Personal quarterly 4/2023

56 SERVICE_FORSCHERPORTRÄT PERSONALquarterly 04 / 23 Wissenstransfer zwischen Altersgruppen Anne Burmeister ist Professorin für Organizational Behavior an der Universität zu Köln und forscht zu Wissenstransfer zwischen Altersgruppen. Dr. Christina Guthier, Wirtschaftspsychologin in Düsseldorf Der demografische Wandel wird in den Medien immer stärker diskutiert und in der Wirtschaft als eine der größten Herausforderungen für die Zukunft gesehen. Eine der Fragen, die sich Organisationen stellen, ist: Wie kann Wissen zwischen Altersgruppen nachhaltig weitergegeben werden? Erste Antworten auf diese Frage kann Professorin Anne Burmeister liefern. Zum einen beschäftigt sie sich mit sozialen Interaktionen zwischen Kolleginnen und Kollegen am Arbeitsplatz und zum anderen mit Diversität und Inklusion, insbesondere Altersdiversität. Forschungsfragen rund um Wissenstransfer zwischen Altersgruppen ergeben sich für sie ganz automatisch. „In einer Studie konnten wir zeigen, dass Altersdiversität die Innovationskraft von Teams positiv beeinflusst, weil sie mehr nützliches Wissen miteinander austauschen – allerdings nur, wenn Teams gut darin sind, über ihre Arbeitsprozesse zu reflektieren und somit altersbedingte Unterschiede in Wissen und Herangehensweisen sichtbar zu machen.“ Angefangen hat Professorin Burmeisters Forschung zu Wissenstransfer bereits während ihrer Promotion an der Leuphana Universität Lüneburg. Hier hat sie untersucht, wie im Kontext von Auslandsentsendungen von Beschäftigten Wissenstransfer in Organisationen gestaltet wird. Mit ihrer Forschungsarbeit hat sie den Dissertationspreis der Leuphana Universität Lüneburg 2016 gewonnen. Nach ihrer Promotion hat es sie ins Ausland gezogen. Zunächst war Anne Burmeister als Postdoktorandin an der Universität Bern, bevor sie an der Rotterdam School of Management der Erasmus-Universität als Assistant und Associate Professorin gearbeitet hat. Mittlerweile ist sie Subject Matter Expert der Academy of Management rund um Themen zu Gender and Diversity sowie Organizational Behavior und wurde 2021 vom Journal of Applied Psychology als eine von drei Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern pro Jahr als „Best Ad-Hoc Reviewer“ auserkoren. Gerüstet mit ihrem starken, internationalen Netzwerk ist Anne Burmeister Anfang des Jahres dem Ruf an die Universität zu Köln gefolgt. Hybride Lehre ist die Zukunft In Köln lehrt Professorin Anne Burmeister zu Themen rund um Organizational Behavior. Bereits vor der Pandemie hatte sie in Rotterdam damit begonnen, in hybriden Formaten zu lehren, und damit sehr gute Erfahrungen gemacht. Theorien und Handwerkszeug stellt sie dabei in Videos mit Folien jederzeit abrufbar online zur Verfügung. Besonderen Wert legt sie darauf, die Videos hochwertig zu produzieren. In Rotterdam ging sie dafür extra in ein Videostudio zur Aufnahme. Als Strukturierungsunterstützung für die Studierenden und zur Sicherstellung des Lernfortschritts nutzt sie kleine, unbenotete Lernkontrollaufgaben, wie bspw. ein Quiz oder das Verfassen eines Essays. „Der große Vorteil an diesem Modell ist, dass ich die kurze Zeit, die ich mit den Studierenden vor Ort habe, gezielt nutzen kann, um Themen in der Tiefe zu diskutieren, die erlernten Kenntnisse und Fähigkeiten in Fallstudien (Cases) anzuwenden oder Pro-Contra-Debatten durchzuführen, was alles zu einem tieferen Verständnis des Gelernten führt.“ Ihr Gewinn des Innovative Teaching Award 2020 an der Rotterdam School of Management bestätigt den Erfolg ihrer hybriden Lehre und bestärkt sie somit darin, auch in Köln hybrid weiterzumachen. Vereinbarkeit von Familie und Professur Neben all ihren forschenden und lehrenden Tätigkeiten ist Professorin Anne Burmeister Mutter zweier Kleinkinder. Ihr Linkedin-Post mit dem Titel „Proud. Pregnant. Professor.“ erzeugte im Januar unerwartet viel Aufsehen (über 3.000 Ansichten). „Ich habe auch zahlreiche persönliche Nachrichten erhalten, in denen sich (Nachwuchs-)Wissenschaftler:innen bei mir bedankt haben, das Thema der Vereinbarkeit von wissenschaftlicher Karriere und Familie angesprochen zu haben und als Vorbild zu dienen. Junge Frauen mit Kindern sind leider wenig sichtbar in der Wissenschaft, gerade wenn es um W3-Professuren geht. Hier scheint mein Beispiel Mut zu machen.“ Sie selbst hatte das Glück, auch entsprechende Vorbilder zu haben, die es ihr erleichtert haben, ihren eigenen Weg zu finden. Um nun Familie und Professur miteinander zu vereinbaren, ist es aus ihrer Sicht entscheidend, 1. in der Zeit, die einem am Schreibtisch bleibt, effizient zu arbeiten,

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