Personal quarterly 4/2023

51 04 / 23 PERSONALquarterly Ablehnung ist ein natürlicher Bestandteil des Innovationsprozesses und doch findet dieser Aspekt im akademischen und praktischen Diskurs nur selten Berücksichtigung. Es überrascht, dass die Frage, wie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit negativem Feedback von Führungskräften umgehen und wie die Ablehnung von Ideen die zukünftige Ideengenerierung beeinflusst, bisher nur wenig Beachtung gefunden hat. In ihrem Beitrag nehmen sich Thomas Ng und seine Kolleginnen und Kollegen dieser Thematik an und untersuchen die Auswirkungen der Ideenablehnung unter Berücksichtigung von kontextuellen Faktoren. Dabei verwendeten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Hong Kong und den USA zwei Studiendesigns: Zum einen führten sie eine Querschnittstudie durch, bei der 321 Mitarbeiter zu ihren Erfahrungen mit der Ablehnung ihrer Ideen befragt wurden und ihre Ideengenerierungsfähigkeiten durch ihre Kollegen bewertet wurden. Zum anderen führten sie ein Vignette-Experiment durch, um sich anschließende Fragen zur kausalen Beziehung von kreativer Selbstwirksamkeit und Ablehnung zu adressieren. Die Studie zeigt, dass die Ablehnung von Ideen seitens der Führungskraft einen negativen Einfluss auf die kreative Selbstwirksamkeit hat und sich somit auf die zukünftige Ideengenerierung der betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auswirkt. Dieser Effekt ist dann am stärksten, wenn der Mitarbeitende eine hohe Zugehörigkeit zur Organisation aufweist und Innovation einen großen Wert beimisst. Gerade diese Personen sind jedoch diejenigen im Unternehmen, welche proaktiv eigene Ideen und Gedanken beisteuern. Gerade deshalb ist es für Manager von großer Bedeutung, sich achtsam in ihrer Kommunikation zu verhalten und die betreffenden Mitarbeitenden zu schätzen und zu ermutigen. Um die Kreativität und Neigung zur Innovation aufrechtzuerhalten, sollten Führungskräfte ihre Entscheidungen erklären und die positiven Aspekte der Ideen hervorheben, bevor sie diese letztendlich ablehnen. Dies kann dazu dienen, die kreative Selbstwirksamkeit der Mitarbeitenden zu erhalten und eine innovationsfördernde Kultur zu schaffen. Eine solche Kultur berücksichtigt und fördert die kreative Selbstwirksamkeit der Belegschaft (das heißt die Überzeugung, dass man die Fähigkeit besitzt, kreative Ideen zu entwickeln). Somit werden klare Signale an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gesendet, dass die Ablehnung von Ideen ein natürlicher und vor allem notwendiger Schritt zum Innovationserfolg in der Organisation ist. Für die Führungskraft bedeutet dies, dass die eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter darin bestärkt und ermutigt werden sollten, weiterhin ihre Ideen einzubringen und ihr innovatives Potenzial auszuschöpfen. Bei der Interpretation der Ergebnisse ist es wichtig, den kulturellen Kontext der diskutierten Studie nicht außer Acht zu lassen. Insbesondere im asiatischen Kontext, der durch eine hohe Machtdistanz gekennzeichnet ist, könnten sich die Auswirkungen der Ideenablehnung durch Führungskräfte auf die Selbsteinschätzung und die kreative Selbstwirksamkeit der Mitarbeitenden verstärkt haben. Gemäß der Theorie der Kulturdimensionen nach Hofstede könnte dies darauf zurückzuführen sein, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den Entscheidungen der Führungskräfte eine größere Bedeutung beimessen, als es im deutschsprachigen Raum der Fall wäre. Um die negativen Folgen der Ideenablehnung genauer zu beleuchten, bedarf es daher weiterer Studien, die den jeweiligen kulturellen Kontext berücksichtigen. Was können wir also mitnehmen? Die Ergebnisse von Ng und Kollegen verdeutlichen die Relevanz des Umgangs mit Ideen für die Aufrechterhaltung und Förderung der kreativen Selbstwirksamkeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und im weiteren Sinne der langfristigen Innovationsfähigkeit einer Organisation. Indem Führungskräfte ihre Entscheidungen erklären, positive Aspekte der Ideen hervorheben und eine wertschätzende Organisationskultur schaffen, können sie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dabei unterstützen, ihr innovatives Potenzial voll auszuschöpfen und zum Erfolg der Organisation beizutragen. Besprochen von Frederic-Alexander Starmann, International Business, Universität Paderborn Wie gehen wir mit neuen Ideen um? Thomas W. H. Ng (University of Hong Kong), Yiduo Shao (University of Florida), Jaclyn Koopmann (Auburn University), Mo Wang (University of Florida), Dennis Y. Hsu (University of Hong Kong), Frederick H.K. Yim (Hong Kong Baptist University). „The effects of idea rejection on creative self-efficacy and idea generation: Intention to remain and perceived innovation importance as moderators“. Journal of Organizational Behavior, 43(1) (2022), 146-163.

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