54 SERVICE_DIE FAKTEN HINTER DER SCHLAGZEILE PERSONALquarterly 04 / 23 Braucht die Generation Z andere Führung? Laut den Medien unterscheiden sich Generation Z und Babyboomer erheblich in ihrer Arbeitseinstellung. Ob etwas dran ist, überprüft PERSONALquarterly. Dr. Christina Guthier, Wirtschaftspsychologin in Düsseldorf Unterschiede zwischen Generationen sind immer wieder Thema in der Personalwelt. Anekdoten über männliche Babyboomer (geboren zwischen 1946 und 19641), die sich über die weniger arbeitswillige Generation Z (1996-2010), gerne auch Digital Natives genannt, aufregen, häufen sich. Die Generationen X (1965-1979) und Y (1980-1995) werden kaum noch diskutiert und Generation Alpha (2011-2025) ist noch irrelevant für den Arbeitsmarkt. Je nach herangezogener Quelle variieren die Grenzen für die Jahrgänge, die noch in die jeweilige Generation fallen, deutlich. Da tut sich der Verdacht auf, dass vielleicht gar nicht so viel an den Generationsanekdoten dran sein könnte? Und für Unternehmen stellt sich die Frage, ob sie ihre Führung tatsächlich an jeweilige Generationen anzupassen hätten oder ob Beschäftigte nicht einfach abhängig davon, in welchem Alter und damit in welcher Lebensphase sie sich gerade befinden, unterschiedliche Führung benötigen? Medien diskutieren Eigenheiten der Generation Z Die Süddeutsche Zeitung titelte am 22.05.2023: „Die Generation Z will Karriere machen.“2 Das Klischee der Generation Z sei, sich nicht mehr für den Job aufopfern zu wollen, vor dem ersten Arbeitstag innerlich gekündigt zu haben und die Viertagewoche zu fordern. Eine Studie des Meinungsforschungsinstituts Yougov im Auftrag des Karrierenetzwerks Linkedin hat wiederum 2.500 Menschen im Alter von 16 bis 28 Jahren befragt. Laut der Daten wollen 60 % der Befragten schnell Karriere machen und 52 % würden Opfer für den Job in Kauf nehmen. Vorsicht sei angebracht, wenn von Generationsunterschieden die Rede ist. Das Handelsblatt titelte wiederum am 13.06.2023 in einem Gastkommentar von Susanna Nickel: „Generation Z floppt in der Arbeitswelt.“3 Aus der Sicht der Managementberaterin bekämen wir ein gesamtwirtschaftliches Problem, wenn weiterhin vor den Z-lern gebuckelt würde. Der Generation Z mangele es an Soft Skills. Sie empfiehlt, die Generation X als Vermittler zwischen den Babyboomern und der Generation Z zu nutzen, da diese Ausdauer und Leistungsorientierung von den Boomern gelernt hätte und gleichzeitig den Wunsch nach Autonomie, Familienfreundlichkeit und Wertschätzung mit den Jüngeren teile. Am 28.06.2023 titelte die Wirtschaftswoche: „Da will sich keiner in den ersten Arbeitsjahren ausbrennen.“ Junge Menschen würden unter Arbeitsbelastung stark leiden, was der neue Gesundheitsreport4 der Techniker Krankenkasse zeige. Es wird die Frage in den Raum geworfen, ob die Generation Z tatsächlich verweichlicht sei oder vielleicht nur das sage, was andere totschwiegen? Gibt es nun generationale Unterschiede, die bei der Führung berücksichtigt werden sollten, oder nicht? Der Forschungskontext I nternationale Forschungsergebnisse über generationale Unterschiede und Führung sind überwiegend unter den Begriffen generations, generational differences und leadership zu finden. Zentrale Fragestellungen sind bislang z. B.: · Sollten Beschäftigte, die unterschiedlichen Generationen angehören, anders geführt werden? · Wie geht man als Führungskraft am besten mit Konflikten zwischen Menschen aus unterschiedlichen Generationen um? Die Forschungslage Die überschaubare empirische Forschung zu generationalen Unterschieden und Führung ist dominiert von Querschnittsstudien, in denen die Variable Alter in künstliche Generationengruppen eingeteilt wird. Die Grenzen zwischen Generationen sind dabei mehr oder weniger willkürlich gesetzt. 2018 wurde von Rudolph, Rauvola und Zacher ein kritisches Review, also eine Übersichtsstudie, zu „Leadership and generations at work“5 in The Leadership Quarterly veröffentlicht. I n diesem Papier wird erklärt, warum generationale Unterschiede als Konzept in der Führungsforschung aufgegeben werden und stattdessen Entwicklungen über die Lebensspanne hinweg berücksichtigt werden sollten.
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