Personal quarterly 4/2023

48 PERSONALquarterly 04 / 23 STATE OF THE ART_PERFORMANCE lysen ein, welche die Erfahrungen der Führungskräfte in der Organisation mit relevanten Ergebnisgrößen in Beziehung setzen. In einer Metaanalyse fassen Guzzo et al. (2022) Studien zusammen, die nicht auf individueller Ebene ansetzen, sondern sich durchschnittliches Alter und Betriebszugehörigkeit in größeren Organisationseinheiten anschauen, da hier andere Mechanismen wirken könnten als auf individueller Ebene; bspw. wenn erfahrene Gruppenmitglieder anderen im Team helfen können, sodass letztlich die Teamleistung (und nicht unbedingt die individuelle Leistung) ansteigt. Zudem ist es bei der Analyse auf Organisationsebene möglich, finanzielle Erfolgsgrößen als abhängige Variable zu berücksichtigen. In Abbildung 1 geben wir Kernergebnisse aus dieser Metaanalyse wieder. Erneut zeigt sich kein bedeutsamer Zusammenhang zwischen Alter der Arbeitsgruppe und der Leistung, hier gemessen über Finanzkennzahlen. Für die durchschnittliche Betriebszugehörigkeit zeigt sich mit r = ,08 ein leicht positiver Effekt. Die Leistung in Teams, deren Mitglieder schon länger in der Organisation sind, ist also etwas höher. Ebenfalls in Guzzo et al. (2022) werden Alter und Betriebszugehörigkeit der Führungskräfte der Arbeitsgruppen mit der Leistung in Beziehung gesetzt, aber auch hier sind die Korrelationskoeffizienten so nahe an null, dass kein substanzieller linearer Zusammenhang festgestellt werden kann. Alter und Betriebszugehörigkeit der Teamleiter scheinen die Teamergebnisse also nicht nennenswert zu beeinflussen. Lediglich auf der höchsten hierarchischen Ebene bestehen leicht positive Zusammenhänge zwischen dem Alter bzw. der Betriebszugehörigkeit des CEOs und dem finanziellen Erfolg der Organisationen, wie eine Metaanalyse von Wang et al. (2016) feststellen konnte. Aber auch diese Effekte auf die Leistung sind mit r = ,06 für das Alter der CEOs und r = ,08 für deren Betriebszugehörigkeit eher schwach. Theoretische Mechanismen für die Wirkung organisationaler Erfahrung auf die Leistung Wir hatten oben Mechanismen skizziert, wie Erfahrung und Betriebszugehörigkeit der Mitarbeitenden auf die Leistung von Individuen und Organisationseinheiten wirken können. Die empirischen Ergebnisse zeichnen aber ein insgesamt eher ernüchterndes Bild, da die Effekte zumeist nahe an null liegen, also keine substanziellen linearen Zusammenhänge gezeigt werden konnten. Dies ist überraschend, da gerade Lerneffekte in Organisationen zu einer höheren Leistung führen sollten. In einem theoretischen Beitrag untersuchen Maula et al. (2023), welche Rahmenbedingungen gegeben sein müssen, damit sich die gesammelte Erfahrung in einer Organisation (organizational experience) positiv auf die Leistung auswirkt. Dieser Ansatz ist interessant, da sich Handlungsempfehlungen für Organisationen ableiten lassen, um die gesammelten Erfahrungen in der Organisation besser zu nutzen. Maula und Kollegen (2023) stellen drei Bedingungen vor, die erfüllt sein müssen, damit Erfahrung tatsächlich auf Leistung wirken kann. Erstens muss die Anwendbarkeit der bisherigen Erfahrungen (applicability) hoch sein, die Aufgaben wie auch der Kontext sollten also sehr vergleichbar mit den Gegebenheiten sein, in denen die bisherigen Erfahrungen gesammelt wurden. Zweitens muss die Zugänglichkeit (accessibility) der gesammelten Erfahrungen für alle in der Organisation hoch sein, was einerseits durch ein gutes Wissensmanagement in der Organisation sichergestellt werden kann, andererseits sollten aber auch die Individuen die Organisation nicht verlassen, welche viel kritisches Wissen besitzen. Drittens muss die gesammelte Erfahrung in der Organisation auch bei Entscheidungsprozessen einbezogen werden (adoption), denn selbst wenn das Wissen relevant und verfügbar ist, muss eine Bereitschaft bestehen, auf die internen Erfahrungen zu setzen und nicht z. B. eher externe Quellen zu nutzen. Der Effekt von Erfahrungen ist nur dann positiv, wenn diese drei Bedingungen (applicability, accessibility, adoption) in einer Organisation gegeben sind. Zusammenfassung und Handlungsempfehlungen  Alter und Betriebszugehörigkeit hängen kaum mit der individuellen Arbeitsleistung zusammen.  Berufserfahrung hat einen leicht positiven Einfluss auf die Leistung, wobei gerade das Innovationsverhalten bei erfahrenen Mitarbeitenden höher ist.  Alter und Betriebszugehörigkeit von CEOs haben einen schwach positiven Effekt auf die Unternehmensperformance.  Theoretische Ansätze aus dem Bereich der organisationalen Erfahrung schlagen vor, dass Anwendbarkeit, Zugänglichkeit sowie tatsächliche Nutzung der gesammelten Erfahrungen wichtig sind, damit sie positiv auf die Organisationsleistung wirken können.

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