61 01 / 24 PERSONALquarterly Viele Unternehmensstrategien sind darauf ausgerichtet, die Motivation und Zufriedenheit der Mitarbeitenden und damit folglich die Verweildauer im Unternehmen zu erhöhen bzw. die Fluktuationsrate zu senken. Selektive, eher qualitative Evidenz zeigt zudem die hohe Vielfalt (Varianz) an durchschnittlichen Fluktuationsraten zwischen Branchen und Unternehmenstypen (Start-up vs. Großunternehmen etc.). Im vorliegenden Artikel verweisen die Autoren auf die überraschend geringe Anzahl an großzahligen empirischen Studien zwischen Fluktuationsrate (i. e. Turnoverrate) und Unternehmenserfolg. Die Autoren operationalisieren Unternehmenserfolg dabei als ROA (Return on Assets) bzw. ROA-Variabilität, durchschnittliche Wachstumsrate der Umsätze (sales growth), sowie die Aktienkursentwicklung bzw. das Kurs-Gewinn-Verhältnis (book-to-market ratio). Aufgrund von fehlenden Firmendaten nutzen die Autoren für die Fluktuationsrate einen Datenlieferanten, welcher den Austritt von Mitarbeitenden, die den Austritt online selbst enthüllen (professionelle Netzwerke), abgreift. Auf dieser Basis kann die Fluktuationsrate auf einzelner Firmenebene im Zeitverlauf berechnet werden. Die Autoren finden eine signifikante negative Verbindung zwischen den Operationalisierungen von Unternehmenserfolg und (hoher) Turnoverrate in ihrer Stichprobe von 3.600 US-Firmen (85.000 Firmenquartalsbeobachtungen) zwischen 2008-2018, auch unter Berücksichtigung extensiver Kontrollvariablen. Zudem ist die negative Verbindung stärker in a) jungen Firmen, b) kleineren Firmen, c) Firmen mit geringerer Arbeitsintensität (Anzahl an Mitarbeitenden im Verhältnis zu den „Total Assets“ des Unternehmen), d) geringen Angebot an potenziellen neuen Arbeitskräften und e) bei einem hohen Druck den Mitarbeitenden zu ersetzen (i. e. der Wechsel der Anzahl an Jobpostings des Unternehmens als Proxy, wonach der Mitarbeitender das Unternehmen freiwillig verlassen hat). Nach den Autoren erhöht eine überdurchschnittlich hohe Turnoverrate die operative Unsicherheit in Unternehmen und verursacht (konkrete) Kosten, die zu einem geringeren Unternehmenserfolg beitragen können. Allerdings verschwindet die negative Beziehung, wenn die Fluktuationsrate einen (unter-) durchschnittlichen Wert annimmt. Damit gibt es empirische Hinweise darauf, dass ein gewisses Ausmaß an Fluktuationsrate dem Unternehmenserfolg zuträglich sein kann. Aufgrund der Beziehung zwischen einem Index (Aktienkursentwicklung) und Fluktuationsrate argumentieren die Autoren außerdem, dass die Fluktuationsrate nicht vollständig in die Informationssammlung von Investoren eingeht und somit auch erhöhter Bedarf auf der Seite der Regulatorik besteht, Informationen zur Fluktuationsrate aufzubereiten und bereitzustellen bzw. den Rahmen dafür zu setzen. Zudem können die Ergebnisse der Autoren als ein Plädoyer (auch für Forschende) für einen stärken Fokus auf die Fluktuationsrate verstanden werden. Schließlich indizieren die Ergebnisse der Autoren einen erhöhten Beratungsbedarf hinsichtlich der Fluktuationsrate, insbesondere bei bestimmten Unternehmen (z. B. kleineren und jüngeren Unternehmen). Besprochen von Johannes Brunzel Fluktuationsrate als kritische Determinante für den Unternehmenserfolg? Li, Q. (Hong Kong Polytechnic University), Lourie, B. (University of California, Irvine), Nekrasov, A. (University of Illinois Chicago), Shevlin, T. (University of California-Irvine): Employee turnover and firm performance: Large-sample archival evidence. Management Science, 68(8), 2022, 5667-5683. Folgende internationale Zeitschriften verfolgen wir für Sie regelmäßig: Academy of Management Journal American Economic Review Human Resource Management Human Resource Management Review Journal of Applied Psychology Journal of Labor Economics Journal of Organizational Behavior Journal of International Business Studies Journal of Political Economy Management Science Personnel Psychology Quarterly Journal of Economics Zeitschrift für Arbeits- und Organisationspsychologie Unser Rezensenten-Team wird darüber hinaus an dieser Stelle auch richtungsweisende Veröffentlichungen aus weiteren Publikationen darstellen. Neues aus Top-Journals
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