PERSONALquarterly 03 / 22 24 SCHWERPUNKT_HR-KOMMUNIKATION Bedingt durch die Digitalisierung und beschleunigt durch die Covid-19-Pandemie hat die Virtualisierung der Arbeitswelt deutlich zugenommen. Virtualität wird am häufigsten mit zwei Dimensionen in Verbindung gebracht, zum einen mit der geografischen Verteilung von Team- oder Organisationsmitgliedern und zum anderen mit der Abhängigkeit von Technologie und elektronischen Medien für die Zusammenarbeit und Kommunikation. Aber im Gegensatz zur Arbeit in rein virtuellen Teams haben sich hybride Arbeitsmodelle herausgebildet. Diese bestehen aus einer Kombination von bürobasiertem Arbeiten und mobilem bzw. halbmobilem Arbeiten von zu Hause oder von einem anderen Ort mit geeigneter Infrastruktur, was eine orts- und auch zeitunabhängige Flexibilität der Arbeit ermöglicht (Bouncken/ Gantert, 2021). Während die Virtualisierung der Arbeitswelt sowohl für Mitarbeitende als auch für Unternehmen Vorteile mit sich bringt, wie eine erhöhte Flexibilität und Einsparungen durch Raummieten und Reisekosten, ergeben sich dadurch auch eine Reihe von Herausforderungen. Neben organisatorischen Anforderungen wie der Einrichtung der geeigneten technischen Infrastruktur liegen die Herausforderungen insbesondere in der Aufrechterhaltung und Pflege der Kommunikationsbeziehungen im Unternehmen und der Erreichung der entsprechenden Kommunikationsziele, wie die emotionale Bindung der Mitarbeitenden ans Unternehmen aufrechtzuerhalten und das Engagement zu fördern. In Zeiten zunehmender Virtualisierung und hybrider Arbeitsmodelle kann sich durch die größere räumliche Distanz zum Unternehmen leicht auch die emotionale Distanz vergrößern. Zum einen ist der physische Kontakt reduziert; zum anderen spielt es für Mitarbeitende, die mobil arbeiten, auch eine geringere Rolle, für welches Unternehmen sie nun von zu Hause oder vom Co-Working-Space aus arbeiten. Verantwortliche für die interne Unternehmenskommunikation, die von uns 2021 befragt wurden, berichteten von diesen Herausforderungen, aber auch von Lösungsmöglichkeiten, wie die emotionale Bindung und das Engagement bei zunehmend virtueller Zusammenarbeit aufrechterhalten werden kann (Stranzl/Wolfgruber/Einwiller/Brockhaus, 2021). Außerdem liefern unsere Mitarbeiterbefragungen Erkenntnisse, welchen Emotionale Bindung durch Mitarbeiterkommunikation in Zeiten von Virtualisierung Von Univ.-Prof. Dr. Sabine Einwiller (Universität Wien) Einfluss Kommunikation auf Arbeitnehmende haben kann (ebd.). Im Folgenden wird aufbauend auf den Befunden eines Forschungsprojekts1 zur Rolle der Mitarbeiterkommunikation bei zunehmend virtueller Zusammenarbeit aufgezeigt, welche Formen der Kommunikation zielführend sind und wie diese von Unternehmen bereits erfolgreich eingesetzt werden. Das Handlungsfeld der Mitarbeiterkommunikation Die Mitarbeiterkommunikation ist ein breites Handlungsfeld, das in den letzten zehn bis 15 Jahren an Bedeutung gewonnen hat und mit der Covid-19-Pandemie nochmals einen enormen Schub erfuhr. Die organisationsinterne Mitarbeiterkommunikation umfasst nach Einwiller, Sackmann und Zerfaß (2021) alle kommunikativen und informativen Vorgänge, in denen Organisationsmitglieder in ihrer Rolle als Mitarbeitende adressiert werden oder selbst kommunizieren. Die handelnden Akteure sind Topmanagerinnen und -manager und professionelle Kommunikationsabteilungen oder deren Dienstleister ebenso wie Mitarbeitende auf allen Hierarchieebenen. Die Mitarbeiterkommunikation erfüllt verschiedene Funktionen, und zwar eine Orientierungs-, Informations-, Motivations- sowie eine Integrations-/Sozialfunktion. Sie kann sehr unterschiedliche Formen annehmen und gesteuert und nicht gesteuert, formell und informell, einseitig und dialogorientiert sowie persönlich und medial vermittelt ablaufen. Abhängig davon, wer mit wem kommuniziert, werden verschiedene Bereiche der organisationsinternen Mitarbeiterkommunikation unterschieden. Die Kommunikation des Topmanagements bzw. der durch sie mandatierten Kommunikationsfachleute mit Mitarbeitenden aller Hierarchieebenen und Positionen wird als interne Unternehmenskommunikation bezeichnet. Die Verantwortlichen für diesen Bereich haben verschiedene Rollen: Sie sind Zuhörer, die Feedback aufnehmen und Stimmungsbilder einholen, und Botschafter, die durch offizielle Kommunikation alle Mitarbeitenden mitzunehmen haben und mitarbeiterbezogene Ziele wie Bindung, Motivation und Engagement fördern sollen. Außerdem fungieren sie als Befähiger oder „Enabler“, Coach und Community-Manager, um Kommunikationsprozesse im Unternehmen 1 Das Forschungsprojekt wurde gefördert von der Akademischen Gesellschaft für Unternehmensführung und Kommunikation (www.akademische-gesellschaft.com).
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