Personalmagazin - Neues Lernen 3/2023

sehr wenig Anwendungspotenzial“, sagt Gerhard Fehr, Gründer und Partner der verhaltensökonomischen Beratung Fehr Advice in Zürich. Aber es gebe sehr viele, für die Wissenschaft relevante Erkenntnisgewinne. Oder um es mit den Worten seines Bruders, des renommierten Professors Ernst Fehr, auszudrücken: „Für verschwindend wenige Erkenntnisse, die derzeit im wirtschaftlichen Bereich in der praktischen Anwendung wichtig sind, benötigen wir die Erkenntnisse der Neuroökonomie.“ Da reichten die traditionellen Forschungsergebnisse und -methoden aus der Verhaltens- und den traditionellen Wirtschaftswissenschaften respektive Führungsforschung völlig aus. „Aber Geschichten aus der Biologie- und den Neurowissenschaften sind ein gutes Storytelling-Instrument, um Interesse und Aufmerksamkeit beim Publikum zu bekommen – daher wird es auch so gerne verwendet“, so Fehr. „Das ist nice but useless“. Bei Fehr Advice habe man daher bereits bei der Gründung 2010 entschieden, die neuroökonomischen Forschungsergebnisse nicht in der Beratung zu verwenden, da sie für die Praxis noch zu wenig relevant sind und daher zu wenig direkten Kundennutzen versprechen. Die praktische Anwendung von Neuro Color Aber zurück zu dem Neuro-Color-Test: Hans Werner Hagemann ist Partner der Munich Leadership Group in München, die Unternehmen bei kulturellen Transformationsprozesse begleitet und Managementweiterbildung sowie Coaching anbietet. Dabei werden auch verschiedene neurowissenschaftliche Verfahren angewendet wie der Neuro-Color-Test von Helen Fisher. Der promovierte Psychologe ist Co-Autor – zusammen mit seiner ehemaligen Mitarbeiterin Friederike Fabritius – des ebenfalls im Campus Verlag 2021 erschienenen Buchs „Neurohacks: Gehirngerecht und glücklicher arbeiten.“ Er ist im Advisory Board von Neuro Color und Certified Neuro Color Consultant. Die Forschung von Helen Fisher habe mit der Frage begonnen, warum sich Menschen ineinander verlieben, »Die Neurowissenschaften auf Führung anzuwenden ist nice but useless.« Gerhard Fehr, Gründer und Partner der verhaltensökonomischen Beratung Fehr Advice erklärt er. Dann habe Fisher mit der Partnerbörse match.com in den USA zusammengearbeitet, relativ schnell eine riesige Stichprobe gehabt und konnte signifikante Zusammenhänge zu den Neurotransmittern feststellen. Jeder von uns habe einen gewissen Transmittercocktail im Gehirn, und der sei relativ stark genetisch bestimmt. Sie habe das dann klassifiziert in vier Typen, Explorer (Dopamin), Builder (Serotonin), Director (Testosterone) und Negotiator (Östrogen), und diese mit Farben bezeichnet. Fisher habe das dann in Fragen übersetzt: „Es ist ihr gelungen, die Zusammensetzung der Transmitter und Hormone über validierte Fragen abzubilden“, sagt Hagemann. Am Ende wisse man, wie genau die Anteile von Dopamin, Serotonin, Östrogen und Testosteron bei einer Person verteilt sind. Das sei hilfreich zur Selbstorganisation, um eine Person zum besseren und schnelleren Lernen zu bringen. „Hier spielen ebenfalls die Transmitter und Hormone eine Rolle“, so Hagemann. Transformationen scheiterten oft deswegen, weil sie zu wenig die emotionale Seite bedienen, erklärt der Psychologe. Man erstelle mit den Top-Executives daher ein Manifest, das auf emotionale Art und Weise auf zwei bis drei Seiten das beinhalte, was die Einzigartigkeit des Unternehmens ausmache. Dann arbeite man an der Zukunft des Unternehmens und dem Verhalten der Führungskräfte und überlege, mit welchen Ver61 Führung

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