Personal quarterly 3/2024

PERSONALquarterly 03 / 24 22 SCHWERPUNKT_STRATEGIC WORKFORCE PLANNING Die Debatte um die Einführung einer Viertagewoche in Deutschland reißt nicht ab. Dies ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass sich zahlreiche Nationen bereits in einer Testphase für die Einführung eines solchen Modells befinden. Hierzu zählen zum Beispiel die gern in der medialen Berichterstattung genannten Länder Belgien und Island, aber auch Großbritannien oder Japan (World Population Review, 2024). Verschiedene Medien berichten über die Erfolge, die in diesen Ländern erzielt werden. Schlagzeilen wie „Microsoft Japan hat die Viertagewoche getestet – mit verblüffenden Ergebnissen“ (Perper, 2019) oder „Viertagewoche in Island: 5 Fakten, mit denen Kritiker klarkommen müssen“ (Weck, 2021) signalisieren bereits positive Auswirkungen. In Artikeln dieser Art wird regelmäßig darauf rekurriert, dass keine Produktivitätseinbußen verzeichnet und erbrachte Leistungen aufrechterhalten oder sogar gesteigert werden können. Weiterhin wird darüber informiert, dass durch eine Arbeitszeitreduktion die Gesundheit und das Wohlbefinden von Arbeitskräften gesteigert werden können (Weck, 2021). Andere Schlagzeilen wie „Viertagewoche macht produktiver: Studie belegt zahlreiche Vorteile“ (Brien, 2023) formulieren eine noch deutlichere und noch positivere Einstellung gegenüber der Viertagewoche. Es ist kaum verwunderlich, dass eine solche Berichterstattung dafür sorgt, dass sich die Anzahl der Stimmen, die nach der Einführung einer solchen Arbeitszeitgestaltung in Deutschland rufen, erhöht. Inwiefern die Ergebnisse dieser Studien jedoch auf eine mögliche Einführung der Viertagewoche in Deutschland übertragbar sind, bleibt bisweilen offen. Stellvertretend für andere derzeit durchgeführte deutsche Studien zur Einführung der Viertagewoche soll hier auf das noch nicht abgeschlossene Pilotprojekt der Firma Intraprenör GmbH in Zusammenarbeit mit 4 Day Week Global verwiesen werden (Bühren et al., 2023, S. 112). Auch wenn sich durch Arbeitszeitreduktion die Arbeitsproduktivität und das Wohlbefinden sowie die gesundheitliche Verfassung der Arbeitskräfte durchaus verbessern können, so erscheint es doch zu kurz gedacht, Überlegungen zur Arbeitszeitreduktion ausschließlich auf diese drei Aspekte zu beschränken. Einführung der Viertagewoche – personal​strategische Überlegungen Von Kim Michelle Siegling, Prof. Dr. Thomas Spengler und Sebastian Herzog (Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg) Zum einen ist unter Effektivitätsgesichtspunkten zunächst zu klären, ob eine Arbeitszeitreduktion aus organisatorischer und personalwirtschaftlicher Sicht überhaupt realisierbar ist. Darüber hinaus sind entsprechende Effizienzüberlegungen anzustellen, bei denen der Output ins Verhältnis zum erforderlichen oder investierten Input gesetzt wird. Deshalb sollen im Folgenden zunächst personalwirtschaftliche Grundlagen dargelegt werden, die durch eine Einführung der Viertagewoche maßgeblich berührt werden. Dazu werden hier potenzielle Auswirkungen einer Arbeitszeitreduktion auf den Personalbedarf skizziert. Personalwirtschaftliche Grundlagen Im Zuge personalwirtschaftlicher Fragestellungen sind Probleme der Wirksamkeits- und Verfügbarkeitsthematik zu lösen. Bei Erstgenannter geht es um die Um- beziehungsweise Durchsetzung betrieblicher Ansprüche an das Personalverhalten. Den korrespondierenden Maßnahmenkomplex nennt man Personalführung. Bei Letztgenannter steht die Bereitstellung der richtigen Arbeitskräfte im richtigen Umfang zur richtigen Zeit und am richtigen Ort im Vordergrund (Spengler et al., 2019, S. 19). Den korrespondierenden Maßnahmenkomplex bezeichnet man als Personalplanung (Kossbiel/Spengler, 2015, S. 431). Zweifelsohne gibt es zwischen beiden personalwirtschaftlichen Problembereichen Interdependenzen. Dementsprechend haben Maßnahmen der Personalplanung mitunter auch einen Einfluss auf das Wirksamkeitsproblem und vice versa. Im Kontext der betrieblichen Personalplanung sind mit dem Personalbedarf, der Personalausstattung und dem Personaleinsatz drei zentrale Problembereiche zu betrachten (Kossbiel, 1988, S. 1053). Dabei versteht man unter dem Personalbedarf die Art und Anzahl von Arbeitskräften, die zur Durchführung aller in einem Bezugszeitpunkt beziehungsweise -zeitraum an einem bestimmten Ort vorgesehenen Leistungsprozesse erforderlich sind. Mit dem Begriff der Personalausstattung kennzeichnen wir die Art und Anzahl von Arbeitskräften, die einem Unternehmen in einem Bezugszeitpunkt beziehungsweise -zeitraum an einem bestimmten Ort zur Verfügung stehen. Der Personaleinsatz stellt das Bindeglied zwischen diesen beiden Problembereichen dar und bezeichnet sowohl die Zu­

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