46 STATE OF THE ART_ARBEITSMODELLE PERSONALquarterly 03 / 24 Auswirkungen (z. B. Zufriedenheit, Auswirkungen auf die Karriere) und Gesundheit (z. B. körperliche Gesundheit, Wohlbefinden) abdecken. Zur Mehrzahl der behandelten Themen finden die Autorinnen und Autoren in der Literatur keine klar in eine Richtung gehenden Forschungsergebnisse, sondern oftmals einige Studien mit positiven, andere mit negativen Effekten. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass Homeoffice ein Arbeitsmodell ist, dessen Auswirkungen aufgrund individueller Umstände und organisationaler Kontextfaktoren von Mensch zu Mensch und von Job zu Job sehr unterschiedlich sein können. Die Autoren kommen deshalb zum Schluss, dass ein „One-sizefits-all“-Ansatz für die Implementierung von Homeoffice nicht zielführend sei. Stattdessen ist es für Mitarbeitende, Führungskräfte und Organisationen wichtig, bei Homeoffice-Richtlinien Freiheitsgrade bei der Umsetzung zu erlauben. Mit Blick auf die Produktivität präsentieren die gesichteten Artikel gemischte Ergebnisse. In der Tendenz kann Homeoffice die Produktivität verbessern, wobei Implementierungsprozesse und HR-Praktiken diese Beziehung moderieren. Auch die Art der Arbeitsaufgabe hat eine moderierende Rolle. Während sich Homeoffice positiv auf die Produktivität bei kreativen Aufgaben auswirken kann, wirkt es sich negativ auf die Produktivität bei als langweilig empfundenen Aufgaben aus. Darüber hinaus identifizieren die Autoren die persönliche Lebenssituation als weiteren Moderator. So beobachten sie eine negative Beziehung zwischen Homeoffice und Produktivität, wenn der Arbeitnehmer zusätzliche außerberufliche Verpflichtungen hat, wie beispielsweise Kindererziehung. Auf die Karriereentwicklung kann sich Homeoffice negativ auswirken. Die negativen Effekte, wie die soziale Isolierung, scheinen aber erst ab einer höheren Intensität von Homeoffice (etwa mehr als drei Tage pro Woche) zu überwiegen. Diese Ergebnisse decken sich mit denen vorheriger Studien, wie zum Beispiel J. W. Park et al. (2023), die eine nicht-lineare Beziehung zwischen der Nutzung von Homeoffice und Arbeitsergebnissen beobachten. Zusammengenommen deuten diese Erkenntnisse auf eine Vielzahl kleiner bis mittelstarker direkter und moderierter Effekte von Homeoffice auf verschiedene Ergebnisgrößen hin und zeichnen ein komplexes Bild relevanter Wirkzusammenhänge. Zusammenfassung und Handlungsempfehlungen Aus der aktuellen Forschung lässt sich ein nuanciertes Bild der Auswirkungen von Homeoffice ableiten, welches nur in Grundzügen der öffentlichen Debatte mit ihren verhärteten Fronten entspricht. Im Durchschnitt sind Homeoffice-Angebote schwach positiv mit personalwirtschaftlichen Ergebnisgrößen korreliert. Personalverantwortliche sollten die Flexibilität in der Organisation in Bezug auf Homeoffice aufrechterhalten und die individuelle Lebenssituation wie auch die spezifischen Anforderungen der Stellen berücksichtigen. Dies betrifft insbesondere die Intensität der Homeoffice-Nutzung. Die Einführung von Homeoffice sollte durch Unterstützungsinstrumente begleitet werden. Dies kann in Form von Schulungen zur Bewältigung der mit Homeoffice verbundenen Herausforderungen (Stress, Konflikt zwischen Arbeit und Familie) geschehen. Des Weiteren sind Maßnahmen angebracht, welche die Isolierungsgefahr reduzieren, beispielsweise Veranstaltungen zur Sozialisierung oder durch das Team festgelegte Präsenztage. Abb. 2: Gesamtmodell der Wirkung von Homeoffice Quelle: Reduzierte eigene Darstellung auf Basis Gajendran et al. (2024), Tabelle 4, S. 19. * Die angegebenen Werte beziehen sich auf die Ergebnisgröße Produktivität auf Basis der Vorgesetztenbeurteilung. Homeoffice Einstellungen, Verhalten und Wohlbefinden der Mitarbeiter Empfundene Autonomie Empfundene Isolation 0,07 -0,31* 0,14 0,18*
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