PERSONALquarterly 03 / 24 28 SCHWERPUNKT_STRATEGIC WORKFORCE PLANNING in der Wirtschaftspraxis die Wahrheit in der Mitte, zwischen „guten“ und „schlechten“ Arbeitskräften, liegt und somit durch die Einführung einer Viertagewoche Arbeitskräfte mit stärker differenzierten Arbeitsproduktivitäten zur Teilnahme beziehungsweise zum Verbleib motiviert werden können. Dies wiederum führt zu besseren Selektionseffekten (Stichworte Adverse Selection, Market for Lemons (Akerlof, 1970)). Dennoch müssen die potenziell positiven Effekte entsprechender Führungsmaßnahmen kritisch betrachtet und im Verhältnis der notwendigen Investitionen und Risiken bewertet werden. Studienergebnisse, welche aufgrund von beobachteten Motivationsanstiegen als Argumentationsgrundlage für das Realisieren einer Viertagewoche dienen, müssen (wie in jedem Fall der empirischen Auswertung) mit Bedacht interpretiert werden, denn die Ergebnisse sind zum Teil nur bedingt valide und oft nur in Abhängigkeit von ganz konkreten Umweltbedingungen aussagekräftig (Zander, 2023, S. 52, S. 60). Fazit und praktische Implikationen Die obige differenzierte Betrachtung mündet in der Binsenweisheit: Entscheide situationsangemessen! In allen Situationen sind bei ökonomischer Betrachtung aus Arbeitgeberperspektive zumindest Kosten und Erlöse zu berücksichtigen. Zu den Kosten zählen unter anderem die Gehaltskosten, die Einstellungs- und Entlassungskosten, gegebenenfalls die Wiedereinstellungskosten sowie Deckungsbeitragseinbußen (Spengler et al., 2019, S. 159-179). Zu den Erlösen zählen beispielsweise Überausstattungserlöse und Umsatzerlöse. Die jeweiligen Kosten- und Erlössituationen werden unter anderem moduliert durch die korrespondierenden Motivations- und Produktivitätseffekte. Mit anderen Worten: Es kommt in jeder Situation auf die Trade-offs zwischen Variationen der drei Primärdeterminanten des Personalbedarfs und deren Effekte an. Eine differenziertere Darstellung und Diskussion korrespondierender Handlungsempfehlungen würde den Rahmen der vorliegenden Arbeit sprengen. Man kann mit einer gewissen Berechtigung erwarten, dass der Arbeitsmarkt künftig zum Käufermarkt wird und dass sich dadurch die Machtverhältnisse an den Arbeitsmärkten verschieben. Auch haben dann Arbeitskräfte verstärkte Möglichkeiten, Forderungen zu stellen. Dies hat freilich zudem Auswirkungen auf die Notwendigkeit einer Einführung der Viertagewoche. Gleichwohl sind die oben angesprochenen ökonomischen Effekte zu beachten.
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