Personalmagazin - Neues Lernen 3/2023

Ü berall in den USA sind Führungskräfte gegen Diskriminierung in Form von Rassismus oder Frauenfeindlichkeit am Arbeitsplatz. Doch es bleibt oft bei Sonntagsreden und vereinzelten Maßnahmen. James D. White, ein amerikanischer Anti-Rassismus-Consultant, fordert Unternehmen weltweit dazu auf, Rassismus strategisch zu bekämpfen und entsprechende mehrjährige Change-Programme aufzusetzen. Letztlich müsse der Erfolg der Rassismusbekämpfung auch messbar gemacht werden – zum Beispiel durch eine steigende Zahl weiblicher und farbiger Führungskräfte, die am besten aus den eigenen Reihen stammen. Außerdem sollten nachvollziehbar mehr Menschen aus bislang unterrepräsentierten Gruppen eingestellt und die Zulieferer danach ausgesucht werden, wie antirassistisch sie sind. James D. White weiß wovon er redet. Er stammt aus einer Arbeiterfamilie in St. Louis, Missouri, und war das erste Mitglied seiner Familie, das ein College abgeschlossen hat. Er begann im Außendienst von Coca-Cola und wurde schließlich Vorsitzender der globalen Smoothie-Kette Jamba Juice. Ziemlich verärgert erzählt er, dass er trotz hervorragender Leistungen sehr oft erst im zweiten Anlauf befördert wurde, weil immer plötzlich ein weißer Kollege auftauchte, der angeblich vorgezogen werden musste. Im Jahr 2020 machte sich White mit einer Beratungsgesellschaft (www.culturedesignlabs.com) selbstständig und hilft seitdem bei der Umsetzung von »Diversity, Equity und Inclusion« (DEI) am Arbeitsplatz. Er hat zusammen mit seiner Tochter Krista White auch ein Buch geschrieben, das sehr konkret aufzeigt, wie man eine antirassistische Unternehmenskultur schaffen kann (»Anti-Racist Leadership: How to Transform Corporate Culture in a Race-Conscious World«, Harvard Business Review Press, Bosten 2022, 224 Seiten, 24 Euro). Praktische Lektionen und reale Beispiele zeigen, was Führungskräfte tun können, wenn sie ein wirklich vielfältiges, gleichberechtigtes und integratives Arbeitsumfeld schaffen wollen. Auf die Frage, was Personalentwicklungsprofis tun könnten, antwortet James D. White, dass er immer sehr gute Erfahrungen mit dem Ansatz des »Action Learnings« nach Reginald Revans gemacht habe. Beim »Action Learning« arbeitet ein Team von bunt zusammengewürfelten Mitarbeitenden an einem für das Unternehmen konkreten und relevanten Projekt und reflektiert gleichzeitig mit einem Coach den Lernprozess. Die Methode basiert auf der Überzeugung, dass Mitarbeitende einer Organisation am besten anhand einer realen Herausforderung lernen. Durch »Action Learning« entsteht ein doppelter Nutzen: Einerseits wird ein Problem des Arbeitgebers gelöst, und andererseits werden Individuen und Gruppen weiterentwickelt. Am besten sei es, wenn sich die Action-Learning-Teams aus Menschen des mittleren Managements zusammensetzen, da das oft die unbewegliche Mitte einer Organisation sei. White: »Hier muss die Schwerstarbeit im Unternehmen geleistet werden, wenn man einen nachhaltigen Wandel vorantreiben und eine integrative Kultur aufbauen will.« Ein Action-Learning-Team kann sich aus zehn bis zwanzig Personen zusammensetzen, die alle aus unterschiedlichen Mitarbeitergruppen (Hautfarbe, Geschlecht, Bildungsabschluss …) stammen sollten. Sie alle arbeiten neben ihrer normalen Arbeit in einem zeitlich befristeten Projekt zusammen, das ein konkretes Problem des Arbeitgebers lösen muss – je nach gewünschter Schwierigkeit zum Beispiel die Organisation eines Firmenjubiläums oder den Aufbau eines Online-Shops. Während der Projektarbeit reflektieren alle Beteiligten mithilfe eines oder mehrerer Coaches die Art ihrer Zusammenarbeit (!), aber auch die (voraussichtliche) Qualität ihres Projektergebnisses. Whites Fazit: »Im Laufe meiner Karriere habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Bildung von Action-LearningTeams der beste Weg ist, um eine Kultur umzugestalten und strategische Herausforderungen zu meistern.« BiasUnter- brecher Die Rolle der Führungskräfte ist nicht zu unterschätzen, wenn es umdie Förderung von Vielfalt und vor allemauch umdie Bekämpfung von Rassismus geht. »Action Learning« ist hier eineMethode, die HR anwenden kann, umFührungskräfte zu unterstützen. Text: Martin Pichler 20 neues lernen – 03/2023

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