinden. Der Wert einer Plattform steigt für alle Nutzer, je mehr Teilnehmer sie hat. Das ist der Netzwerkeffekt: Je mehr Verkäufer es auf einer E-Commerce-Plattform gibt, desto attraktiver wird sie für Käufer und umgekehrt. Die Coachingplattformen leisten also bewusst oder unbewusst eine wichtige Wasserstandsanzeige für die gesamte Branche: Die Aufmerksamkeit für Coachingangebote ist in den vergangenen Jahren ohne Zweifel massiv gestiegen. Aber geht damit die Kauf- und Zahlungsbereitschaft von genügend Kunden einher? Ist das Coachinggeschäft in Summe ausreichend skalierbar, wie es sich die Plattformanbieter erhoffen? Ist Coaching bereits massentauglich? Digitale Plattformen können und wollen schnell und mit relativ geringen Zusatzkosten wachsen, da die Erweiterung des Nutzerkreises meist keine proportionalen Steigerungen der Betriebskosten verursacht. Allerdings ist keineswegs sicher, dass sich das Plattformmodell auf alle Märkte anwenden lässt. Ein Coaching ist dann doch etwas anderes als eine gebrauchte Schallplatte, eine Autofahrt oder eine Übernachtung im privaten Appartement. Die Bedeutung des Vertrauens in Kompetenz, Haltung und Integrität eines Coachs ist für den Abschluss eines Coachingvertrags um einiges höher als der Abschluss eines Mietvertrags für eine Ferienwohnung oder die Lieferung einer Pizza. P wie Promotion: Coaching-Content is King Das vierte P steht für Promotion. Ein Gebiet, auf dem viele Coachs Nachholbedarf haben. Aber: Viele Marketingconsultants und Agenturen haben diese Zielgruppe für sich entdeckt und bieten immer mehr Beratung zur Positionierung und Kommunikation an. Auch die Coachs erkennen selbst, wie wichtig die Suche und Ansprache neuer Klienten vor allem über Online- und Social Media geworden ist. Coachs müssen ebenso wie ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter auf anderen Märkten wie Training oder Beratung den Kampf um Aufmerksamkeit annehmen und ihn am besten über Content-Marketing führen. Der Begriff Content-Marketing beschreibt eine Strategie, die darauf abzielt, Zielgruppen durch die Bereitstellung nützlicher, relevanter und ansprechender Inhalte anzuziehen, zu engagieren und zu halten. Anstatt nur für das eigene Coaching zu werben, erstellen Coachs mit einer ContentMarketing-Strategie nützliche Inhalte, die darauf ausgelegt sind, Bedürfnisse oder Probleme ihrer Zielgruppe zu lösen. Dies kann in Form von Artikeln, Videos, Podcasts, Infografiken und mehr erfolgen. Die Idee dahinter: Man wird zunächst einmal sichtbar und gefunden. Außerdem lässt sich durch diesen Mehrwert Vertrauen und eine Beziehung aufbauen, die die Grundlage für zukünftige Geschäftsabschlüsse bildet. Das verbessert die Onlinepräsenz und die Sichtbarkeit in Suchmaschinen und fördert letztendlich die Kundenbindung und -akquise. Der Coachingmarkt wächst nach aktuellen Schätzungen jährlich um etwa zehn bis 15 Prozent.

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