55 04 / 23 PERSONALquarterly · Sie zeigen auf, dass die Definitionen von Generationen und damit die Jahrgänge, die noch zu einer Generation gezählt werden, in der Generationenforschung stark variieren. Das beeinträchtigt die Vergleichbarkeit von Studienergebnissen massiv. · Außerdem haben sie Gefahren von Generationendenken den Vorteilen von Lebensspannendenken gegenübergestellt: Generationendenken Lebensspannendenken · Nicht inklusiv: Fokus auf Gruppen und Gruppenunterschiede · Komplexe altersbezogene Phänomene werden übersimplifiziert · Überbetonung von Kohorteneffekten · Generationszugehörigkeit bestimmt individuelle Attribute · Alter wird keine Bedeutung zugeschrieben, sondern als kontinuierliche Variable verwendet · Fokus auf individuelle Veränderungen über die Zeit der Entwicklung hinweg · Fokus auf interindividuelle Unterschiede, Veränderungsrate und individuelle Entwicklung · Individuelle Veränderungen sind jederzeit möglich Der Minimalkonsens Menschen jeden Alters brauchen gute Führung. Drei offene Fragen W arum ist das Konzept Generation und warum sind Generationenerklärungen so beliebt in der Bevölkerung und in Unternehmen? Welche finanziellen Interessen (z. B. Verkauf von Zeitschriften, Büchern, Workshops) stehen hinter der „Generationenindustrie“, die verschiedene Generationen-Labels erfindet? W elche Gefahren birgt die Nutzung von Generationen-Labels wie Generation Z für Altersdiskriminierung gegenüber jüngeren Beschäftigten? Fazit Nach Prof. Dr. Hannes Zacher, der an der Universität Leipzig den Lehrstuhl für Arbeits- und Organisationspsychologie innehat, brauchen alle Beschäftigten gute Führung. „Führung, die sich an bestimmte Generationen richtet, ist immer eine Verschwendung von Zeit und Energie, weil Menschen als Individuen und nicht als Repräsentanten einer von der Generationenindustrie erfundenen Kategorie wahrgenommen und behandelt werden wollen.“ Das Hauptproblem sei, dass die Betrachtung von Menschen durch eine Generationenbrille dazu führe, dass man Individuen bestimmte Stereotype über ihre soziale Gruppe zuschreibe und sie nicht mehr als Individuum wahrnehme. „Generationen bieten einfache, leider aber auch falsche Erklärungen für menschliches Erleben und Verhalten.“ Es lohnt sich also, mehr darüber nachzudenken und zu sprechen, wie sich das Verhalten von Beschäftigten im Verlauf des Alterungsprozesses verändert neben der sich ständig wandelnden Welt. All diese Einflüsse sollten bei der Gestaltung von Arbeitsbedingungen berücksichtigt werden, um die Gesundheit und Produktivität der Beschäftigten nachhaltig gewährleisten zu können. Gute Führung, die direkt beim Individuum, unabhängig von Alter, ansetzt, ist und wird auch weiterhin einer der vielversprechendsten Ansätze bleiben. „Generationen bieten einfache, leider aber auch falsche Erklärungen für menschliches Erleben und Verhalten.“ Prof. Dr. Hannes Zacher Quellen 1 A lle angegebenen Jahrgangsspannen für die Generationen stammen aus dieser Übersicht: https://recruiting.ausbildung.de/blog/generationen-in-der-uebersicht 2 https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/generation-z-karriere-arbeit-1.5874239 3 https://www.handelsblatt.com/meinung/gastbeitraege/gastkommentar-generation-z-floppt-inder-arbeitswelt/29106344.html 4 https://www.tk.de/firmenkunden/service/gesund-arbeiten/gesundheitsberichterstattung/ gesundheitsreport-2023-2033772?tkcm=ab 5 http://dx.doi.org/10.1016/j.leaqua.2017.09.004
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