Personal quarterly 4/2023

PERSONALquarterly 04 / 23 36 SCHWERPUNKT_NEW WORK Büro und der Kontrollgruppe im konventionellen Büro. Auf den ersten Blick ist die selbst eingeschätzte Produktivität der Kontrollgruppe zu beiden Zeitpunkten – also mobil und hybrid arbeitend – etwas höher als bei der Versuchsgruppe. Während dieser absolute Unterschied im mobilen Arbeiten noch nicht signifikant ist, unterscheiden sich die Versuchs- und Kontrollgruppe signifikant um 4 Prozentpunkte im hybriden Setting. Dementsprechend schätzt sich die Gruppe im aktivitätsbasierten Büro mit 84 % um 4 Prozentpunkte weniger produktiv ein als die Gruppe im konventionellen Büro mit 88 %. Ein spannendes Bild zeigt sich auch bei unserem dritten Outcome, der Interaktion mit Führungskraft und Team. Auch wenn der Kontakt mit der Führungskraft leicht abnimmt vom mobilen zum hybriden Setting, ist diese Veränderung nicht signifikant. Der Kontakt mit dem Team ist bei beiden Gruppen im hybriden Arbeitsumfeld stärker ausgeprägt als im zuvor mobilen Setting. Gleichzeitig zeigt sich ein signifikanter Unterschied im hybriden Setting: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im aktivitätsbasierten Büro haben deutlich mehr Kontakt zu ihren Teammitgliedern als Mitarbeiter im konventionellen Büro. Konkret beurteilen 43 % der Mitarbeiter im aktivitätsbasierten Büro den Teamkontakt als etwas oder viel mehr im Vergleich zum mobilen Arbeiten, während es im konventionellen Büro nur 25 % sind. Zum zweiten Befragungszeitpunkt wurde zudem speziell nachgehakt, inwiefern das hybride Arbeiten zu persönlicher Inspiration und mehr Austausch mit Kollegen beiträgt. Hiermit wurde erfasst, inwiefern nicht nur notwendiger Teamkontakt stattfand, sondern dieser auch aktiv zum formellen und informellen Austausch genutzt wurde. Auch hier zeigt sich ein signifikanter Unterschied zwischen Versuchs- und Kontrollgruppe, insofern dass dieser Aussage im aktivitätsbasierten Büro 50 % zustimmen, während es im konventionellen Büro mit 42 % ganze 8 Prozentpunkte weniger sind. Diskussion und praktische Implikationen Diese Studie wendet sich der Schnittstelle zwischen der physischen Arbeitsplatzgestaltung und den daraus entstehenden organisationspsychologischen Konsequenzen zu. Hierbei untersuchen wir, inwiefern sich bei der Rückkehr von mobiler Arbeit in konventionelle und aktivitätsbasierte Büroumgebungen wahrgenommene Gesundheit, Produktivität und Interaktionen mit der Führungskraft und dem Team verändern. Anhand von zwei Befragungszeitpunkten und zwei vergleichbaren Gruppen zeigen sich spannende Unterschiede im Hinblick auf die Arbeitsplatzgestaltung. Die Unterschiede in der wahrgenommenen Gesundheit der Befragten stellten sich als nicht signifikant heraus. Wir ordnen den nicht signifikanten Rückgang in den Gesundheits-Outcomes eher als Reaktionseffekt ein, der durch das Verlassen der recht autonom gestaltbaren Arbeitsatmosphäre im Homeoffice bzw. wieder längere Pendelzeiten entstanden sein könnte. Teilnahmerate war zu beiden Zeitpunkten vergleichbar bei circa der Hälfte der Gesamtpopulation je Abteilung. In der Stichprobe identifizierten sich 47 % der Befragten als weiblich, 45 % als männlich und 8 % gaben keine Antwort. Circa 10 % der Befragten sind unter 30 Jahre alt, die Hälfte der Befragten befindet sich in der Altersgruppe 30 bis 50 Jahre, ein Drittel ist älter als 50 Jahre. Dies spiegelt sich auch in der Betriebszugehörigkeit wider, da die Hälfte der Befragten schon 20 Jahre oder länger im Unternehmen arbeitet. 20 % der Befragten gaben zudem an, Führungsverantwortung zu haben. Nachdem insgesamt zwei Jahre von zu Hause aus gearbeitet wurde, zog die Versuchsgruppe in eine neu gebaute Arbeitsumgebung, während die Kontrollgruppe in die bisherigen Ein- bis Zweipersonenbüros zurückkehrte. Das neue Gebäude der Versuchsgruppe bietet moderne aktivitätsbasierte Räume, flexible Tische in einem Verhältnis von sieben Tischen für zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und verschiedene informelle Aufenthaltsräume. Der Fokus des aktivitätsbasierten Büros sind physische Treffen, persönlicher und kreativer Austausch sowie Teambildungsprozesse. Im Gegensatz dazu weist das vorherige Bürogebäude primär zelluläre Büros für ein bis zwei Personen mit einem Fokus auf konzentrierte Stillarbeit und einzelne formelle Meeting-Räume auf. Beide Büroumgebungen stammen aus einer Zeit vor der Covid-19-Pandemie und wurden daher nicht spezifisch für die hybride Situation eingerichtet. Langfristig sollen alle Bereiche in den neuen Bürokomplex einziehen, wobei unsere Versuchsgruppe zu den ersten Mitarbeitern gehört, die umgezogen sind. Anhand von Signifikanztests (t-tests) über Zeit sowie zwischen den Gruppen je Zeitpunkt werden die Auswirkungen auf Produktivität, Gesundheit und soziale Interaktionen auf ihre statistische Signifikanz und somit auf ihre Bedeutsamkeit geprüft. Ergebnisse Bei den Ergebnissen zeigen sich spannende Veränderungen vom mobilen in den hybriden Arbeitskontext. Im Hinblick auf die selbst eingeschätzte Gesundheit verliert diese beim Wechsel vom mobilen Arbeiten zum hybriden Arbeiten einige Prozentpunkte. Dies zeigt sich sowohl für die körperliche als auch für die psychische Gesundheit. Während sich bei der Versuchsgruppe stärker die wahrgenommene psychische Gesundheit von 83 % auf 74 % verringert (- 7 Prozentpunkte), sinkt bei der Kontrollgruppe die selbst eingeschätzte körperliche Gesundheit stärker als bei der Versuchsgruppe: von 82 % auf 77 % (- 5 Prozentpunkte). Jedoch sollten diese deskriptiven Ergebnisse nicht überinterpretiert werden, da der Unterschied zwischen den Gruppen sowohl über Zeit als auch je nach Büroumgebung nicht signifikant ist. Betrachten wir dagegen die Produktivität in unserer quasi-­ experimentellen Untersuchung, zeigen sich signifikante Unterschiede zwischen der Versuchsgruppe im aktivitätsbasierten

RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc4MQ==