PERSONALquarterly 03 / 22 18 SCHWERPUNKT_HR-KOMMUNIKATION den Einzelnen zuschneiden. Aus personalwirtschaftlicher Sicht ist es insbesondere ratsam, Bedingungen zu schaffen, unter denen Mitarbeitende sich mental auf ihre Arbeit einlassen können (Zelenski, 2020). Sowohl Flow-Erfahrungen als auch geschulte Achtsamkeit repräsentieren Wahrnehmungszustände, in denen Mitarbeitende vollkommen in die Gegenwart des Arbeitsprozesses vertieft sind. 2.1 Flow In einer Aufgabe zu versinken, ist ein zutiefst erfüllender Zustand. Das wissenschaftliche Erbe des 2021 verstorbenen Psychologieprofessors Mihaly Csikszentmihalyi ist das mittlerweile gut bekannte Konzept namens Flow. Im Kontext von Arbeit wird dieser Zustand in jenen Momenten erreicht, in denen die Fähigkeiten eines Mitarbeitenden und die Komplexität einer Aufgabenstellung im perfekten Einklang miteinander sind. Um dies zu ermöglichen, ist es zum einen elementar, im Rahmen von regelmäßig stattfindenden Gesprächen die individuellen Fähigkeiten der Mitarbeitenden und die Aufgabenkomplexität miteinander abzustimmen. Zum anderen können visuelle Reize gesetzt werden – das Prinzip „Nudging“ beschreibt den mehr oder weniger subtilen Versuch, ein bestimmtes Verhalten auszulösen. Attraktive Beschilderung kann z. B. auf eigens konzipierte „Flow“-Inseln aufmerksam machen und Mitarbeitende, die diese aufsuchen, kommunizieren Kollegen auf diese Weise, dass sie momentan komplett in ihrer Aufgabe abgetaucht sind. Ein gewisser Prozentsatz an Mitarbeitenden wird, abhängig von dem Verhältnis zur Führungsebene, dieses Schreiben entweder wenig ernst nehmen oder sogar als eine negative Erfahrung verbuchen. Keine, selbst die ausgeklügelste Kommunikation der Welt, kann den Graben schließen, der durch eine schlechte Beziehung und Misstrauen entsteht. Wenn jedoch die Grundpfeiler für einen vertrauensvollen Dialog stehen, schwingt das Pendel in die entgegengesetzte Richtung: Nicht die Reparatur, sondern die Stärkung von Beziehungen gelingt durch das Erleben von positiven Emotionen. Für Personalverantwortliche bedeutet dies, proaktiv Anlässe zu schaffen, um Dankbarkeit auszudrücken, für Führungskräfte, sich selbst und die Mitarbeitenden aktiv kommunikativ zu steuern und das Ausdrücken von Dankbarkeit zu ritualisieren. Forschungsergebnisse zeigen, dass Unternehmen, die diese Strategie in Teamsettings integrieren, eine positive Veränderung der Arbeitsatmosphäre bewirken können (Rose, 2019). 1.2 Mitgefühl und Wohlwollen Die Qualität von Kommunikation steht in direktem Zusammenhang mit dem Maß an Empathie und Wohlwollen, welches eine Arbeitsbeziehung prägt. Ähnlich wie Dankbarkeit kann auch Wohlwollen zu einem gewissen Grad künstlich induziert und firmenübergreifend ritualisiert werden. Aufgrund der neurophysiologisch erklärbaren Ansteckung von Gefühlen, die sich gleichzeitig in einer Annäherung von Verhaltensmustern zeigt, können positive Emotionen zu kollektiven positiven Handlungsweisen führen (Herrando/Constantinides, 2021). Da dieser Prozess genauso bei negativen Emotionen in Gang gesetzt wird und aufgrund der evolutionär begründeten Negativitätsfixierung tendenziell noch einflussreicher wirkt, ist es aus Personalersicht sinnvoll, proaktiv Impulse für positive Emotionen zu setzen. Eine validierte Intervention, die auf einen Anstieg von mehr Mitgefühl und Wohlwollen abzielt, trägt die Abkürzung „RAOK“ und ist mittlerweile fester Bestandteil der Popkultur. Wissenschaftliche Experimente haben gezeigt, dass sich die sog. „Random Acts of Kindness“ sowohl positiv auf die Emotionen der Gebenden als auch der Empfangenden auswirken (Pressman et al., 2015). Es scheint also lohnenswert, firmenintern Anlässe zu schaffen, an denen sich Kollegen etwas Gutes tun, und dabei offenbleibt, wer genau der Wohltäter war. 2. Engagement Unter welchen Voraussetzungen Mitarbeitende hohe Leistungsbereitschaft zeigen, lässt Rückschlüsse darauf zu, wie Engagement individuell gefördert werden kann. Engagierte Mitarbeitende sind intrinsisch motiviert, ihnen macht ihre Tätigkeit Spaß und sie gehen ihrer Arbeit daher gerne nach (Graves et al., 2012). Personalverantwortliche, die im Personalgespräch Tätigkeitsbereiche identifizieren, die Mitarbeitende intrinsisch motivieren, können Arbeitsprozesse bewusster auf Abb. 2: Formel für eine optimale Auslastung von Mitarbeitenden: Komplexität und Fähigkeit befinden sich im Einklang miteinander Quelle: Eigene Darstellung, in Anlehnung an Csikszentmihalyis Flow-Theorie „Flow-Erfahrung“ = starkes Engagement Fähigkeiten des Mitarbeitenden Unterforderung Überforderung Aufgabenkomplexität
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