Entwicklung 47 bedeutet, die Welt durch die Augen der anderen zu sehen und nicht unsere Welt in ihren Augen.“ Und genau darum ist ein zentraler Kern eines Coachings auch der angesprochene Perspektivwechsel. Umgang mit Macht Mit diesem Perspektivwechsel ist zudem auch das Thema Macht verbunden. Denn das Top-Management ist ein Ort der Macht. Doch nicht immer wird diese als Macht zum Machen verstanden. Oder Macht, andere zu befähigen, sie darin zu unterstützen, die eigenen Stärken zu nutzen, um Bestleistung zu bringen. Aber genau darum geht es. Echte Leistungsträger verstehen sich als Vorbild und Ermöglicher. Und dabei unterstützt ein Coach. Daher noch einmal das Beispiel des Spitzensportlers: Dieser trainiert mit seinem Coach, um nicht nur konstant gute Leistung zu bringen, sondern immer noch besser zu werden. Ein guter Coach weiß um die Weltsicht, die Werte, die Einstellung seines Gegenübers. Er weiß zudem auch, wie es diesem geht. Erkennt Schwierigkeiten, schwierige (Lebens-)Situationen und spricht diese an. Immer mit dem Ziel, dem anderen den Weg zur Bestleistung zu ebnen. Auch der Vorstandschef verstand schnell, dass Coaching ihn bei der Reflexion und Selbstexploration unterstützte. Sein Coach sagte ihm einmal ganz offen: „Ich habe sicher keinen Bildungsauftrag, sondern mir geht es darum, dass Sie für sich herausfinden, was Sie wollen, sollen und können.“ Einige Wochen, nachdem er mit dem Coaching gestartet war, stand der Vorstandschef daher auch vor der Personalverantwortlichen und bedankte sich für den Tipp. Auf lockere Weise, um sein Gesicht wahren zu können. „Sie hatten Recht, Coaching ist wirklich keine Therapie. Hilft aber dennoch.“ Kommunikation als Schlüssel Früher am Hofe – als abschließende Anekdote – nannte man den Coach übrigens Narren. Dieser Sparringspartner war wichtiger als ihr Erscheinungsbild oft annehmen ließ. Denn sie durften Kritik üben, Feedback geben und Spiegel sein. Sehr direkt und dennoch unterhaltsam. Ertragbar. Das regte Königin, König, Herrscherin, Herrscher zum Nachdenken an, ohne sie vor der versammelten Mannschaft zu entwürdigen. Sich coachen lassen ist daher keine Niederlage, es ist ein Zeichen dafür, dass man seiner Aufgabe Respekt zollt und alles tut, um das beste Ergebnis zu erreichen. Das erlebte final auch der Vorstandschef. Statt den CIO zu entlassen, nahm er sich Zeit, um dem Neuen die Unternehmenskultur näherzubringen, sprach mit ihm über Erwartungen und Ziele. Heute zählt der CIO zu den engsten Vertrauten des Vorstandschefs, der sich übrigens einen Satz nicht nehmen ließ. Aber lassen wir ihm diesen auch: „Ein Beispiel, wie aus einem vermeintlichen Low-Performer ein High-Performer werden kann, weil richtig kommuniziert wurde.“
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