Personalmagazin - Neues Lernen 3/2023

Bücher, Seminare, Vorträge und Coachings – Reinhard K. Sprenger prägt die Lern- und Führungsszenemit klaren, unerschrockenen Gedanken und Thesen. Sein Leben beschreibt er selbst als Wechselspiel aus »Zufall« und »Zugriff«. M ythos Motivation: Mit diesem Buch gelang Reinhard K. Sprenger Anfang der 90er Jahre der Durchbruch. Seine Kernthese: »Wir haben in Unternehmen keinen Erziehungsauftrag, sondern einen Kooperationsvertrag zwischen Erwachsenen. Da wird verhandelt, nicht verführt oder angereizt« – sein Antrieb: Motivierung von außen stoppen. Denn Sprenger ist überzeugt davon, dass Motivierung jede Form von innerer Motivation zerstört. Was er aber in der Personalarbeit beobachtete, war genau das Gegenteil. A ll seine Beobachtungen, Gedanken und Anstöße notiert Reinhard K. Sprenger schriftlich, ob in Flugzeugen oder in Seminaren. Nicht alles davon, aber doch vieles ist Basis seiner Bücher. Sprenger beschreibt sich selbst als schreibende Existenz. »Ich schreibe gleichsam jeden Tag, nicht alles davon ist zur Veröffentlichung«, erklärt er. »Der Schreibtisch ist für mich ein Ort der Ruhe.« Ruhe vermittelt ihm vor allem der Wohnsitz in Santa Fe, New Mexico, wo er den Großteil seiner Bücher schreibt. »Ich sitze dort isoliert auf einem Hügel und werde kaum abgelenkt.« Sprengers zweiter Wohnsitz liegt im schweizerischen Wintherthur. D ie Leidenschaft für Philosophie entdeckte Reinhard K. Sprenger bereits in der Schule. Auch er selbst könnte heute vor Schulklassen stehen. Er studierte Philosophie, Psychologie, Geschichte, Sport und Betriebswirtschaft auf Lehramt. Sprenger selbst ist sicher, dass dieses breit gefächerte Studium seinen späteren Werdegang positiv geprägt hat: »Ich denke, mein beruflicher Erfolg hängt damit zusammen, dass ich aus vielen Lerntöpfen schöpfen konnte.« Dass Sprenger doch kein Lehrer wurde, hat einen einfachen Grund: Es gab damals in NordrheinWestfalen keine freien Stellen. U nd so musste sich Reinhard K. Sprenger umorientieren. Zwei Jobangebote standen im Raum. Er entschied sich für eine Stelle in der Personalarbeit. »Mein ganzes Leben ist ein Wechselspiel von Zufall und Zugriff. Das Leben bietet mir etwas Neues, ich greife zu.« In der Personalarbeit kam Sprengers Interesse für die Themen Motivation, Leadership und Personalentwicklung auf. B ald wollte Reinhard K. Sprenger einen Karriereschritt in Richtung Global HR gehen. Doch es kam wieder anders. Während er auf ein Angebot des Topmanagements wartete, merkte er plötzlich, dass er diese Art der Abhängigkeit nicht mehr wollte. »Ich wollte nicht, dass andere Leute am Steuer des Lebensautos sitzen«, fasst Sprenger seine damaligen Gedanken zusammen. Es war klar: Er will sich selbstständig machen. Eine Idee hatte Sprenger noch nicht. Doch auch hier brachte das Leben die Ideen ein. Er wurde mehrfach für Seminare angefragt. Damit nahm seine Selbstständigkeit seinen Lauf. S o publizierte Sprenger auch seinen ersten Text. Er fing einfach an zu schreiben. Ein Verleger wurde darauf aufmerksam und Sprenger veröffentlichte den Artikel »Das Elend der Motivierung«, noch bevor er seinen Klassiker schrieb. »Ich kann gar nicht anders, als zu schreiben. Mein Antrieb ist: ein Königreich für eine frische Idee, eine Perspektive, die ich noch nicht hatte, eine Vertiefung von etwas, was mir oberflächlich zu sein scheint.« M usik ist neben dem Schreiben Sprengers Passion. Als junger Erwachsener ergatterte er einen Plattenvertrag mit seiner Band und tourte als Vorgruppe von Tina Turner durch Europa. In den 1970erJahren war dieses Musikerleben vorbei. Musik macht Sprenger aber bis heute. Mit seiner Band schreibt er Songs, die auch Vorlesungsteile beinhalten. »Ich bin nicht der Ausnahmemusiker, aber ich bin der Meinung, dass ich eine Art Verpflichtung habe, die Talente, die mir der Zufall ins Leben gespült hat, zu entwickeln.« S prengers Motto: »Riskier was. Bleib nicht beim Alten hängen. Einfach ausprobieren.« Und trotzdem ist für Reinhard K. Sprenger auch klar, dass nicht alle Menschen nach Optimierung und Exzellenz streben. »Es gibt irre viele Möglichkeiten, ein gelungenes Leben zu führen.« Wir müssen keine Gesellschaft von Erfolgssuchenden sein. 9 Standpunkte

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