Personal quarterly 4/2023

PERSONALquarterly 04 / 23 34 SCHWERPUNKT_NEW WORK Immer mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nennen seltene Interaktionen und ein mangelndes Gefühl der Zugehörigkeit als Gründe für die Intention, ihr aktuelles Unternehmen zu verlassen (Sull et al., 2022). Gleichzeitig sind Unternehmen mit dem Phänomen konfrontiert, dass die Mitarbeiter nach der Phase des kompletten mobilen Arbeitens während der Coronapandemie nur schwierig wieder zur persönlichen Interaktion im Büro motiviert werden können (Bloom, 2023). Im Nachgang der Covid-19-Pandemie werden daher so gut wie möglich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schrittweise zurück in die bestehenden Bürogebäude geholt. Dabei ist die Umstellung von der mobilen Arbeit zu Hause zurück in eine Umgebung mit sozialen Regeln und regelmäßigen Interaktionen eine spannende Veränderung. Insbesondere ist momentan noch unklar, welche physische Arbeits- und Büroumgebung hybride Arbeit am besten unterstützt. Die Gestaltung von Büroräumen spielt eine integrale Rolle bei positiver Zusammenarbeit und Verbindung, jedoch widmen viele traditionelle Büros mehr als zwei Drittel ihrer Arbeitsfläche individuellen und isolierten Arbeitsbereichen (Wineman/Barnes, 2018). Bei der Gestaltung von hybriden Arbeitsmöglichkeiten müssen diese traditionellen Entwürfe überdacht werden. Wie viel physisches Büro wird noch gebraucht und inwiefern sollte dieses eher zur Konzentration oder als Treffpunkt dienen? Um die Rückkehr in die Büroumgebung zu erleichtern, können Büros in unterschiedlichen Konzepten gestaltet sein. Einerseits gibt es die konventionellen Ein- bis Zweipersonenbüros, die einen hohen Grad an Privatsphäre und Rückzugsmöglichkeiten für konzentrierte Arbeit bieten. Andererseits bestehen aktivitätsbasierte Konzepte, die offene Büroumgebungen mit unterschiedlichen Bereichen für Einzelarbeit, kreative Arbeit und informelle Unterhaltungen bieten. Beide Konzepte haben Vor- und Nachteile und setzen einen unterschiedlichen Fokus. Unsere Studie geht der Frage nach, inwiefern sich bei der Rückkehr von mobiler Arbeit in konventionelle und in aktivitätsbasierte Büroumgebungen die wahrgenommene Gesundheit, Produktivität und Interaktion mit der Führungskraft und mit dem Team verändern. Damit Büroarbeit nach der Pandemie: Konventionelle oder aktivitätsbasierte Arbeitsplätze? Von Ann Sophie Lauterbach und Prof. Dr. Florian Kunze (Universität Konstanz) wollen wir zu einem aktuellen Vergleich zwischen konventionellen und aktivitätsbasierten Büroumgebungen in einem hybriden Arbeits-Setting beitragen. Theoretischer Hintergrund Eine hybride Arbeitsumgebung zeichnet sich dadurch aus, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowohl von zu Hause als auch in von der Organisation bereitgestellten Räumlichkeiten arbeiten. Hybride Arbeitsplätze zeigen dabei neue Herausforderungen auf. So können Arbeitnehmer die Veränderung als gesundheitlich anstrengend wahrnehmen, ihr Produktivitätsverhalten ändern oder ihre Zeit im Büro mit einem stärkeren Fokus auf soziale Beziehungen verbringen. Im Zentrum dieser Studie steht die Hypothese, dass die physische Arbeitsumgebung bei der Rückkehr ins Büro eine zentrale Rolle spielt. Konkret nehmen wir an, dass sich Gesundheitsfaktoren, Produktivität und Interaktionen in Ein- bis Zweipersonenbüros deutlich anders ausprägen als in aktivitätsbasierten Bürokonzepten. In einem aktivitätsbasierten Umfeld können Mitarbeiter ihre Arbeitsplätze flexibel und basierend auf ihren Präferenzen wählen (McElroy/ Morrow, 2010). So können Mitarbeiter gezielt und autonom entscheiden, wie sie die Vorteile von individueller Stillarbeit und offenen, kollaborativen Arbeitsumgebungen nutzen (Gerdenitsch et al., 2017). Die Büroumgebung ist dementsprechend in verschiedene Bereiche (Einzelarbeitsplätze, informelle Begegnungsflächen und formelle Meeting-Räume) für verschiedene Arbeitsformen aufgeteilt. Eine aktivitätsbasierte Umgebung kann die Produktivität der darin arbeitenden Personen erhöhen, indem der wahrgenommene Fit zwischen der zu erledigenden Aufgabe und der dafür vorgesehenen Umgebung erhöht wird (Gerdenitsch et al., 2017). Wenn dies gelingt, können sich positive Effekte auf die Produktivität (Rolfö, 2018) und Gesundheit von Mitarbeitern (Candido et al., 2021) ergeben. Dies ist allerdings nicht immer der Fall. Denn aktivitätsbasierte Umgebungen, in denen weniger Abgrenzungen gegeben sind (z. B. durch Wände oder geschlossene Räume), erhöhen auch die Wahrscheinlichkeit, ungewollten Kontakt mit Kollegen zu haben. Dies trifft insbesondere dann zu, wenn wir die

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