Personal quarterly 3/2024

52 SERVICE_FORSCHERPORTRÄT PERSONALquarterly 03 / 24 Agiles Arbeiten Hannes Zacher ist Professor für Arbeits- und Organisationspsychologie an der Universität Leipzig und forscht zu Arbeit und Altern, Gesundheit und Nachhaltigkeit. Dr. Christina Guthier, Wirtschaftspsychologin in Düsseldorf Nach Abitur und Zivildienst in einem Heim für Menschen mit Behinderungen in Israel hat Professor Zacher im Jahr 2000 entschieden, in Braunschweig Psychologie zu studieren. Dort haben Professorin Sabine Sonnentag und Professor Jörg Felfe in ihm seine Begeisterung für die Arbeits- und Organisationspsychologie geweckt, die er bei einem Auslandsaufenthalt an der University of Minnesota noch vergrößern konnte. „Mein Doktorvater Professor Michael Frese hat schließlich seine große Leidenschaft für die Wissenschaft auf mich übertragen, und in Australien und den Niederlanden konnte ich schon sehr früh in meiner akademischen Laufbahn eigenständig forschen und lehren.“ Als relativ junger Forscher wurde er bereits mit einem Discovery Early Career Researcher Award des Australian Research Council ausgezeichnet, welcher mit einer Forschungsförderung zum Thema Arbeit und Alter einherging. Der Ruf an die Universität Leipzig vor acht Jahren sei für ihn ein Glücksfall gewesen, erzählt Hannes Zacher, denn hier habe er die Möglichkeit, am weltweit ersten Institut für Psychologie sein Fach in seiner gesamten Breite in Lehre, Forschung und öffentlichem Engagement zu vertreten. Arbeit und Alter, Gesundheit und Nachhaltigkeit Professor Zachers Forschungsprogramm hat drei übergeordnete Schwerpunkte: 1. Arbeit und Altern 2. Arbeit und Gesundheit 3. Arbeit und Nachhaltigkeit Im Bereich „Arbeit und Altern“ möchte Hannes Zacher besser verstehen, wie sich altersbezogene Veränderungen in bestimmten Arbeitssituationen auswirken. „Wir konnten zum Beispiel in einer Studie zeigen, dass ältere Beschäftigte aufgrund ihrer Stärken im Bereich sozioemotionale Kompetenzen besonders gut mit kleineren Konflikten bei der Arbeit umgehen können, während sie größere Konflikte stärker psychisch beanspruchen als jüngere Beschäftigte.“ Zum Thema „Arbeit und Gesundheit“ untersucht er, wie sich bestimmte Arbeitsbedingungen und -aufgaben auf die Entwicklung von Zivilisationserkrankungen wie Adipositas und Depression auswirken. „In einem aktuellen Projekt erforschen wir zum Beispiel die reziproken Auswirkungen von Arbeitsplatzunsicherheit und körperlicher und psychischer Gesundheit.“ Dieses Forschungsprojekt wird von der Volkswagen-Stiftung im Rahmen des Momentum-Programms für neu berufene Professorinnen und Professoren gefördert. Außerdem wurde am Lehrstuhl kürzlich ein Projekt zum Thema „Leerlaufzeiten bei der Arbeit“ abgeschlossen, das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert wurde. Darin haben sein ehemaliger Doktorand Dr. Martin Zeschke und er untersucht, warum und unter welchen Umständen Leerlaufzeiten bei der Arbeit, auf die die Beschäftigten keinen Einfluss haben, positive oder negative Konsequenzen haben, wie zum Beispiel Erholung und Langeweile oder prosoziales und kontraproduktives Arbeitsverhalten. Im Bereich „Arbeit und Nachhaltigkeit“ geht Professor Zacher der Frage nach, wie Organisationen umweltfreundlicher werden können, insbesondere durch das aktive Engagement von Beschäftigten. „Dazu untersuchen wir aktuell zum Beispiel, wie sich umweltfreundliches Verhalten im Privatleben auf den Arbeitskontext übertragen lässt.“ Psychologie – die Hub Science Bereits während seiner Promotion und Postdoc-Zeit hat Hannes Zacher mit Kolleginnen und Kollegen aus Wirtschaftswissenschaften, Soziologie, Erziehungswissenschaften und Medizin zusammengearbeitet. „Diese thematische Offenheit habe ich mir bewahrt und führe auch heute Studien zu Themen außerhalb meines engeren Fachgebiets durch, zum Beispiel im Bereich Umweltpsychologie oder Persönlichkeitspsychologie.“ Da die Psychologie eine sogenannte „Hub Science“1 ist, also eine Wissenschaft, die sehr anschlussfähig an andere akademische Disziplinen ist, trägt er auch selbst gerne zu interdisziplinären Kollaborationen bei und genießt daran, voneinander lernen zu können. Forschen über Grenzen hinweg Professor Zacher forscht nicht nur über Disziplingrenzen hinweg, sondern auch international. „Ich kooperiere bei fast allen

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