Personal quarterly 4/2023

9 04 / 23 PERSONALquarterly „Wir denken immer in Bezug auf den Zweck; die Dinge, die wir einsetzen, haben immer einen Sinn. Das gilt auch für unser Unternehmen als Ganzes.“ Boris Langerbein, Chief Innovation Officer der Intilion AG statt. Hier besteht die Möglichkeit, dass Mitarbeiter aus allen Bereichen ihre Anliegen und Ideen einbringen können. Es geht nicht nur um allgemeine Unternehmensangelegenheiten, sondern auch darum, Raum für Feedback zu geben und das Gefühl zu vermitteln, dass jeder sich äußern kann. Zudem haben wir auch die Möglichkeit der digitalen Kommunikation, bei der die Partizipation ständig stattfindet. In Strategie-Meetings schauen wir immer wieder, dass Vertreter aus den verschiedenen Bereichen teilnehmen, und dabei geht es nicht darum, warum jemand dabei sein sollte, sondern eher darum, zu überlegen, welches Teammitglied aufgrund seiner Aufgaben oder seines Engagements in einem bestimmten Thema mitarbeiten sollte. Bspw. haben wir dies bei unserem aktuellen Office-Konzept umgesetzt. Wir haben ein Botschafter-Konzept entwickelt, bei dem aus jedem Team ein Botschafter ausgewählt wird, der die Themen des Teams in die Organisation trägt und umgekehrt. Wir suchen immer nach Möglichkeiten, wie wir trotz des Wachstums die Partizipation aufrechterhalten, und eruieren regelmäßig die Mitarbeiterzufriedenheit mit dem Ziel, eine Quote von über 85 % zu erreichen und zu halten. PERSONALquarterly: Was sind für dich die treibenden Kräfte hinter New Work und einer ganz neuen Arbeitsphilosophie? Boris Langerbein: Die VUCA-Welt ist für mein Verständnis von New Work essenziell. Wir leben in einer hochtransformatorischen Welt. Was meine ich damit? Diese Transformation bricht Eingeschwungenes auf und ebnet den Weg zu etwas Neuem. Das Schlimmste, was uns passieren kann, ist, dass die Menschen in Ängste verfallen. Das ist natürlich, denn Veränderung löst oft Ängste aus. Aber Angst ist immer ein schlechter Ratgeber. Wenn ich Angst verspüre, schaltet sich mein Fluchtmechanismus oder mein Angriffsmodus ein – ich kann nicht mehr richtig denken. Ich bin nicht mehr in der Lage, die nächsten Schritte zu antizipieren und rational zu denken. Und da müssen wir tunlichst aufpassen. Ich glaube, New Work muss ein Mittel sein, dass wir wieder eher zu einem: „Nein, ich bin selbstwirksam, ich bin hier und heute als Mensch in der Lage mitzugestalten“, kommen. Trotz des Einflusses von Technologien wie Digitalisierung und KI sollten wir in der Lage sein, es so zu bewältigen, dass es für unsere Mitarbeiter eine Erleichterung darstellt, ähnlich wie es bei manchen körperlichen Arbeiten der Fall war. Wir müssen uns die Frage stellen, wie es uns gelingt, uns dieser dynamischen Welt anzupassen und zeitgleich unsere Resilienz zu stärken. Das ist eine Herausforderung, der wir uns alle stellen müssen, von der Politik über die Wirtschaft bis hin zu gesellschaftlichen Themen. PERSONALquarterly: Welchen Herausforderungen begegnet ihr bei der Umsetzung von neuen Arbeitsmodellen, neuen Arbeitspraktiken und New Work bei Intilion? Boris Langerbein: Eine der Herausforderungen bei der Umsetzung neuer Arbeitsmodelle, neuer Arbeitspraktiken und New Work besteht darin, mit Veränderungen umzugehen. Veränderungen gehen oft mit Gegenkräften einher. Es ist wichtig, sich darüber im Klaren zu sein und Wege zu finden, damit diese Gegenkräfte nicht die Oberhand gewinnen und uns letztendlich zurückziehen. Was ich damit sagen möchte, ist, dass ich mich nicht nur um die Early Adopters und diejenigen kümmern muss, die begeistert sind. Ich muss mich auch um diejenigen kümmern, die vielleicht leiser sind oder kritischer eingestellt. Es ist Teil meiner Aufgabe als Führungskraft oder wenn man Unternehmer ist, mich um alle zu kümmern, auch wenn ich manchmal vorangehe und sage: „Wir wollen das.“ Letztendlich muss ich alle ein Stück weit umarmen. Es gibt immer einen kleinen Prozentsatz, den ich möglicherweise nicht erreichen kann, aber es liegt in meiner Verantwortung, die Menschen insgesamt mitzunehmen. Es kommt oft vor, dass man denkt: „Hey, wir machen hier New Work, alles ist toll.“ Und dann geht man vorweg, aber nur zehn von hundert Personen folgen. Man wundert sich dann: „Was ist mit den anderen los? Warum kommen sie nicht mit?“ Jeder hat seinen eigenen Auslöser, wann er ein Early Adopter ist und wann nicht. Ängste und Vorbehalte spielen dabei möglicherweise eine Rolle, und diese muss ich verstehen und adressieren.

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