Personalmagazin - Neues Lernen 3/2023

Eigentlich erhält jedes Team immer eine Führungskraft vorgesetzt. Dabei ist es gleich, ob das Team das will und eine Führungskraft wirklich benötigt oder nicht. Eine Teamleiterin oder ein Teamleiter wird unabhängig davon eingesetzt, ob es sinnvoll ist. Führung wird erzwungen. Das ist eine vollkommen überholte Idee. Es handelt sich um Verschwendung, eine Position einzurichten, die kaum Nutzen spendet. Stellen Sie sich vor, man würde für IT-Teams Ärztinnen als Teamleiterinnen einstellen – einfach nur, weil man das so macht und immer schon so gemacht hat. Die Ärztinnen würden dann brav ihren Job machen und regelmäßig den Blutdruck der IT-Profis messen. Sie würden sich ein teures Röntgengerät kaufen und manchmal das Gerät nutzen, damit sich die Anschaffung gelohnt hat. Die Ärztinnen machen so etwas, weil Ärztinnen so etwas machen. Ab und zu würden die Ärztinnen bei den täglichen Untersuchungen eine Krankheit entdecken, und sie wären deshalb davon überzeugt, dass sie einer wichtigen und sinnvollen Tätigkeit nachgehen. So absurd wird in den meisten Unternehmen in Deutschland mit Führungspositionen umgegangen. Eine Führungskraft wird eingesetzt, weil man das schon immer so gemacht hat und andere das auch so machen. Viele Teams kommen aber ohne Ärztin oder Arzt aus und können sich auch hervorragend selbst organisieren und koordinieren. Die Führungsaufgaben werden dann vom Team selbst wahrgenommen, das gelingt vor allem gut und erfolgreich in kleinen Teams. Auch weil Führungskräfte teuer sind, sollten sie nur dann eingesetzt werden, wenn sie tatsächlich nützlich sind. Außerdem ist Führung immer auch ein Eingriff in die Freiheit eines Menschen. Jede Form der Führung ist ein Eingriff in die Selbstbestimmung der Mitarbeitenden, sie sollte nur wohlbegründet und dosiert eingesetzt werden. Führungslosigkeit ist auch keine Lösung Einige Unternehmen und Beratungsfirmen haben bereits das Problem des Führungsautomatismus (der beinahe einem Führungsautismus gleicht) erkannt und reagieren darauf leider mit dem nächsten Automatismus. Denn wenn Führungskräfte das Problem sind, scheint eine banale Lösung nahezuliegen: Man lässt die Teams führungslos und schickt sie in die Selbstorganisation. Damit befinden wir uns auf demselben intellekE In einigen Situationen braucht es eine führende Hand. Wann das der Fall ist, entscheidet das Team. 65 Führung

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