19 03 / 22 PERSONALquarterly Respekt und Vertrauen gibt Aufschluss darüber, wie stark Gemeinschaft imArbeitskontext gegenwärtig empfunden wird (VanderWeele, 2019). Diese drei Kriterien sind Ansatzpunkte, umVerbundenheit und Teamzugehörigkeit gemeinsam zu thematisieren. Auf Kommunikationsebene kann dieser integrale Prozess mithilfe von Teamnamen und Symbolik zusätzlich unterstützt werden, um so den Aufbau von Gemeinschaftsgefühl und Teamidentifikation bewusst stärken. 3.2 Teamgeist und Hilfsbereitschaft Wenn Mitarbeitende mit zuverlässiger Regelmäßigkeit über ihre Rolle hinaus im Interesse des Unternehmens und der Kollegen agieren, ist dies ein Ausdruck hoher Arbeitszufriedenheit (Rose, 2019). Aufgrund der menschlichen Tendenz zur Reziprozität ist dieses Verhalten oft begleitet von einer Kaskade an weiteren positiven Interaktionen. Wenn Hilfsbereitschaft und Teamgeist, Anerkennung entgegengebracht wird, wenn gute Taten von Personalverantwortlichen incentiviert und zelebriert werden, werden gegenwärtige und zukünftige kollektive Verhaltensweisen beeinflusst. Das Ausrufen von betriebsweiten Challenges, in denen z. B. besonders hilfsbereite Vertreter des Kollegiums nominiert werden können und so Wertschätzung erfahren, kann den vorherrschenden Verhaltenskodex und Dialog nachhaltig formen und prägen. 4. Sinnhaftigkeit Auch wenn es unterschiedliche Möglichkeiten gibt, auf welche Weise Individuen Sinnhaftigkeit erleben, haben sie stets eine Gemeinsamkeit: Sie entspringen einer Gegebenheit, die als größer als die eigene Existenz wahrgenommen und als kongruent mit den eigenen Lebensmotiven erlebt wird (Boniwell/ Tunariu, 2019). Dementsprechend kann die Zugehörigkeit zu einem Unternehmen als sinnstiftend verstanden werden. Der Aufbau eines aktiven Diskurses zum Thema Sinnempfindung im Arbeitskontext ist im wahrsten Sinne des Wortes sinnvoll. 4.1 Arbeit als Sinnstifter Die Beantwortung der eher philosophisch anmutenden Frage „Warum bin ich eigentlich hier?“ sieht das Forschungsteam Majorlein Lips-Wiersma und Lani Morris (2009) als zentral, um Arbeitsplätze zu erschaffen, die als persönlich sinnvoll angesehen werden und Mitarbeitende somit nachhaltig an ihr Unternehmen binden. Barrieren für als sinnvoll empfundene Arbeit können von Mitarbeitenden und Unternehmen ausgehen. Auf Mitarbeitendenseite sind diese oft in fehlender oder gesellschaftlich verzerrter Selbstkenntnis begründet: So verlieren Mitarbeitende, die sich ihrer eigenen Werte nicht bewusst sind, sondern gesellschaftlichen Normen folgen, die Motivation, sich in ihrem Arbeitsleben wirklich einzubringen. Wer nicht weiß, was persönlich Sinn stiftet, kann ein Leben lang beschäftigt bleiben, ohne jemals beruflich erfüllt zu sein. 2.2 Achtsamkeit Wenn man beachtet, wie zentral die Qualität des Denkens für den Arbeitserfolg ist, sollte es nicht verwunderlich sein, dass mentale Klarheit einen Indikator für Wellbeing darstellt (Zelenski, 2020). Die Praxis der Achtsamkeit erlaubt es, eine Metaebene einzunehmen und durch das Beobachten von Gedanken, Interpretationsschemata zu entdecken. Als unangenehm empfundene Zustände wie Unsicherheit, Veränderung und Volatilität, die fester Bestandteil der Arbeitswelt sind, müssen nicht mehr passiv ausgehalten werden, sondern können aktiv verarbeitet, benannt und diskutiert werden. Es entsteht dadurch eine höhere Toleranz gegenüber unangenehmen Empfindungen, wodurch die Auseinandersetzung mit inneren und äußeren Konflikten geschult wird. Unternehmen, die ihre Mitarbeitenden dabei unterstützen, diese mentalen Fähigkeiten zu praktizieren, und einen Weg finden, diese in die Unternehmenssprache und damit ins kollektive Selbstverständnis zu integrieren, können von der gestärkten Resilienz der Mitarbeitenden profitieren (Bajaj/Pande, 2015). Gelebte Präsenz im Arbeitsalltag stellt darüber hinaus eine Art Burnout-Prophylaxe dar. Eine effektive Maßnahme, um gemeinsam positive mentale Angewohnheiten zu üben, ist das Aussprechen von Einladungen für gemeinschaftliche „Mindful Walks“ oder ähnlich fokussierte Aktivitäten. 3. Beziehungen Vertrauensvolle Beziehungen sind das Fundament von effektiver Zusammenarbeit (Seligman, 2011). Jedoch geht die Wirkweise von vertrauensvollen Beziehungen weit über einen Effizienzgedanken hinaus. Sie helfen uns, über uns selbst hinaus zu wachsen und zeigen uns, was bzw. wer uns etwas bedeutet. Welche Aspekte von Beziehungen in Kontext von Unternehmen für mehr Wellbeing sorgen können und was das für die Unternehmenskommunikation bedeutet, möchten wir im Folgenden erläutern. 3.1 Zugehörigkeit und Verbundenheit Zu welchem Grad wir uns zu unserem Umfeld zugehörig und verbunden fühlen, entscheidet darüber, ob wir als Vertreter einer zutiefst sozialen Spezies aufblühen oder eingehen. Dies ist keinesfalls eine neue Botschaft. Schon vor über 20 Jahren veröffentlichte Stanford Professor Dr. Albert Bandura Erkenntnisse darüber, wie z. B. individuelle Handlungsfähigkeit kollektive Wirksamkeit beeinflusst und umgekehrt (Bandura, 2000). Dennoch ist diese Erkenntnis mit dem zunehmenden Aufbau von Distanz seit Pandemiebeginn und gleichzeitigem Abbau von Gemeinschaftsritualen aktueller denn je. In der Rückschau auf das Jahr 2021 setzte Dr. Tyler J. VanderWeele in seiner Rolle als Direktor der Harvard Human Flourishing Initiative damit nicht ohne Grund den Fokus auf den notwendigen Wiederaufbau von Gemeinschaft. Der Grad von Nähe,
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