57 01 / 24 PERSONALquarterly wesentlich beeinflusst. Die Einschätzung der Qualität der Beziehungen am Arbeitsplatz hängt ebenfalls positiv mit der Generativität zusammen. Zu bedenken ist, dass Wiktorowicz et al. (2022) wie auch Doerwald et al. (2021) eine kausale Richtung von Generativität auf motivationale Ergebnisgrößen wie Motivation und Zufriedenheit in ihren theoretischen Modellen annehmen, aber einschränken, dass die meisten Studien ein querschnittliches Design haben und entsprechend Kausalität nicht überprüft werden kann. Welche Faktoren beeinflussen Generativität? Generativität hängt mit relevanten personalwirtschaftlichen Erfolgsgrößen zusammen. Deshalb stellt sich die Frage, wodurch Generativität hervorgerufen wird und ob und in welarbeiten zunehmend Beschäftigte unterschiedlicher Altersgruppen in Unternehmen und es ist zu vermuten, dass die gegenseitigen Einstellungen zueinander die Qualität der Zusammenarbeit und damit mittelbar den Erfolg von Organisationen beeinflussen. Die Betrachtung von Generativität ist ein relevanter Baustein, die Bedeutung dieser Altersunterschiede besser zu verstehen. Generativität: Konzept und Messung Das Konzept der Generativität geht auf die Entwicklungspsychologie von Erik H. Erikson (1950) zurück, die er gemeinsam mit seiner Frau Joan Erikson entwickelte. Innerhalb eines Stufenmodells der Ich-Entwicklung werden insgesamt acht aufeinander aufbauende Lebensphasen unterschieden, wobei Stufe 7 „Generativität“ bezeichnet. Diese beinhaltet die Motivation, sich um zukünftige Generationen zu kümmern und für diese Verantwortung zu übernehmen. Dies erfolgt durch die Weitergabe von Erfahrungen, Wissen und Werten. Das Gegenteil der Generativität ist die Stagnation, in der sich die Person ausschließlich um sich selbst kümmert. Das Konzept wurde – ähnlich wie viele andere Ansätze der Psychologie – nicht primär für das Arbeitsleben entwickelt. Der auf dem Konzept aufbauende deutsche Fragebogen zur Erfassung der gegenwärtigen Generativität (im Gegensatz zur Generativität im Lebensrückblick) umfasst vier Dimensionen: technische, soziale, kulturelle und ökologische Generativität (Schoklitsch/Baumann, 2011). Beispiel-Items des Fragebogens sind: „Es ist mir ein Anliegen, meine Erfahrungen an Jüngere weiterzugeben“ oder „Es ist mir ein Anliegen, jüngere Menschen zu fördern“. Speziell für den Arbeitskontext integriert Michálle E. Mor-Barak (1995) Generativität als eine von vier Dimensionen subjektiv sinnvoller Arbeit, die speziell für ältere Beschäftigte erfasst, inwieweit Arbeit als Möglichkeit gesehen wird, jüngere Beschäftigte anzuleiten und Fähigkeiten mit ihnen zu teilen. Generativität hängt positiv mit personalwirtschaftlichen Erfolgsgrößen zusammen Justyna Wiktorowicz untersucht mit Kollegen in einer Metaanalyse den Einfluss von Generativität auf personalwirtschaftliche Erfolgsgrößen (Wiktorowicz et al., 2022). Der Metastudie liegen insgesamt mehr als 30.000 Personen aus 65 Einzeluntersuchungen zugrunde. Die zentralen Ergebnisse sind in Abbildung 1 zusammengefasst. Dargestellt sind die korrigierten Korrelationskoeffizienten für den Zusammenhang zwischen Generativität und den jeweiligen Erfolgsgrößen. Insgesamt zeigen sich positive und mittelstarke Zusammenhänge zwischen Generativität und personalwirtschaftlichen Erfolgsgrößen wie Motivation (r=0,43) und Zufriedenheit (r=0,34). Die Einstellung zum eigenen Ausscheiden aus dem Arbeitsleben wird durch das Ausmaß an Generativität nicht Abb. 1: Generativität und personalwirtschaftliche Erfolgsgrößen Motivation Arbeitszufriedenheit Einstellung zur Rente Nicht signifikant Bewertung der Beziehungen 0,43 0,34 0,03 0,29 Quelle: Eigene Darstellung auf Basis Wiktorowicz et al. (2023), Tabelle 2, S. 986. Abb. 2: Determinanten der Generativität Alter Zentralität der Arbeit Geschlecht Autonomie am Arbeitsplatz Herausfordernde Tätigkeiten 0,10 0,48 0,00 0,27 0,21 Quelle: Eigene Darstellung auf Basis Duerwald et al. (2022), Tabelle 2, S. 9.
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