Die Herausforderungen sind vielfältig: Qualifizierte Beschäftigte haben andere Weiterbildungsbedarfe als An- und Ungelernte, das Sprachniveau und die Sprachkenntnisse können unterschiedlich sein. Zudem ist nicht immer klar, wie hoch der Weiterbildungsbedarf an der konkreten Maschine ist, an der die Mitarbeitenden eingesetzt werden. Während Weiterbildungsbedarfe wie Qualitätsmanagement oder Sicherheitsschulungen auch über Schulungen am Handy, Tablet oder PC vermittelt werden können, ist dies bei individuellen Schulungen an der Maschine nicht möglich. Soll diese ohne Meister oder Fachkraft digital erfolgen, braucht es einen neuen Ansatz. Genau diesen will DigiPlat4Train liefern. Dahinter steht kein E-Learning-Anbieter, sondern das Süddeutsche Kunststoffzentrum SKZ als Partner der Industrie. Es will im Projektzeitraum bis Ende 2024 ein System entwickeln, das direkt auf den Steuerungen von Kunststoffverarbeitungsmaschinen läuft und mit ihnen interagieren kann. Mittels künstlicher Intelligenz soll das System aus den Eingaben des Maschinenbedieners den Schulungsbedarf ermitteln. Darauf aufbauend werden bedarfsgerechte digitale Trainings angeboten, die als Micro-Learning direkt in der Produktion absolviert werden können. Mehrere dieser kurzen Lerneinheiten können sogar zu Lernpfaden kombiniert werden. Zu den Herausforderungen dieses Projekts gehört aber nicht nur die Integration des Lernens direkt in den Produktionsbetrieb, was an sich schon ein Risiko darstellt, sondern auch der Datenschutz. Denn durch die Analyse des Mitarbeitenden in seiner Tätigkeit sammelt das System auch sensible Daten, die dem Datenschutz unterliegen. Statt Smartphone oder Tablet kann auch einemoderne Maschine in der Produktion zumLernpartner werden. didaktisch speziell auf Produktionsmitarbeitende ausgerichtete Training kann demnach entweder mit Tablets direkt auf dem Shopfloor oder an speziell eingerichteten PC-Arbeitsplätzen in der Nähe der Produktion durchgeführt werden. Dies kann vor oder nach einer Schicht sowie in den regelmäßig stattfindenden 30-minütigen Maschinenpausen während eines Arbeitstags erfolgen. Durch die Plakataktion in Verbindung mit dem E-Learning sei es gelungen, dass sich die Beschäftigten in der Produktion zunehmend mit Qualitätsmanagement und Sicherheitsmaßnahmen auseinandersetzen, stellen Kreutz und Leupoldt in ihrem Bericht fest. Damit sei ein Kulturwandel eingeleitet worden. Von vielen Beschäftigten gebe es positive Rückmeldungen zu den Schulungen. Das Interesse an arbeitsrelevanten Themen steige, gleichzeitig förderten die innovativen Lernmethoden das eigenverantwortliche Lernen. Zukünftige Schulungen sollen auch Virtual- und Augmented-Reality-Anwendungen beinhalten. Hard Skills lernen an der Maschine Statt Smartphone oder Tablet könnte auch eine Maschine in der Produktion zum Lernpartner werden. Das jedenfalls verspricht das ausgeklügelte Weiterbildungsprojekt „DigiPlat4Train“. Der Name steht für den Prototyp einer Plattformlösung für bedarfsgerechtes digitales On-Demand-Training für Produktionsbetriebe der Kunststoffindustrie. Das Projekt gehört zu den Gewinnern des INVITE-Toolchecks, einemWettbewerb des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und des Bundesinstituts für Berufsbildung, bei dem es um innovative Weiterbildungsangebote, personalisiertes Lernen und Weiterbildungsmanagement insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen geht. 77 Digitalisierung
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