PERSONALquarterly 03 / 24 24 SCHWERPUNKT_STRATEGIC WORKFORCE PLANNING acht Stunden. Ein hieraus resultierender Effekt ist die höhere Arbeitsbelastung an den Arbeitstagen. Daraus allein ergeben sich jedoch noch keine Effekte auf den Personalbedarf. Es ist offen, inwiefern sich die Verdichtung auf die Motivation der Arbeitskräfte und auf die Arbeitsproduktivität auswirkt. Die Differenzierung und Analyse dieser Effekte würde jedoch den Rahmen der vorliegenden Arbeit sprengen, sodass wir aus Komplexitätsgründen im weiteren Verlauf lediglich auf die Arbeitszeitreduktion eingehen. Der betriebliche Personalbedarf hängt von den drei Primärdeterminanten Arbeitszeit, Arbeitsproduktivität und Leistungsprogramm ab (vgl. Abb. 1). Unter Geltung der Ceteris-Paribus-Klausel ergeben sich für die Zusammenhänge von Primärdeterminante und Personalbedarf folgende Effekte: 1. Eine alleinige Erhöhung beziehungsweise Senkung der Arbeitszeit führt bei Konstanz von Arbeitsproduktivität und Leistungsprogramm zu einer Senkung beziehungsweise Erhöhung des Personalbedarfs. 2. Eine Erhöhung beziehungsweise Senkung der Arbeitsproduktivität führt bei Konstanz von Arbeitszeit und Leistungsprogramm zu einer Senkung beziehungsweise Erhöhung des Personalbedarfs. 3. Eine Ausweitung bzw. Reduktion des Leistungsprogramms führt bei Konstanz der Arbeitszeit und Arbeitsproduktivität zu einer Erhöhung beziehungsweise Senkung des Personalbedarfs. Unter Beachtung dieser grundlegenden Überlegungen ergeben sich in Bezug auf die Einführung einer Viertagewoche und unter der Annahme, dass das Leistungsprogramm konstant gehalten wird1, die folgenden drei einschlägigen Situationen, in denen jeweils die Arbeitszeit reduziert wird und situativ die Arbeitsproduktivität konstant bleibt (Situation 1), sinkt (Situation 2) oder steigt (Situation 3) (vgl. Abb. 2). Situation (3) stellt den in der medialen Diskussion vorherrschenden Fall dar. Hier ergibt sich eine Steigerung der Arbeitsproduktivität, die Auswirkungen auf den Personalbedarf sind jedoch zunächst offen und bedürfen weiterer Untersuchungen. Werden die geschilderten Situationen näher betrachtet (vgl. Abb. 3), kann festgestellt werden, dass eine reine Arbeitszeitreduktion unter Beibehaltung des Leistungsprogramms und einer unterstellten konstanten Arbeitsproduktivität dazu führt, dass der Personalbedarf um 25 Prozent steigt (Situation 1). Wird beispielsweise aufgrund einer erhöhten täglichen Arbeitsbelastung davon ausgegangen, dass es durch die Arbeitszeitreduktion sogar zu Produktivitätseinbußen um zehn Prozent kommt, ist ein Personalbedarfsanstieg um rund 38 Prozent die Folge (Situation 2). Wenn jedoch, wie es häufig in den Diskussionen der Fall ist, unterstellt wird, dass die Produktivität aufgrund der Arbeitszeitreduktion steigt, ist der Effekt der Produktivitätssteigerung auf den Personalbedarf näher zu untersuchen: In Situation (3a) steigt die Produktivität um zehn Prozent, sodass sich der Personalbedarf auf 13,64 Arbeitskräfte erhöht. In Situation (3b) hingegen bleibt bei 25-prozentiger Produktivitätserhöhung der Personalbedarf bei zwölf Arbeitskräften. Situation (3c) sieht eine Produktivitätssteigerung von 50 Prozent vor, was zu einer Reduktion des Personalbedarfs auf zehn Arbeitskräfte führt. Es zeigt sich bereits hier, dass ein Trade-off zwischen Produktivitätsvariation und Arbeitszeitreduktion zu verzeichnen ist. Im vorangestellten Beispiel werden ausschließlich mengenmäßige Betrachtungen des Personalbedarfs angestellt. Anschließend soll nun über die wöchentliche Arbeitszeit der Arbeitskräfte (in einem neuen Beispiel) entschieden werden (in welchem der wöchentliche Personalbedarf 100 beträgt). Wir gehen hierbei exemplarisch von drei Arbeitszeitmustern 1 Beim variablen Leistungsprogramm sind weitere Überlegungen anzustellen, auf die wir hier aus Komplexitätsgründen verzichten wollen. Quelle: Eigene Darstellung; Spengler et al., 2019, S. 363 Abb. 2: Personalbedarfsänderungen durch Arbeitszeitreduktion Arbeitszeit ↓ → Personalbedarf ↑ Arbeitsproduktivität konstant Leistungsprogramm konstant Arbeitszeit ↓ → Personalbedarf ↑ Arbeitsproduktivität ↓ Leistungsprogramm konstant Arbeitszeit ↓ → Personalbedarf ? Arbeitsproduktivität ↑ Leistungsprogramm konstant (1) (2) (3) Legende: ↓ bzw. ↑ bedeutet Senkung bzw. Erhöhung
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